Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2024

Im Rahmen der Waldzustandserhebung (WZE) wird in jährlichen Stichprobenerhebungen der Kronenzustand und damit die Vitalität deutscher Wälder bewertet. So können Veränderungen und Risiken erkannt und wichtige Entscheidungen zum Schutz des Waldes getroffen werden. Die Ergebnisse der WZE haben sich im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig geändert und zeigen, dass sich der Wald – trotz der relativ günstigen Witterung des Jahres 2024 und des Vorjahres 2023 – bislang immer noch nicht von den Folgen der extrem trocken-heißen Sommer 2018 bis 2020 erholt hat.

Zusammenfassung

Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands (11,5 Mio. Hektar) ist mit Wald bedeckt. Die häufigsten Baumarten in Deutschland in den meistens gemischten Wäldern sind die Nadelbäume Fichte (20,9 %) und Kiefer (21,8 %), gefolgt von den Laubbäumen Buche (16,6 %) und Eiche (11,5 %) (Quelle: BWI 2022).

21 Prozent der untersuchten Bäume in unseren Wäldern sind ohne Kronenschaden.

Der belaubte Kronenzustand der Waldbäume gilt als wichtiger Weiser für ihre Vitalität. Der Kronenzustand der Waldbäume hat sich im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Nach wie vor ist eine hohe Kronenverlichtung bei allen Arten zu verzeichnen: Die Anteile der Schadstufe „deutliche Kronenverlichtung“ (36 %) und der „Warnstufe“ (43 %) sind weiterhin auf hohem Niveau.

Überdurchschnittlich betroffen sind ältere Bäume über 60 Jahre. Der Anteil der Bäume mit deutlicher Kronenverlichtung liegt hier bei 43 %, bei denen unter 60 Jahren dagegen nur bei 16 %.

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2024 im Einzelnen

In die Erhebung 2024 sind 9816 Probebäume auf 409 Probepunkten eingegangen. Bei der Erhebung werden 38 Baumarten erfasst. Hiervon entfallen rund 80 % auf die vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche (Stiel- und Trauben-Eiche werden gemeinsam ausgewertet). Alle übrigen Baumarten werden für die statistische Auswertung zu den Gruppen „andere Nadelbäume“ und „andere Laubbäume“ zusammengefasst. Rund 73 % der aufgenommenen Bäume sind älter als 60 Jahre.

Beurteilungsmaßstab für die Waldzustandserhebung ist die Verlichtung der Baumkronen im Vergleich zu einer voll belaubten bzw. benadelten Krone. 0 % Verlichtung bedeutet eine voll belaubte Krone, 40 % Verlichtung bedeutet: Gegenüber einer voll belaubten Krone fehlen 40 % der Blattmasse bzw. es sind nur 60 % der normalerweise zu erwartenden Blattmasse vorhanden.

Definition der Schadstufen:
SchadstufeVerlichtungBezeichnung
00-10 %Ohne Kronenverlichtung
111-25 %Warnstufe (schwache Kronenverlichtung)
226-60 %Mittelstarke Kronenverlichtung
361-99 %Starke Kronenverlichtung
4100 %Abgestorben

Fichte

Bei der Fichte ist eine leichte Verbesserung der mittleren Kronenverlichtung festzustellen (von 28,6 auf 27,2%). Dies kann allerdings ein Effekt des flächendeckenden Absterbens der Fichten sein, da abgestorbene Bäume in der Stichprobe durch neue Bäume am Aufnahmepunkt ersetzt werden.

Kiefer

Die mittlere Kronenverlichtung bleibt bei Kiefer bei 22,5 % gegenüber dem Vorjahr auf etwa gleichem Niveau. Die Kiefer weist unter den betrachteten Artengruppen den besten durchschnittlichen Kronenzustand auf, auch wenn seit 2019 insgesamt eine deutliche Verschlechterung zu erkennen ist.

Buche

Bei der Buche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung mit 46 % auf dem Niveau des Vorjahres geblieben. Der Anteil ohne Verlichtungen hat sich mit 18 % (vgl. 2023: 15 %) leicht verbessert. Die mittlere Kronenverlichtung ist mit 28,5 % unverändert.

Eiche

Eine zunehmende Verschlechterung ist bei der Eiche festzustellen, von 27,6 % im letzten Jahr auf 29,3 %. Im Vergleich ist die Eiche die Baumart mit der höchsten mittleren Kronenverlichtung 2024.

Ein auffällig hoher Anteil von 51 % weist deutliche Kronenverlichtungen auf, 33 % befinden sich in der Warnstufe und nur 16 % weisen keine Kronenverlichtung auf. Hierzu hat maßgeblich der Befall durch Insekten und Pilze beigetragen: insbesondere Schäden durch den Eichenprachtkäfer spielten 2024 in einigen Gebieten eine bedeutende Rolle. Die Eiche ist aber auch die durchschnittlich älteste Baumart und somit besonders anfällig für biotische und abiotische Schäden.

