Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022

In jährlichen Stichprobenerhebungen wird der Kronenzustand deutscher Wälder bewertet. Dadurch können Veränderungen und Risiken erkannt und wichtige Entscheidungen zum Schutz des Waldes getroffen werden.

Zusammenfassung

Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands (11,4 Millionen Hektar) ist mit Wald bedeckt. Die häufigsten Baumarten in Deutschland in den meistens gemischten Wäldern sind die Nadelbäume Fichte (25 %) und Kiefer (23 %), gefolgt von den Laubbäumen Buche (16 %) und Eiche (10 %) (Quelle: Kohlenstoffinventur 2017).

21 Prozent der untersuchten Bäume in unseren Wäldern sind ohne Kronenschaden.

Der belaubte Kronenzustand der Waldbäume gilt als wichtiger Weiser für ihre Vitalität. Der Kronenzustand der Waldbäume hat sich im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Nach wie vor ist eine hohe Kronenverlichtung bei allen Arten zu verzeichnen. Die mittlere Kronenverlichtung ist im Durchschnitt aller Baumarten von 26,7 % auf 25,9 % nur geringfügig gesunken. Der Anteil aller Bäume, die keine Kronenverlichtung aufweisen, liegt wie im Jahr 2021 bei 20,8 %.

Das Jahr 2022 war erneut zu trocken und zu warm. Auch die nassen Monate Februar und September konnten das Wasserdefizit des Sommers in unserem Wald nicht kompensieren.

Insgesamt befinden sich die Schäden weiterhin auf einem sehr hohen Niveau und haben sich je nach Baumart im Vergleich zum Vorjahr gar nicht oder nur sehr geringfügig verändert, es haben sich keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustandes eingestellt, aber auch keine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu 2021. Im Jahr 2022 gab es einen neuen Höchststand bei der Ausscheiderate aus der Stichprobe (6,7%). Vor allem unsere älteren Bäume über 60 Jahre sind von Schaderscheinungen betroffen, doch auch bei den jüngeren Bäumen zeigt sich ein negativer Trend.

Alle Baumarten haben 2022 mehr Früchte, also Samen gebildet. Eine sehr starke Fruchtbildung blieb jedoch aus.

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 im Einzelnen

In die Erhebung 2022 sind 9727 Probebäume auf 409 Probepunkten eingegangen. Bei der Erhebung werden 38 Baumarten erfasst. Hiervon entfallen rund 80 % auf die vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche (Stiel- und Trauben-Eiche werden gemeinsam ausgewertet). Alle übrigen Baumarten werden für die statistische Auswertung zu den Gruppen „andere Nadelbäume“ und „andere Laubbäume“ zusammengefasst. Rund 73 % der aufgenommenen Bäume sind älter als 60 Jahre.

Beurteilungsmaßstab für die Waldzustandserhebung ist die Verlichtung der Baumkronen im Vergleich zu einer voll belaubten bzw. benadelten Krone. 0 % Verlichtung bedeutet eine voll belaubte Krone, 40 % Verlichtung bedeutet: Gegenüber einer voll belaubten Krone fehlen 40 % der Blattmasse bzw. es sind nur 60 % der normalerweise zu erwartenden Blattmasse vorhanden.

Defintion der Schadstufen:
SchadstufeVerlichtungBezeichnung
00-10 %Ohne Kronenverlichtung
111-25 %Warnstufe (schwache Kronenverlichtung)
226-60 %Mittelstarke Kronenverlichtung
361-99 %Starke Kronenverlichtung
4100 %Abgestorben

Fichte

Bei der Fichte ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 46 % auf 40 % gesunken, dies geht jedoch teilweise auf das Absterben von Bäumen mit schlechtem Zustand zurück. Auf die Warnstufe entfielen 36 % (vgl. 2021: 32 %). Ohne Verlichtungen waren 24 % (vgl. 2021: 22 %). Die mittlere Kronenverlichtung ist mit 29,6 % fast unverändert. Im Vergleich zu den anderen Baumarten weist die Fichte die höchste Mortalitätsrate auf (4,4 %). Im Gegensatz zum Vorjahr zeigt die Fichte eine stärkere Fruchtbildung und befindet sich damit auf höherem Niveau als im Jahr 2021.

Kiefer

Im Vergleich zum Vorjahr ist bei der Kiefer der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 25 % auf 28 % gestiegen. Im Vergleich zu 2018 hat sich der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen um 13 Prozentpunkte deutlich erhöht. Auf die Warnstufe entfielen unverändert 59 % (vgl. 2021: 59 %). Ohne Verlichtungen waren nur noch historisch niedrige 13 % (vgl. 2021: 16 %). Die mittlere Kronenverlichtung steigt 2022 um einen Prozentpunkt auf 23,9 %. Die Fruchtbildung der Kiefer ist im Vergleich zu 2021 leicht gestiegen. So fruktifizierten 56 % aller Bäume, davon circa 21 % mittel und 9 % stark.

Buche

Bei der Buche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen mit 45 % auf dem Niveau des Vorjahres. Auf die Warnstufe entfielen 34 % (vgl. 2021: 39 %). Der Anteil ohne Verlichtungen hat sich mit 21 % (vgl. 2021: 16 %) verbessert. Die mittlere Kronenverlichtung hat sich leicht verbessert auf 27,5 %. Die Ergebnisse zeigen, dass 28 % der Buchen fruktifiziert haben. Dies war ein höherer Anteil als im Vorjahr, aber deutlich geringer als in den Mastjahren 2018 und 2020.

