Zusammenspiel der Ernährungsstrategie der Bundesregierung und des Nationalen Aktionsplan IN FORM im Bereich Ernährung

Seit 2008 bündelt der Nationale Aktionsplan „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ u.a. Maßnahmen von Bund, Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft für eine gesundheitsförderliche Lebensweise. IN FORM leistet einen Beitrag zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten. Ziel von IN FORM ist es, allen Menschen in Deutschland einen gesunden Lebensstil zu ermöglichen. Die Federführung für den Aktionsplan liegt gemeinsam bei BMEL und BMG.

Mit dem Aktionsplan IN FORM werden Kooperationen intensiviert, praxistaugliche Ansätze sowie Informationen verbreitet und Netzwerke unterstützt. IN FORM wird stetig weiterentwickelt und an die gesellschaftlichen Bedürfnisse angepasst. Über verhältnispräventive Maßnahmen sollen gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährungs- und Bewegungsumgebungen geschaffen werden, über zielgruppenspezifische Angebote zum Erwerb von Ernährungs- und Bewegungskompetenzen werden Verbraucherinnen und Verbraucher befähigt, eigenverantwortlich Entscheidungen für einen gesunden Lebensstil zu treffen (Verhaltensprävention).

Neben den jeweils spezifischen Maßnahmen in den Bereichen Ernährung und Bewegung sollen Ernährung und Bewegung zusammen gedacht und in den Lebenswelten gemeinsam auf einen gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Lebensstil hingewirkt werden.

Auf Grundlage der Ergebnisse einer Evaluation 2018/19 wurde der Aktionsplan weiterentwickelt. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wirkten sich im Zeitraum der Weiterentwicklung spürbar auf die Bereiche Ernährung und Bewegung aus, so dass die fehlenden Möglichkeiten für Schul- und Vereinssport sowie für die Teilnahme an der Gemeinschaftsverpflegung in Kitas und Schulen in der Weiterentwicklung 2020/21 berücksichtigt wurden. Die Pandemie-bedingten Einschränkungen sind inzwischen vollumfänglich aufgehoben, so dass diese bei der Entwicklung von Maßnahmen ab 2024 nicht mehr berücksichtigt werden.

Die nachfolgenden Überlegungen zu IN FORM beziehen sich auf den Bereich Ernährung.

Beitrag von IN FORM im Bereich Ernährung zu den Zielen der Ernährungsstrategie

Mit der Verabschiedung der Ernährungsstrategie der Bundesregierung im Kabinett im Januar 2024 ist IN FORM ein wichtiger Teil dieser Strategie geworden. Übergeordnetes Ziel der Ernährungsstrategie ist es, es bis 2050 für alle Menschen in Deutschland möglich und einfach zu machen, sich gut zu ernähren – unabhängig von Herkunft, Bildung und Einkommen. Sie soll sowohl einen wichtigen Beitrag zur Transformation zu einem ressourcen- und klimaschonenden Wirtschaften leisten, als auch zur Ernährungssicherung der Zukunft beitragen.

IN FORM trägt im Bereich Ernährung zum Erreichen von vier der strategischen Ziele der Ernährungsstrategie bei: Neben der Verbesserung der Gemeinschaftsverpflegung und der Stärkung einer pflanzenbetonten Ernährung sind dies der sozial gerechte Zugang zu gesunder und nachhaltiger Ernährung sowie die Unterstützung einer angemessenen Nährstoff- und Energieversorgung.

Zielgruppen

Im Bereich Ernährung stehen ab 2024 Kinder und Jugendliche, von Armut bedrohte und von Armut betroffene Haushalte, Menschen mit Migrationsgeschichte sowie weitere Bevölkerungsgruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf im Fokus der IN FORM-Maßnahmen. Der Zugang erfolgt im Rahmen von IN FORM überwiegend über Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die Aktivitäten für die o. g. Gruppen entwickeln und verbreiten.

Umsetzung

IN FORM initiiert und unterstützt Maßnahmen finanziell, ideell und kommunikativ.

Die IN FORM-Projektförderung im Bereich Ernährung wird künftig an den genannten vier strategischen Zielen der Ernährungsstrategie ausgerichtet. Insbesondere Modellprojekte, die neue Maßnahmen und Unterstützungsangebote anstoßen und übertragbare Ergebnisse zur selbstständigen und nachhaltigen bundesweiten Umsetzung liefern, können im Rahmen von IN FORM finanziell gefördert werden. Die maximale Förderperiode beträgt dabei im Regelfall 36 Monate. Ein Qualitätsmonitoring ermöglicht die Erfolgs- und Wirkungskontrolle laufender Projekte und erhöht die Messbarkeit der Zielerreichung. Als Qualitätsrahmen für die Förderung werden Indikatoren entwickelt und darauf folgend ein Qualitätsmonitoringsystem umgesetzt.

