EU-Minister einigen sich auf Fischfangquoten in der Ostsee
Der Rat der EU-Fischereiminister hat am 10. Oktober 2017 in Luxemburg die Fischfangquoten in der Ostsee für das Jahr 2018 beschlossen. Basis ist der Ostsee-Mehrjahresplan, den das Europäische Parlament und der Rat 2016 verabschiedet hatten.
Quelle: TI - Christopher Zimmermann
Nach schwierigen Verhandlungen ist aus Sicht von Bundesminister Christian Schmidt ein tragfähiger Kompromiss erreicht worden: "Forderungen nach weitreichenderer Quotenkürzung für Dorsch, Hering und Scholle konnten wir im Fischereirat abwenden." Die notwendigen Quotenkürzungen seien zwar schmerzlich für die deutschen Ostseefischer, aber: "Nur gute Bestände sichern langfristig die wirtschaftliche Perspektive der Ostseefischerei.“
Bei Hering in der zentralen Ostsee und bei Sprotte werden die Fangmengen erneut erhöht, und zwar um 15 beziehungsweise ein Prozent. Beim Lachs erfolgt nur eine geringe Senkung um fünf Prozent.
Beschlüsse zum Schutz des Aals fassten die Fischereiminister noch nicht. Vielmehr forderten sie die EU-Kommission auf, bis zum Fischereirat im Dezember 2017 einen umfassenden Vorschlag vorzulegen, der alle EU-Gewässer umfasst und der auch die Anstrengungen der einzelnen Mitgliedstaaten im Rahmen ihrer nationalen Aal-Managementpläne berücksichtigt.
Der Einigung über die Fangmengen waren intensive Verhandlungen der Ostsee-Anrainerstaaten vorausgegangen, die im regionalen Gremium BALTFISH-Gruppe organisiert sind. Anders als unter deutschem Vorsitz im vergangenen Jahr war es dieses Mal allerdings nicht gelungen, hier eine Einigung zu erzielen. Dennoch wurden durch die BALTFISH-Gruppe bereits die Weichen für die flankierenden Maßnahmen zur Erholung der beiden Dorschbestände gestellt. Dazu zählen insbesondere die Schonzeiten für die Bestände und entsprechende Ausnahmen für die kleine Küstenfischerei.
Dorsch: Quotenreduzierungen werden von weiteren Maßnahmen flankiert
Um die Erholung der beiden Dorschbestände zu unterstützen, bleibt die Fangmenge in der westlichen Ostsee auf dem niedrigen Vorjahresniveau und die Fangmenge in der östlichen Ostsee wird um weitere acht Prozent abgesenkt. Als ergänzende Maßnahmen wurden die Fortführung der Schonzeit für den westlichen Dorsch im Februar/März sowie die Wiedereinführung der Schonzeit für den östlichen Dorsch im August/September beschlossen.
Darüber hinaus bleibt es bei den 2016 eingeführten Beschränkungen für die Freizeitfischerei: Die Höchstfangmenge für Angler beträgt grundsätzlich fünf Dorsche pro Tag, in der Schonzeit (vom 1. Februar bis 31. März 2018) wird sie auf drei Dorsche pro Tag gesenkt.
Schmidt kündigt Hilfen für betroffene Fischer an
Bundesminister Schmidt kündigte angesichts der deutlichen Einschnitte bei den Fangmengen für Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee an, die betroffenen Fischer beim Überbrücken der schwierigen Situation zu unterstützen: "Beim Ziel der nachhaltigen Bewirtschaftung der Fischbestände in der Ostsee dürfen wir die Existenzsicherung der Ostseefischerei aber nicht aus den Augen verlieren. Deshalb werden wir auch im kommenden Jahr unsere finanzielle Unterstützung der Fischer fortsetzen."
Hierzu sollen 2018 in Abstimmung mit der Europäischen Kommission Maßnahmen zur vorübergehenden Stilllegung von Fischereifahrzeugen, die Dorsch und Hering fangen, aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds gefördert werden. Die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen sowie die für die betroffenen Fischer vorgesehenen Unterstützungsleistungen bei Stilllegung ihrer Fischereifahrzeuge werden derzeit vorbereitet. Die Unterstützungsleistungen werden anteilig zu je 50 Prozent mit EU- und Bundesmitteln finanziert.
Hintergrund
Über die Gesamtfangmengen und Quoten entscheidet nach dem Lissabon-Vertrag allein der Rat. Eine Befassung des Europäischen Parlaments ist nicht vorgesehen. Grundlage der Vorschläge für die Fangmöglichkeiten 2017 sind die wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung(ICES).
Im Einzelnen hat der Rat folgende Gesamtfangmengen und Quoten beschlossen:
Für Deutschland relevante Gesamtfangmengen (TAC) und Quoten Ostsee 2018 | |||||
EU-Gesamtfangmenge 2017 | Deutsche Quote 2017 | EU-Gesamtfangmenge 2018 | Deutsche Quote 2018 | Anpassung 2017/2018 | |
in Tonnen (t), Lachs: Stückzahl | in Prozent | ||||
Hering westliche Ostsee (Gebiete 22-24) | 28.401 | 15.670 | 17.309 | 9.559 | - 39 |
Hering östliche Ostsee (Gebiete 25-27 etc.) | 191.129 | 1.115 | 229.355 | 1.338 | + 20 |
Dorsch westliche Ostsee (Gebiete 22-24) | 5.597 | 1.194 | 5.597 | 1.194 | 0 |
Dorsch östliche Ostsee (Gebiete 25-32) | 30.857 | 2.820 | 28.388 | 2.594 | - 8 |
Scholle | 7.862 | 626 | 7.076 | 563 | - 10 |
Sprotte | 260.993 | 16.310 | 262.310 | 16.473 | + 1 |
Lachs Gebiete 22-31 (Stückzahl) | 95.928 | 2.212 | 91.132 | 2.101 | - 5 |
- Stand:
- 11.10.17
Zum Thema
Publikationen
Links
- Fischerei in Deutschland
- Informationsportal "Fischbestände online"
- Aufgaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Bereich Fischerei
- Thünen-Institut: Fachinstitute für Fischerei
- Reforming the Common Fisheries Policy: Informationen der EU-Kommission Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und Fischerei
- Internationaler Rat für Meeresforschung (ICES)
- Internationale Walfang-Kommission (IWC)