Eiche

Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 41 % auf 40 % leicht gesunken. Der Anteil der Warnstufe stieg dagegen auf 41 % (vgl. 2021: 40 %). Ohne Verlichtungen waren unverändert 19 % (vgl. 2021: 19 %). Die mittlere Kronenverlichtung ist von 26,9 % auf 26,1 % geringfügig gesunken. Die Fruchtbildung der Eiche ist im Vergleich zu 2021 stärker.

Hintergrundinformation zur Waldzustandserhebung

Die Waldzustandserhebung 2022

Broschürencover, das baumbewachsene Hügel im Sonnenschein zeigt. Titeltext: Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2021 Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022
© BMEL

Zum Download als Broschüre:

Die bundesweite Waldzustandserhebung wird seit 1984 jährlich von den Ländern auf einem systematischen Netz von Stichproben durchgeführt. Das Bundesergebnis wird aus den von den Ländern bereitgestellten Rohdaten am Institut für Waldökosysteme des Johann Heinrich von Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, berechnet.

Durch die jährlichen Stichprobenerhebungen des Kronenzustands können Veränderungen erkannt und Risiken bewertet werden. Die Informationen sind eine wichtige Grundlage für forst- und umweltpolitische Entscheidungen zum Schutz des Waldes.

Rechtsgrundlage für die Waldzustandserhebung

Die Waldzustandserhebung ist Teil des forstlichen Umweltmonitorings und eine der Walderhebungen nach § 41a Bundeswaldgesetz. Die auf § 41 a Absatz 6 BWaldG gestützte Verordnung über Erhebungen zum forstlichen Umweltmonitoring (ForUmV) ist am 1. Januar 2014 in Kraft getreten.

Waldzustand hängt von verschiedenen Faktoren ab

Auf den Waldzustand wirken verschiedene Faktoren ein, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken oder abschwächen können. Hierzu gehören das Baumalter und die Veranlagung der einzelnen Bäume, die gegenwärtige und frühere Bewirtschaftung, Standortfaktoren, das Auftreten von Schadorganismen, der Eintrag von Luftschadstoffen und anderes. Einen starken Einfluss hat die Witterung. Abhängig vom Ausmaß und von der Geschwindigkeit, mit der sie sich vollzieht, führt die Klimaänderung zu zusätzlichen Risiken für den Wald.

© AdobeStock, sbp321 (42292196)

Wälder spielen wichtige Rolle im Klimaschutz

Die Wälder reagieren nicht nur sensibel auf den Klimawandel, sondern spielen zugleich eine wichtige Rolle im Klimaschutz: Die deutschen Wälder leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Sie gehören mit 358 Kubikmetern Holz pro Hektar zu den vorratsreichsten in Europa. In lebenden Bäumen und im Totholz sind derzeit rund 1,26 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden (Quelle: Kohlenstoffinventur 2017). Die Bodenzustandserhebung im Wald gibt für die Streuauflage und den Mineralboden bis 30 Zentimeter Tiefe einen Vorrat von weiteren 850 Millionen Tonnen Kohlenstoff an. Bezieht man den darunterliegenden Boden bis 90 Zentimeter Tiefe mit ein, dann übertrifft der Kohlenstoffvorrat im Boden sogar jenen, der in den Bäumen gespeichert ist. Der Wald in Deutschland wirkt nach den Ergebnissen der Kohlenstoffinventur 2017 als Senke und entlastet die Atmosphäre jährlich um rund 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Allerdings könnten die derzeitigen Waldschäden die Verhältnisse verändern.

Durch die Speicherung von Kohlenstoff in langlebigen Holzprodukten wird diese positive Klimawirkung der Wälder weiter verstärkt. Jeder Kubikmeter Holz enthält etwa 0,3 Tonnen Kohlenstoff, der in Produkten wie Gebäuden oder Möbeln jahrzehntelang gebunden ist. Wenn Holz dabei energieintensive Materialien ersetzt, werden Treibhausgasemissionen, die bei der Produktion anderer Materialien entstehen, in erheblichem Ausmaß eingespart. Hinzu kommt die energetische Verwendung von Holz, die einen Beitrag zur Verringerung des Einsatzes fossiler Brennstoffe leistet.

Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft trägt somit bedeutsam zur Erreichung der von der Bundesregierung beschlossenen Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen bei. Die Wälder für den Klimawandel zu rüsten, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe, bei der die Forstwirtschaft der Unterstützung bedarf.

Der Waldzustand in den Bundesländern 2022

Das Bundesergebnis wird aus den Daten berechnet, die von den zuständigen Stellen der Länder auf dem bundesweiten 16 Kilometer-mal-16 Kilometer-Netz erhoben werden. Die meisten Länder haben das Stichprobennetz verdichtet, um auch auf Landesebene zu gesicherten Ergebnissen zu kommen. Ein Überblick über die Länderergebnisse wurde in die Broschüre "Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022" aufgenommen (Tabelle 10 "Waldzustand in den Ländern").

Ergebnisse als Grafik und Tabellen sind auch hier zum Download verfügbar.

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