Unabhängige Historikerkommission zur Aufarbeitung der Geschichte des BMEL

Welche Kontinuitäten und welche Brüche gab es in der deutschen Agrarpolitik? Welche Ereignisse führten zur Gründung des Reichsernährungsministeriums 1919? Welche Rolle spielte das Reichsernährungsministerium im Nationalsozialistischen Staat? Wie ist man im BMEL mit der Vergangenheit umgegangen? Inwieweit waren NS-belastete Beamte im BMEL tätig? Wie verliefen parallele Entwicklungen in der DDR?

Um die Geschichte des Ministeriums und seiner Vorgängerinstitutionen im Kontext der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu beleuchten, hat das BMEL im Juli 2016 eine Unabhängige Historikerkommission eingesetzt.

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Übergabe des Abschlussberichts:
Prof. Dr. Horst Möller, Vorsitzender der Unabhängigen Historikerkommission beim BMEL
© BMEL

Der Forschungsauftrag der Unabhängigen Historikerkommission bezog sich insbesondere auf

  • die Wiederbegründung des Ministeriums im Jahr 1949,
  • die Geschichte seiner Vorgänger Institutionen,
  • die Frage nach der personellen und sachlichen Kontinuität bzw. Diskontinuität,
  • die Haltung zu seinen Vorgängerinstitutionen,
  • die Rolle der Verbände
  • und die zeitlich parallelen Entwicklungen in der Deutschen Demokratischen Republik.

Die Wissenschaftler haben dabei im Unterschied zu anderen Aufarbeitungsprojekten nicht lediglich die Nachkriegszeit betrachtet. Die Untersuchung greift bis in die letzten Jahre des Ersten Weltkrieges zurück, in denen das Kriegsernährungsamt als Vorläufer des Reichsernährungsministeriums gegründet wurde. Aus der jüngeren Geschichte wurde die Rolle des BMEL bei der Entstehung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU in den Blick genommen.

Am 17. Juni 2020 wurde nach vierjähriger Arbeit der Abschlussbericht der Kommission übergeben.

Der Abschlussbericht ist unter dem Titel "Agrarpolitik im 20. Jahrhundert - Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und seine Vorgänger" im Verlag De Gruyter Oldenburg erschienen.

Die Historiker und ihre Mitarbeiter haben den Band in sechs Abschnitte gegliedert: 

  1. Vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Weimarer Republik (Gustavo Corni, Francesco Frizzera)
  2. Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft in der Zeit des Nationalsozialismus (Ulrich Schlie)
  3. Landwirtschaftspolitik unter alliierter Besatzung 1945-1949 (Horst Möller, Eberhard Kuhrt)
  4. Landwirtschaftsministerium und Agrarpolitik in der alten Bundesrepublik (Friedrich Kießling)
  5. Das DDR-Landwirtschaftsministerium – Politik und Personal (Daniela Münkel, Ronny Heidenreich)
  6. Sechzig Jahre Europäisierung der Agrarpolitik – Interessen, Konflikte, Weichenstellungen. Eine historisch-politische Betrachtung (Joachim Bitterlich, Simon Reiser)

Die Mitglieder der Kommission

  • Prof. Dr. Horst Möller, Vorsitzender der Unabhängigen Historikerkommission beim BMEL, ehemaliger Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München
  • Prof. Joachim Bitterlich, Botschafter a.D. Professor an der ESCB (Ecole Supérieure de Commerce de Paris)
  • Prof. Dr. Gustavo Corni, Professor für Zeitgeschichte, Dipartimento di Lettere e Filosofia und Scuola di Studi Internazionali, Universität Trient
  • Prof. Dr. Andreas Dornheim, außerplanmäßiger Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
  • Prof. Dr. Friedrich Kießling, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
  • Prof. Dr. Daniela Münkel, Projektleiterin beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, außerplanmäßige Professorin an der Leibniz Universität Hannover
  • Prof. Dr. Ulrich Schlie, Ministerialdirektor a. D., Henry Kissinger Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn

Hintergrund

Die Kommission hat im Mai 2017 ihren Forschungsansatz in einem Zwischenbericht vorgestellt. Bereits 2011 hatte Professor Dr. Andreas Dornheim im Auftrag des BMEL ein erstes Gutachten über Vorgängerinstitutionen des BMEL in der Zeit des Nationalsozialismus geschrieben.

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