Was ist eigentlich Fernerkundung?

Als Fernerkundung wird die Messung von Objekten aus der Entfernung und ohne physischen Kontakt mit dem Zielgegenstand bezeichnet. Dafür werden Plattformen (z. B. Flugzeuge, Satelliten oder Drohnen) genutzt, die mit Abstand zur Erdoberfläche entweder aus dem All oder in großer oder geringerer Höhe über dem Boden mithilfe von speziell entwickelten Sensoren die Erde, ihre Landoberfläche, die Ozeane, die Atmosphäre sowie ihre Dynamik messen. So erfasste Daten können eine wichtige Unterstützung für die Landwirtschaft sein.

Je nach Parameter, der durch die Fernerkundung untersucht werden soll, werden Sen­soren verwendet, die unterschiedliche Frequenzen bzw. Wellenlängen aufzeichnen. Für den Agrarbereich sind bei den aktiven Radarsystemen insbesondere Frequenzen im L-, C- und X-Band von Bedeutung. Sie ermöglichen Aussagen zu den Parametern Bodenfeuchte oder Bestandsstruktur. Bei den passiven Verfahren sind insbesondere verschiedene Bereiche des sichtbaren Lichts und des Infrarots interessant, um Parameter wie Chlorophyll-Absorption, Biomasse, Vitalität oder Trockenstress von Pflanzenbeständen zu erheben.

Entscheidend für die Nutzungsmöglichkeiten von Fernerkundungsdaten sind die thematische Aufgabenstellung sowie die Auflösung der Daten. Wie groß die Fläche ist, die ein Pixel abdeckt (zwischen Zentimetern und Kilometern), welche Wellenlängenbereiche (z. B. sichtbares Licht, Infrarotbereich oder Radiowellenbereich) abgedeckt werden und wie häufig ein Parameter erhoben wird, bestimmt den Einsatzbereich der Daten. Es wird daher zwischen der geometrischen, der spektralen und der temporalen Auflösung unterschieden.

Mit steigenden Auflösungen ist auch eine steigende Datenmenge verbunden. Dies stellt zwar neue Anforderungen an die Datenhaltung, ist aber in der Regel insbesondere für die Nutzung in der Landwirtschaft von erheblichem Vorteil und eröffnet neue Nutzungsmöglichkeiten.

Landwirtschaftliche Fernerkundung zielt auf das Monitoring der Kulturpflanzenentwicklung in verschiedenen raum-zeitlichen Zusammenhängen und Auflösungen. Das betrifft beispielsweise die Ableitung von Vegetations- und Bodenparametern oder -klassen zur Fruchtartenerkennung, zum Biodiversitätsmonitoring, zur Beobachtung des Vegetationszustands und Pflanzenstresses, zur Nährstoffversorgung, aber auch zur räumlichen Variabilität und Abgrenzung von Managementzonen für die landwirtschaftliche Produktion. Zeitreihendaten verschiedener Sensoren können auch für eine erweiterte Überwachung und Modellierung eingesetzt werden. So lassen sich beispielsweise phänologische Zyklen einzelner Anbaufrüchte, Ertragsschätzungen und Ernteprognosen ableiten oder Angaben zur Nettoprimärproduktion schätzen.

Die Fernerkundung in Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft

Satellitenaufnahmen und Luftbilder via Flugzeug oder Drohne liefern ein präzises und aktuelles Abbild der Erdoberfläche. Die Informationen der verschiedenen Erdbeobachtungs-Systeme auf den verschiedenen Plattformen können genutzt werden, um eine Vielfalt von Aufgaben zu unterstützen, die auf der flächendeckenden Erfassung des Zustands und der Veränderung der Land- und Meeresoberfläche basieren. Die so erfassten Daten sind eine wichtige Grundlage für die Unterstützung von Bewirtschaftungsprozessen im Pflanzenbau, in der Waldbewirtschaftung und Ozeanographie, ebenso wie für die Politikberatung und Folgenabschätzung in der Agrarpolitik.

Mit dem Start des Copernicus-Programms der Europäischen Union hat eine neue Zeitrechnung für die Fernerkundung begonnen. Große Gebiete (Regionen, Staaten, Kontinente) können seither mit einer hohen räumlichen Auflösung und in Abständen von wenigen Tagen erfasst werden. Die Daten sind zeitnah und frei verfügbar. Gleichzeitig haben die sich rasant entwickelnden technischen Möglichkeiten von Luftaufnahmen (z. B. Light Detection and Ranging (LiDAR) in Flugzeugen, Drohnen) die Erhebung von Merkmalen bis auf die Individuenebene verbessert. Dieser Fortschritt geht einher mit dem Etablieren innovativer Verfahren (z. B. künstliche Intelligenz) zur digitalen Prozessierung und Auswertung der enormen Datenmengen.

Forschungsprojekte und Anwendungsbeispiele

Im Bereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beschäftigen sich Forschende zum Beispiel im Forschungszentrum für Landwirtschaftliche Fernerkundung des Julius Kühn-Instituts (JKI) und in der Thünen-Fernerkundung des (Johann Heinrich von) Thünen-Instituts (TI) wissenschaftlich mit Fernerkundung und Geoinformationen. Sie haben zum Beispiel den Thünen-Fernerkundungsatlas und das Geoportal des JKI entwickelt.  

Das BMEL fördert u.a. weitere Portale und Projekte, bei denen die Ergebnisse der Fernerkundung für die Land- und Forstwirtschaft in Wert gesetzt werden:

Erschienen am im Format Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Web-Portal bündelt regionale Gesundheitsangebote für Ältere (Thema:Dorfentwicklung)

Unterstützungsangebote für ältere Menschen und Angehörige aufzubereiten und gezielt zugänglich zu machen: Das war das Ziel des Projekts "NeaWiS" im bayerischen Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim. Das Modellprojekt erhielt bis Ende 2020 rund 200.000 Euro Fördermittel aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Mehr

Schnelles Netz auf dem Land (Thema:5G/Breitband)

Der Breitbandausbau auf dem Land in Deutschland stellt eine besondere Herausforderung dar. Ziel ist, bis 2030 eine flächendeckende Versorgung mit Gigabit-Netzen auf Glasfaserbasis zu erreichen. Dieses ambitionierte Vorhaben ist vor allem für die ländliche Räume wichtig, da eine leistungsfähige digitale Infrastruktur entscheidend für die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit ländlicher Regionen ist.

Mehr

Zu gut für die Tonne! – App (Thema:Lebensmittelverschwendung)

Die Zu gut für die Tonne!-App schlägt Nutzer:innen gezielt zu ihren Reste-Zutaten passende Rezepte vor. Mit den einfachen Rezepten für Lebensmittelreste lassen sich leckere Gerichte zubereiten und gleichzeitig Lebensmittel retten.

Mehr