Textversion der Folge 2 – Gesund von klein auf: Kinder und Ernährung von SPITZ DIE LÖFFEL! Der neue IN FORM Podcast für eine gesunde Ernährung
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Intro:
SPITZ DIE LÖFFEL! Der IN FORM Podcast für eine gesunde Ernährung. Hier erfahren Sie alles über einen ausgewogenen Lebensstil: von aktuellen Trends und Themen bis hin zu vielen Ideen für einen gesünderen Alltag. Ein Podcast von IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung, gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Moderation: Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Dr. Ann-Kristin Dorn.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge des IN FORM Podcasts SPITZ DIE LÖFFEL!
00:00:37:13 - 00:01:01:11
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Heute geht es wieder um Wissenswertes rund um eine gesunde und ausgewogene Ernährung, dass Expert:innen hier exklusiv mit Ihnen teilen. Hier spricht Ihre Moderatorin Dr. Ann-Kristin Dorn und ich freue mich, dass Sie wieder eingeschaltet haben. In dieser Folge geht es um das spannende Thema "Gesund von klein auf", also um Kinderernährung. Und dieses Thema ist sehr wichtig, weil es um die Lebensstilprägung der nächsten Generation geht.
00:01:01:17 - 00:01:33:24
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und daher möchten wir in dieser Folge spannendes Wissen und hilfreiche Tipps für eine gesunde Kinderernährung geben und sprechen darüber, wann die Grundsteine für eine ausgewogene Ernährung gelegt werden. Was Eltern tun können, um ihre Kinder zu einer gesunden Ernährung zu animieren. Und, ob Kinder und Zucker zusammenpassen. Zum Schluss dieser Folge fasse ich Ihnen die wichtigsten Inhalte noch mal zusammen, damit Sie im Alltag schnell und einfach darauf zurückgreifen können, Unser heutiger Gast ist uns digital zugeschaltet und sie heißt Frau Professor Dr. Regina Ensenauer.
00:01:34:11 - 00:02:04:24
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Sie ist Kinderärztin und Universitätsprofessorin und war lange Jahre als Oberärztin im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München tätig und leitete später den klinischen Bereich "Pädiatrische Stoffwechselstörungen" an der Universitätskinderklinik in Düsseldorf. Seit 2019 ist sie Institutsleiterin des neugegründeten Instituts für Kinderernährung am Max Rubner-Institut in Karlsruhe. So, nun können Sie Ihre Löffel spitzen und den Tipps und Tricks über eine gesunde Ernährung von klein auf lauschen.
00:02:05:09 - 00:02:33:11
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Liebe Frau Professor, Dr. Ensenauer, herzlich willkommen im Podcast. Super schön, dass Sie der Einladung gefolgt sind.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, liebe Frau Dorn, vielen herzlichen Dank für die freundlichen begrüßenden Worte heute. Und ja, ich freue mich, dass wir dran sind, denn es geht um sehr wichtige Menschen, nämlich die ganz kleinen in der Gesellschaft.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Absolut. Ja, denn genau in dem Intro haben wir auch erfahren, dass sie eine richtig große Expertise in diesem Gebiet haben.
00:02:33:17 - 00:02:58:02
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und daher freue ich mich sehr, dass Sie hier und heute Ihr Wissen mit uns teilen. Und ich freue mich sogar extra noch mal mehr, weil ich selber vor kurzem Mutter geworden bin und nun selber vor der Herausforderung stehe, dass mein Kind Lust auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung bekommt. Daher freue ich mich sehr auf Ihre Tipps. Bevor wir jetzt jedoch starten, würde ich mich freuen, wenn unsere Zuhörer:innen Sie ein kleines bisschen besser kennenlernen könnten.
00:02:58:09 - 00:03:21:11
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und würden Sie sich dafür drei kurzen Fragen stellen?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, sehr gerne, Frau Dorn.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Super! Ich werde Ihnen zwei Begriffe nennen und Sie sagen intuitiv, welcher Ihnen besser gefällt, also ohne Begründung. Und das Beispiel wäre: Mögen Sie lieber Wassermelone oder Honigmelone? Und dann sagen Sie einfach welche Melone Sie lieber mögen. Aber jetzt kommen wir zu den richtigen Fragen. Mögen Sie lieber Obst oder Smoothies?
00:03:22:18 - 00:03:48:11
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Oh, ich mag viel lieber Obst.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Super. Essen Sie schnell oder langsam?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ich esse tatsächlich eher langsam. Ich bin eher am Genießen dabei.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Super. Gehen Sie lieber wandern oder schwimmen?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ich gehe sehr gerne wandern.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Vielen Dank fürs Mitmachen und willkommen im Team Wandern. Da sehe ich mich auch, sehr schön. Aber jetzt verlieren wir keine Zeit mehr. Jetzt starten wir direkt mit unserem schönen, spannenden Thema.