Die bessere Bekanntmachung der erfolgreichen Ansätze (z. B. wissenschaftlich abgesicherte Standards, nutzerfreundliche Angebote für Verbraucherinnen und Verbraucher, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Partnerschaften, Projekte) wird bei dem für 2025 geplanten Relaunch der IN FORM-Homepage berücksichtigt. Unter anderem wird die Sichtbarkeit der IN FORM-Projekte durch eine übersichtliche Projektdatenbank mit Filterfunktion gesteigert.

Projekte und Maßnahmen, die die Ziele von IN FORM in vorbildlicher Weise unterstützen, können sich weiterhin auf die Auszeichnung mit dem Logo „Wir sind IN FORM“ bewerben. Diese ideelle Förderung der IN FORM-Partnerschaften wird fortgeführt und ausgebaut. Sie ermuntert Akteure aus den Bereichen Ernährung und Bewegung, z. B. Vereine, Verbände, Bildungseinrichtungen, Kommunen oder wissenschaftliche Einrichtungen, die Ziele von IN FORM in die Breite zu tragen und sich zu vernetzen. Die IN FORM-Partnerschaften sind ein gutes und bewährtes Element für die Stärkung und Sichtbarkeit zivilgesellschaftlicher Initiativen.

Bei den zielgruppengerechten Kommunikationsmaßnahmen im Rahmen von IN FORM wird im Ernährungsbereich auf eine soziodiverse, inklusive Ausrichtung sowie motivierende Formulierungen geachtet. Ernährungsinformationen müssen niedrigschwellig, barrierefrei und in verschiedenen Sprachen vermittelt werden. Hierzu gehören auch Visualisierungen und Bildsprache. Ein Schwerpunkt liegt auf der digitalen Ernährungskommunikation, um insbesondere jüngere Menschen anzusprechen.

Im Hinblick auf die Verzahnung der IN FORM-Ziele mit den Zielen der Ernährungsstrategie sollte geprüft werden, wie die Handlungsfelder im Nationalen Aktionsplan IN FORM weiter ausgefüllt werden können. Insbesondere könnten bei IN FORM Vernetzung und Synergieeffekte mit relevanten Akteurinnen und Akteuren noch weiter gestärkt werden. Der Bedarf einer Evaluation des Nationalen Aktionsplans IN FORM wird nach einer Bestandsaufnahme in 2025 geprüft. Dabei sollten komplementäre Maßnahmen zu anderen Strukturen berücksichtigt und insbesondere die Handlungsfelder 1 und 5 näher beleuchtet werden.

Handlungsfeld 1: Vorbildfunktion von Bund, Ländern und Kommunen

Im Rahmen von IN FORM spielte im Bereich Ernährung die Etablierung von Vorbild-Maßnahmen durch Institutionen der öffentlichen Hand in den vergangenen Jahren nur eine untergeordnete Rolle. Das Handlungsfeld 1 sollte sich aus Sicht des BMEL daher perspektivisch der Vernetzung von relevanten Akteurinnen und Akteure widmen, um die Ziele von IN FORM – aber auch der Ernährungsstrategie – voranzubringen. BMEL sieht Ansatzpunkte bei den regelmäßig stattfindenden Sitzungen der Ernährungsreferentinnen und -referenten des Bundes und der Länder, bei den Veranstaltungen im Rahmen von IN FORM-Messeauftritten oder bei den „Wir sind IN FORM“ Partnerschaften. Die Erfahrungen und Rückmeldungen zeigen, dass die Vernetzung für die unterschiedlichen IN FORM-Akteurinnen und –Akteure von großer Bedeutung ist.

Die Zusammenarbeit mit Organisationen wie Tafeln, Migrations-, Wohlfahrts- und Sozialverbände und deren Vernetzung ist für das BMEL mit Blick auf ihre vermittelnde Rolle bei der Stärkung von Ernährungskompetenz in den relevanten Zielgruppen wichtig. Auch weitere Akteurinnen und Akteure der kommunalen Interessenvertretung, der Zivilgesellschaft sowie Ernährungsräte sind wichtige Partner, die eingebunden werden sollen. Aus Sicht des BMEL sollte die „Vorbildfunktion“, sofern möglich und zielführend, im Bereich Ernährung in den Handlungsfeldern 2 und 4 mitgedacht werden.

