BSE - Bovine Spongiforme Enzephalopathie

Die Bovine Spongiforme Enzepahalopathie (BSE) ist eine schwammartige (spongiforme) Rückbildung der Gehirnsubstanz bei Rindern.

BSE gehört, wie auch Scrapie (Traberkrankheit von Schaf und Ziege), zur Gruppe der "transmissiblen spongiformen Enzephalopathien" und damit einer Gruppe von Krankheiten, die das Gehirn und das Nervensystem von Menschen und Tieren befallen. Diese Krankheiten zeichnen sich durch eine Degeneration des Gehirngewebes aus, das sich schwammartig verändert.

Bei BSE handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die Anzeigepflicht für BSE wurde in Deutschland im Jahr 1991 eingeführt. Bereits Anzeichen, die diese Krankheit befürchten lassen, müssen unverzüglich bei der zuständigen Veterinärbehörde angezeigt werden.

Ursächlich für diese Art der Erkrankung sind Erreger, die sich weder Viren noch Bakterien zuordnen lassen. Es handelt sich nach derzeitigem Erkenntnisstand um infektiöse Proteine ("Prione"). Als gemeinhin akzeptierte Ursache werden infektiöse Proteine, sogenannte Prionen angenommen, die aus einer fehlgefalteten Form des wirtseigenen Prionproteins bestehen. Zwischen Infektion und dem ersten Auftreten von Symptomen vergehen mehrere Jahre. Die Krankheit endet immer tödlich.

Die wichtigsten Krankheitserscheinungen beim Rind sind:

  • Verhaltensänderungen, wie Nervosität, Ängstlichkeit und Schreckhaftigkeit,
  • Bewegungsstörungen und Koordinationsschwierigkeiten, im Endstadium Festliegen
  • Sensibilitätsstörungen, wie Überempfindlichkeit auf Berührung, Lärm und Licht.

Seit 1986 sind in Großbritannien BSE-Infektionen erstmals in größerem Maß aufgetreten, insgesamt wurden dort mehr als 180.000 Fälle von BSE diagnostiziert und es wird sogar vermutet, dass sich insgesamt mehr als drei Millionen Rinder in Großbritannien mit dem BSE-Erreger infizierten. Unzureichend erhitztes Fleisch- und Knochenmehl („Tiermehl“) wird als Ursache für die Übertragung des Erregers vermutet.

Am 24. November 2000 wurde BSE erstmals bei einem in Deutschland geborenen Rind bestätigt. Bis heute wurden in Deutschland 413 Fälle von klassischer BSE und zwei Fälle von atypischer BSE bestätigt (beide im Jahr 2014, zuletzt am 5. Februar 2014 bei einer elfjährigen Milchkuh). Im Gegensatz zu der klassischen BSE tritt die atypische BSE in seltenen Fällen spontan bei älteren Tieren auf.

Tiergesundheit auch für den Menschen wichtig

Der Ausbruch von BSE hat die große Bedeutung der Tiergesundheit auch für den Menschen mehr ins Bewusstsein gerückt. Höchstwahrscheinlich kann BSE durch Lebensmittel übertragen werden und beim Menschen die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJK) auslösen. Dass in Deutschland bislang kein Fall von vCJK aufgetreten ist, ist auch auf das umfangreiche Kontroll- und Sicherheitspaket zurückzuführen.

Umfangreiches Maßnahmenpaket führte zur Eindämmung der Seuche

Obwohl die Zahl der in der Europäischen Union entdeckten BSE-Infektionen in den vergangenen Jahren gesunken ist, bleibt das Thema BSE ein wichtiger Bereich der Risikovorsorge von Bund und Ländern. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat bislang alles nach aktuellem Kenntnisstand Mögliche und Sinnvolle getan, um BSE weiter einzudämmen.

