Bundesminister Özdemir: Alternative Proteine als Chance für Landwirtschaft und Ernährung
Stakeholder benennen Unterstützungsbedarf bei Produktion, Verarbeitung und Nutzung alternativer Proteine in der Ernährung
Unsere Ernährung wandelt sich – während der Fleischkonsum sinkt, steigen sowohl der Bedarf als auch die Vielfalt des Angebotes an alternativen pflanzenbasierten Proteinträgern. Damit sind sowohl positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit als auch Perspektiven für Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung verbunden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat vor diesem Hintergrund Stakeholder der Wertschöpfungskette zum Austausch über Herausforderungen und Chancen des wachsenden Marktes für alternative Proteine eingeladen.
"Wir wollen beim Thema Proteine innovative Ansätze fördern", sagte Bundesminister Cem Özdemir in Berlin zu den rund 70 Teilnehmenden aus den Bereichen Erzeugung, Verarbeitung, Handel, Investitionen, Wissenschaft, Verwaltung sowie Berufsverbänden. "Mit unserem Auftakttreffen wollen wir mit Ihnen den Grundstein für eine neue BMEL-Proteinstrategie legen. Damit diese ein Erfolg wird, wollen wir ausloten, was es aus Ihrer Sicht dazu braucht. Wir möchten über einen möglichen Unterstützungsbedarf durch das BMEL und die Bundesregierung ins Gespräch kommen und erste Handlungsoptionen u.a. für das Chancenprogramm Höfe ableiten."
Der Schwerpunkt der Anhörung lag auf den pflanzlichen Proteinquellen, wie den Hülsenfrüchten, sowie Algen und Pilzen und deren Verarbeitung mit bewährten und innovativen Verarbeitungstechnologien. Vier Impulsvorträge warfen zunächst Schlaglichter auf
- den Stand der Forschung zum Einsatz alternativer Proteine in der Humanernährung,
- auf innovative Ideen aus der landwirtschaftlichen Praxis und der Lebensmittelwirtschaft
- sowie auf bestehende Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene.
So berichtete Ulrich Averberg, Landwirt und Gründungsmitglied der Deutsche Algen Genossenschaft eG, von der Idee bis zur erfolgreichen Umsetzung einer Algenproduktion. Damit hat er ein zweites Standbein neben der traditionellen Schweinemast für seinen Familienbetrieb aufgebaut. Friedrich Büse, gelernter Metzger und u.a. Gründer der IRODIMA Holding, gab einen Einblick in die Vielfalt an Entwicklungsperspektiven, das Angebot pflanzenbasierter Lebensmittel zu gestalten. Wichtig ist ihm dabei, die gesamte Wertschöpfungskette einzubinden und, dass die proteinreichen Rohstoffe wie Hülsenfrüchte in Europa heimisch, regional angebaut und umweltfreundlich verarbeitet werden. Prof. Ute Weisz von der Universität München schlug den Bogen von den Anfängen pflanzenbasierter Proteine seit ca. 200 Jahren über Imitate von Fleischgerichten bis zu futuristisch anmutenden neuen Produkten. Susanne Näumann und Viola Molkenthin aus dem BMEL gaben einen Überblick über die bereits bestehenden Förderangebote in diesem Themenfeld für verschiedene Zielgruppen wie Forschende oder Start-Ups.
"Was wird von der Politik erwartet und was muss passieren, um die Entwicklung voranzubringen?" – mit diese zentrale Frage leitete Moderator Karl Kempkens aus dem BMEL zum nächsten Programmteil über. In vier Workshops diskutierten die Stakeholder intensiv zu Fragen rund um alternative Proteine, von Linsen und Bohnen bis zu Algen und Nüssen: Welche Weichenstellungen sind nötig, damit landwirtschaftliche Betriebe, die Chancen, die in pflanzlichen Proteinen stecken, besser nutzen können? Wo liegen Forschungs-, Innovations- und Wissensbedarfe? Was braucht die Verarbeitung? Wie wird der Handel zum Kooperationspartner und was wollen die Verbraucher?
Die zahlreichen Einzelergebnisse werden nun ausgewertet und hinsichtlich ihres Beitrages zur geplanten Proteinstrategie sowie zum Chancenprogramm Höfe geprüft und dort eingebracht. Zum Abschluss dankte die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick den Teilnehmenden für ihre wertvollen Impulse und Anregungen. Sie lud dazu ein, sich am künftigen Stakeholderforum "Proteinquellen in der Humanernährung" zu beteiligen, das noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen soll.