Handlungsfeld 2: Information über Ernährung, Bewegung und Gesundheit

Leitaktivitäten des BMEL im Rahmen von IN FORM richten sich mit dem Beschluss der Ernährungsstrategie insbesondere an die o. g. Zielgruppen. Dabei kommen im Ernährungsbereich bewährte Konzepte und Materialien ebenso zum Einsatz wie neu entwickelte:

  • Lernplattform zur Bereitstellung qualitätsgeprüfter, lehrplankonformer Ernährungsbildungsangebote
  • Konzept zur Entwicklung aufsuchender Angebote durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus den „eigenen Reihen“
  • Pädagogische Materialien für Ernährungsbildung in Kitas und Schulen
  • Mediathek zur Verbreitung von IN FORM-Ernährungsbildungsmaterialien und -Informationsangeboten wie Videos, Podcasts, Broschüren, Rezepte oder spielerische Umfragen.

Im Ernährungsbereich verlagert sich die Kommunikation der Botschaften und Inhalte von IN FORM so weit wie möglich in digitale Kanäle. Die bessere Bekanntmachung der erfolgreichen Ansätze (z. B. wissenschaftlich abgesicherte Standards, nutzerfreundliche Angebote für Verbraucherinnen und Verbraucher, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Partnerschaften, Projekte) wird bei dem für 2025 geplanten Relaunch der IN FORM-Homepage berücksichtigt. Unter anderem wird die Sichtbarkeit herausragender geförderter IN FORM-Projekte durch eine übersichtliche Projektdatenbank mit Filterfunktion gesteigert.

IN FORM ist weiterhin auf ausgewählten Messen und Veranstaltungen mit einem Informationsstand und Angeboten präsent. Der Messestand dient dabei auch als Plattform und Vernetzungsmöglichkeit für die unterschiedlichen IN FORM-Akteurinnen und -Akteure. Zielgruppen sind hier primär Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.

Handlungsfeld 3: Bewegung im Alltag

Die Federführung für das Handlungsfeld liegt bei BMG.

Handlungsfeld 4: Qualitätsverbesserung bei der Verpflegung außer Haus

Das Handlungsfeld 4 fokussiert auf Gemeinschaftsverpflegung als ein Bereich der Außer-Haus-Verpflegung. Der Gemeinschaftsverpflegung kommt bei der Projektförderung eine besondere Bedeutung zu. Vor allem über die Verpflegung in Kita und Schule werden große Teile der primären Zielgruppen erreicht und im besten Fall auch Geschmacksvorlieben positiv geprägt. Die im Rahmen von IN FORM durch das BMEL geförderten DGE-Qualitätsstandards sollen es Menschen ermöglichen, in der Gemeinschaftsverpflegung eine gesunde und nachhaltige Wahl zu treffen. Eine verbindliche Umsetzung der Qualitätsstandards bis 2030 und die Erhöhung des Anteils ökologischer Lebensmittel sind deswegen Ziele der Ernährungsstrategie. Darum fördert das BMEL auch deren Anpassung an gesunde und nachhaltige Ernährungsformen und unterstützt durch Maßnahmen wie das digitale Qualitätsmanagementtool „Unser Schulessen“ deren flächendeckende Verbreitung.

Die Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung haben hierbei eine wichtige Rolle. Das BMEL beabsichtigt, sie weiterhin projektgebunden finanziell zu fördern. Die mögliche Projektlaufzeit wird auf bis zu 36 Monate verlängert, um die entwickelten Ansätze und Unterstützungsinstrumente in der Praxis noch besser zu verbreiten und zu verstetigen.

Handlungsfeld 5: Impulse für die Forschung

Die Ziele der Ernährungsstrategie der Bundesregierung liefern Impulse für die Forschung zu gesunder Ernährung. Für den Nationalen Aktionsplan IN FORM ergeben sich spezifische Forschungsfragen zur Erreichung seiner Ziele im Ernährungsbereich, deren Beantwortung zu einer verbesserten Steuerung beitragen kann. Sofern sich aus geförderten Ernährungsmaßnahmen spezifischer Forschungsbedarf ergibt, kann dessen Deckung über IN FORM-Projektförderung zu einer Verbesserung der Maßnahmen und ihrer Zielerreichung beitragen. Beispiele sind aktuelle Daten zur Akzeptanz einer pflanzenbetonten Ernährung in verschiedenen Settings oder die Entwicklung eines Qualitätsrahmens und -monitorings für IN FORM.

Darüber hinaus beabsichtigt BMEL künftig auch neue Formate zu nutzen, um Erkenntnisse zur Verbesserung der Steuerung zukünftiger IN FORM-Maßnahmen im Ernährungsbereich zu gewinnen. Hierzu sollen Stakeholderbefragungen (inkl. Ernährungsräte) und die Einbindung von Jugendforen gehören. Dadurch können aus Sicht des BMEL die Ziele und die Zielerreichung von IN FORM im Bereich Ernährung fortlaufend überprüft und – sofern nötig – neu ausgerichtet werden.

  

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