Zu den zentralen Maßnahmen nach den Ausbrüchen der Tierseuche in Deutschland zählen die Einführung eines bundesweiten Systems zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit sowie neue Rechtsvorschriften, wie u.a. das Verfütterungsverbot von verarbeitetem tierischem Protein an Wiederkäuer und an andere Nutztiere. Das nach der BSE – Krise neu gegründete Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) haben sich bewährt und sind zu einem wichtigen Bestandteil des Lebensmittelsicherheitssystems in Deutschland geworden. In den Bundesländern haben die zuständigen Lebensmittel-, Futtermittel- und Veterinärüberwachungsbehörden ihre Kontrollen angepasst.

Weitere Maßnahmen im Überblick:

  • Erkrankte Rinder werden unter hohen Sicherheitsauflagen entsorgt.
  • Strenge Futtermittelvorschriften wurden erlassen. Bislang ist EU-weit die Verfütterung von aus Wiederkäuern gewonnenen Proteinen an landwirtschaftliche Nutztiere verboten.
  • Bei der Schlachtung werden bestimmte Organe von Rindern als spezifiziertes Risikomaterial eingestuft und müssen entfernt werden.
  • Ab dem 1.1.2001 wurde in der EU die Verpflichtung eingeführt, alle über 30 Monate alten, für den menschlichen Verzehr geschlachteten Rinder mit BSE-Schnelltests zu untersuchen. Angesichts der Feststellung auch jüngerer BSE-Fälle in Deutschland galt hierzulande bis zum Jahr 2006 sogar eine Testaltersgrenze von 24 Monaten. Als Folge des deutlichen Rückgangs der BSE-Fälle in der EU und dem grundsätzlichen Ausbleiben von Fällen bei Rindern, die nach der Implementierung der Verfütterungsverbote u.a. von verarbeitetem tierischem Protein an Wiederkäuer und andere Nutztiere an lebensmittelliefernde Tiere geboren waren, wurde die Testaltersgrenze in der EU schrittweise zunächst auf 48 Monate und ab dem Juli 2011 auf 72 Monate angehoben. Nach EU-Recht können die Mitgliedstaaten seit dem 1. Januar 2013 vollständig auf systematische Testungen von gesundgeschlachteten Rindern auf BSE verzichten. Am 20. Juli 2013 wurde das Testalter von 72 auf 96 Monate angehoben. Mit der Verordnung vom 21. April 2015 (BGBl. I S. 615) wurde nunmehr die BSE-Untersuchungsverordnung aufgehoben. Damit entfällt mit Wirkung vom 28. April 2015 die verpflichtende systematische Untersuchung der gesundgeschlachteten Rinder auf BSE.

Diese Regelungen werden regelmäßig auf ihre Angemessenheit überprüft und an das sich veränderte Risiko angepasst.

BSE Schnelltests

Das BMEL hat als Reaktion auf die Tierseuche zahlreiche Forschungsvorhaben initiiert. Am Friedrich-Loeffler-Institut wurde zur Verstärkung der Forschung das Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger (INNT) gegründet. Im Rahmen der Forschungsarbeiten des INNT startete im Geschäftsbereich des BMEL Ende 2002 eine weltweit einzigartige BSE-Studie an Rindern. Sie brachte wichtige Erkenntnisse zum Weg des Erregers von der oralen Aufnahme von kontaminiertem Futtermaterial über die Nervenwege bis zum Gehirn der Rinder. Diese Erkenntnisse sind für den vorsorglichen Verbraucherschutz unverzichtbar, da basierend darauf die Liste der spezifizierten Risikomaterialien überprüft werden konnte. Weiterhin ergaben die Untersuchungen, dass die Gewebe, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind, bis zum Ausbruch klinischer BSE-Symptome nach derzeitigem Stand des Wissens frei vom BSE-Erreger bleiben.

Qualitätskontrollen entlang der gesamten Lebensmittelkette

Ein spezielles System mit Kennzeichnungsvorschriften und Qualitätskontrollen entlang der gesamten Lebensmittelkette soll die Rückverfolgbarkeit von Tieren und Lebensmitteln vom Acker bis auf den Teller garantieren und für die Verbraucherinnen und Verbraucher den größtmöglichen Sicherheitsstandard bei ihren Lebensmitteln gewährleisten.

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