Über 300 Jahre forstliche Nachhaltigkeit

Woher kommt der Begriff und was heißt nachhaltig wirtschaften?

Der sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz gilt als Schöpfer des Begriffs "Nachhaltigkeit". Vor mehr als 300 Jahren schrieb er die Idee des nachhaltigen Umgangs mit Rohstoffen nieder.

Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714) war Oberberghauptmann am kursächsischen Oberbergamt in Freiberg. Angesichts einer drohenden Holzverknappung und Ausbeutung der Wälder am Ende des 17. Jahrhunderts formulierte von Carlowitz 1713 in seinem Werk "Sylvicultura oeconomica" erstmals, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung wieder nachwachsen kann. Damit legte er den Grundstein für die deutsche Forstwirtschaft und das Prinzip des nachhaltigen Umgangs mit Rohstoffen.

Anders als 1713 ist der Wald in Deutschland heute gesetzlich vor Übernutzungen und Rodungen geschützt. Heute, über 300 Jahre später, ist das Prinzip der Nachhaltigkeit nicht nur im Bundeswaldgesetz sowie den Waldgesetzen der Länder fest verankert, sondern der zentrale Grundsatz der Forstwirtschaft in Deutschland.

Der Wald ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen und damit wichtig für die Biodiversität, aber er ist auch für viele Menschen Arbeitsplatz und Erholungsraum.

Auch international übernimmt Deutschland Verantwortung für eine nachhaltige Waldwirtschaft: In vielen Teilen der Welt ist auch heute noch eine raubbauartige oder gar illegale Waldnutzung weit verbreitet. Produkte aus dieser waldschädigenden Nutzung erreichen auch Deutschland und die Europäische Union. Um diesem Raubbau entgegenzuwirken, regelt die Beschaffungs-Richtlinie des Bundes für Holz, dass nur Waren aus zertifizierter nachhaltiger Waldbewirtschaftung beschafft werden dürfen. Zudem wurde mit dem Holzhandels-Sicherungs-Gesetz bereits 2013 ein Gesetz verabschiedet, das die EU-Verordnung gegen den Handel mit Produkten aus illegalem Holzeinschlag (EU-Timber-Regulation, EUTR) in nationales Recht umsetzt. Seither wurden am Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte die Kontrollmethoden zur Überprüfung von Holzarten und Holzherkünften, selbst für schwierige Fälle wie Faserplatten, Holzkohle und Papier, stetig weiter verbessert.

Mit der EU-Verordnung gegen Entwaldung wird der internationale Waldschutz 2023 weiter verstärkt, indem EUTR und Holzhandelssicherungsgesetz durch neue, weitergehende Regelungen ersetzt werden. Diese nehmen auch die Zerstörung von Wald für landwirtschaftliche Produktion in den Blick. Die neue Verordnung ist ab Ende 2024 anzuwenden und sieht vor, dass relevante Rohstoffe und Produkte nur auf dem Binnenmarkt angeboten werden dürfen, wenn sie entwaldungs- und waldschädigungsfrei sowie gleichzeitig im Einklang mit den Gesetzen des Ursprungslands produziert worden sind. Der Regelungsbereich der Verordnung umfasst dabei über Holz hinaus die Rohstoffe Soja, Palmöl, Rinder, Kaffee, Kakao und Kautschuk.

Die Bundesregierung legt auf die Thematik Nachhaltigkeit höchsten Wert. Bereits vor mehr als 20 Jahren wurde die nationale Nachhaltigkeitsstrategie – heute Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie – ins Leben gerufen, die sich seitdem ständig weiterentwickelt. Mit der Strategie soll eine Zukunft ermöglicht werden, bei der Natur und Klima geschützt werden, weniger Menschen Not leiden und die Gesellschaft zusammenhält. Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie sind die sechs Transformationsbereiche, darunter auch der Bereich nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme. Insbesondere im Lichte dieses Schwerpunkts arbeitet das BMEL in allen Fachabteilungen im Sinne der nachhaltigen Entwicklung.

Mit der Etablierung des Rates für nachhaltige Entwicklung zeigt die Bundesregierung auch, wie wichtig es ist, unsere Lebensgrundlagen auch für die kommenden Generationen zu bewahren:
„Vor 20 Jahren als wir mit der Arbeit im Rat begonnen haben, kannte nur eine kleine Minderheit in unserer Gesellschaft den Begriff „Nachhaltigkeit“. Heute ist er in aller Munde. Jetzt ist es mehr denn je Aufgabe des Rates, dafür Sorge zu tragen, dass Nachhaltigkeit nicht zum bloßen Marketing verkommt.“ (
Dr. Volker Hauff – ehem. Vorsitzender RNE)

Das Thema Nachhaltigkeit ist heute fest im Alltag angekommen. Nicht nur Unternehmen versuchen dabei vermehrt ihre Produktion verstärkt auf nachhaltige Methoden auszurichten, auch Verbraucherinnen und Verbraucher entwickeln hier zunehmend ein Bewusstsein ihre Kaufentscheidungen. Vielfach werden die Folgen des Konsums auf Umwelt, Klima und Mensch transparenter und besser sichtbar.

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