Hintergrundinformation zur Waldzustandserhebung

Die bundesweite Waldzustandserhebung wird seit 1984 jährlich von den Ländern auf einem systematischen Netz von Stichproben durchgeführt. Das Bundesergebnis wird aus den von den Ländern bereitgestellten Rohdaten am Institut für Waldökosysteme des Johann Heinrich von Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, berechnet.

Durch die jährlichen Stichprobenerhebungen des Kronenzustands können Veränderungen erkannt und Risiken bewertet werden. Die Informationen sind eine wichtige Grundlage für forst- und umweltpolitische Entscheidungen zum Schutz des Waldes.

Rechtsgrundlage für die Waldzustandserhebung

Die Waldzustandserhebung ist Teil des forstlichen Umweltmonitorings und eine der Walderhebungen nach § 41a Bundeswaldgesetz. Die auf § 41 a Absatz 6 BWaldG gestützte Verordnung über Erhebungen zum forstlichen Umweltmonitoring (ForUmV) ist am 1. Januar 2014 in Kraft getreten.

Waldzustand hängt von verschiedenen Faktoren ab

Auf den Waldzustand wirken verschiedene Faktoren ein, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken oder abschwächen können. Hierzu gehören das Baumalter und die Veranlagung der einzelnen Bäume, die gegenwärtige und frühere Bewirtschaftung, Standortfaktoren, das Auftreten von Schadorganismen, der Eintrag von Luftschadstoffen und anderes. Einen starken Einfluss hat die Witterung. Abhängig vom Ausmaß und von der Geschwindigkeit, mit der sie sich vollzieht, führt die Klimaänderung zu zusätzlichen Risiken für den Wald.

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Wälder spielen wichtige Rolle im Klimaschutz

Die Wälder reagieren nicht nur sensibel auf den Klimawandel, sondern spielen zugleich eine wichtige Rolle im Klimaschutz: Die deutschen Wälder leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Sie gehören mit durchschnittlich 335 Kubikmetern Holz pro Hektar zu den vorratsreichsten in Europa.

Der Wald ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher in Deutschland. 1.184 Mio. Tonnen Kohlenstoff (108 Tonnen Kohlenstoff je Hektar) sind derzeit in den lebenden Bäumen gebunden. Im Totholz sind weitere 46,1 Mio. Tonnen Kohlenstoff gebunden. (Quelle: BWI 2022).

Die Bodenzustandserhebung im Wald gibt für die Streuauflage und den Mineralboden bis 30 Zentimeter Tiefe einen Vorrat von weiteren 850 Millionen Tonnen Kohlenstoff an. Bezieht man den darunterliegenden Boden bis 90 Zentimeter Tiefe mit ein, dann übertrifft der Kohlenstoffvorrat im Boden sogar jenen, der in den Bäumen gespeichert ist.

Durch die Speicherung von Kohlenstoff in langlebigen Holzprodukten wird diese positive Klimawirkung der Wälder weitergetragen. Jeder Kubikmeter Holz enthält etwa 0,3 Tonnen Kohlenstoff, der in Produkten wie Holzhäusern oder Möbeln jahrzehntelang gebunden ist. Wenn Holz dabei energieintensive Materialien wie Zement oder Stahl ersetzt, werden Treibhausgasemissionen, die bei der Produktion dieser Materialien entstehen, in erheblichem Ausmaß eingespart. Hinzu kommt die energetische Verwendung von Holz, die einen Beitrag zur Verringerung des Einsatzes fossiler Brennstoffe leistet.

Seit 2017 ist der Wald v. a. durch den Verlust an lebender Biomasse durch die Klimakrise zur Quelle geworden. Daher ist es umso wichtiger, den Wald als Kohlenstoffspeicher zu schützen und an den Klimawandel anzupassen. Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft leistet damit einen bedeutsamen Beitrag zum Klimaschutz. Die Wälder für den Klimawandel zu rüsten, ihre Resilienz zu stärken, ist eine wichtige Aufgabe, um ihren Erhalt auch für die nächsten Generationen zu sichern.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Website zur Bundeswaldinventur.

Der Waldzustand in den Bundesländern 2024

Das Bundesergebnis wird aus den Daten berechnet, die von den zuständigen Stellen der Länder auf dem bundesweiten 16 Kilometer-mal-16 Kilometer-Netz erhoben werden. Die meisten Länder haben das Stichprobennetz verdichtet, um auch auf Landesebene zu gesicherten Ergebnissen zu kommen. Ein Überblick über die Länderergebnisse wurde in die Broschüre "Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2024" aufgenommen (Tabelle 10 "Waldzustand in den Ländern").

Ergebnisse als Grafik und Tabellen sind auch hier zum Download verfügbar.

Erschienen am im Format Artikel

Veröffentlichungen zum Waldzustand 2007 bis 2023

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