00:03:49:05 - 00:04:17:01
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und zwar ist ja wissenschaftlich bewiesen worden, dass die Grundsteine für einen gesunden Lebensstil bereits im Kindesalter errichtet werden. Was bedeutet das jetzt aber genau in Bezug auf die Ernährung? Und wann genau geht denn diese Grundsteinlegung überhaupt los?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, das ist eine sehr interessante Frage, Frau Dorn. Die ersten 1000 Tage eines Menschen, das beginnt praktisch zu ganz am Anfang der Schwangerschaft bis zum Ende des zweiten Lebensjahres,
00:04:17:07 - 00:04:48:16
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
die sind sehr, sehr wichtig. Warum? Weil sich in dieser wichtigen ersten Phase die Organstrukturen entwickeln beim Menschen. Also er wird da ganz stark beeinflusst von Umwelt- und Ernährungseinflüssen von außen, wie er sich letztendlich formiert. Und überhaupt, dass sich das ganze System auch ausgewogen entwickeln kann. Und man muss sich das so vorstellen: In dieser ersten Lebensphase werden sozusagen die Bausteine für das weitere Leben gelegt.
00:04:48:22 - 00:05:16:19
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
In ganz vielerlei Hinsicht. Unter anderem wird der Geschmack ausgebildet und möglicherweise auch schon für das ganze weitere Leben ausgeprägt. Es bildet sich nämlich schon in der Schwangerschaft der Geschmack aus, nämlich über Anteile der Ernährung der Mutter, die in das Fruchtwasser übergehen. Also der Fet schluckt ja dieses Fruchtwasser im Mutterleib und sozusagen trinkt der Fet mit, wenn wir so wollen.
00:05:16:19 - 00:05:41:12
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also die Mutter isst die Stoffe, die aus der Ernährung in das Fruchtwasser gehen. Die schluckt der Fet. Und daran reift auch das Geschmackssystem des Feten heran, das heißt er orientiert sich ganz stark an seiner Umgebung. Und deswegen, es leuchtet jetzt vielleicht noch ein bisschen mehr ein, ist es ganz, ganz wichtig, wie wir uns auch in der Phase ernähren.
00:05:41:22 - 00:06:08:10
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Für uns selbst natürlich, um bei Kräften in der Schwangerschaft zu bleiben, aber auch für den Feten. Und da kommt es darauf an, dass wir da ausgewogen uns ernähren und nicht zu einseitig, sodass der Fet schon verschiedene Ernährungsstoffe, Geschmacksstoffe im Fruchtwasser erfährt und erlebt.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das klingt super spannend, dass es vor allen Dingen so früh schon losgeht.
00:06:08:19 - 00:06:25:19
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Bei Kinderernährung denkt man ja an so ein zweijähriges, dreijähriges Kind, dass es da losgeht. Aber das Kind ist ja noch gar nicht geboren und dann schmeckt es quasi schon. Das ist ein ganz ganz toller Tipp für die Eltern oder Leute die Eltern werden möchten, da schon auf die Ernährung zu achten und da schon als Vorbild zu fungieren.
00:06:26:03 - 00:06:58:06
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, und es ist auch ganz wichtig, dass man noch mal wahrnimmt, das wissen glaube ich auch viele noch gar nicht so ganz genau, dass der Fet wirklich schon beginnt, seine Geschmacksrezeptoren, seine Geschmacksnervenzellen auszurichten, nach dem, was er da erlebt im Mutterleib. Und die Natur hat es so eingerichtet, dass dann auch Menschen, die da schon eine Geschmacksvielfalt erfahren, auch noch mal weitere Geschmackserfahrungen machen über die Muttermilch nach der Geburt.
00:06:58:15 - 00:07:32:18
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also sprich, dann kommt die Phase des Stillens für das neugeborene Kind und es gibt erste Hinweise darauf, wenn da auch die Ernährung in der Muttermilch sozusagen vielfältig an das Neugeborene herangetragen wird, dass es dann offenbar etwas einfacher ist für diese Kinder, später mehr akzeptieren zu können an Lebensmitteln. Da gibt es erste Hinweise, auch wenn wir wissen, dass wir da noch deutlich mehr Wissenschaft und Forschung benötigen für Langzeitstudien.
00:07:33:08 - 00:07:54:23
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Okay, das finde ich auch wahnsinnig spannend, dass es da weiter geht und wieder die Eltern hier schon was zu tun haben, nämlich sich wieder ganz kunterbunt zu ernähren und nicht nur einseitig sich zu ernähren. Das finde ich wahnsinnig spannend. Was empfehlen Sie denn da jetzt für eine junge Mutter? Weil häufig wird ja gesagt: Oh mein Gott, nichts Blähendes, das tut dem Kind nicht gut.
00:07:54:23 - 00:08:37:05
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Aber wäre es da nicht gerade vielleicht doch mal gut, es auszuprobieren? Wenn ich jetzt an Porree denke. Porree ist ja fantastisch für den Darm. Ein Kind an sowas, was schon so einen intensiven Geschmack hat, vielleicht doch leicht dran zu gewöhnen?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, also es kommt auch immer drauf an, dass ich da sehr vielfältig bin und nicht nur bei dem einen bleib. Nicht nur bei dem einen Geschmack, sondern dass ich mich da in verhältnismäßigen Mengen ernähre und wie gesagt nicht große Mengen nur von einem Geschmack und von einem Lebensmittel, sondern dieses Ausgewogene, dieses Abwechslungsreiche, das ist es eigentlich, wovon wir ausgehen, wovon das Kind am meisten dann profitiert.
00:08:37:19 - 00:09:03:20
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das ist fantastisch. Das heißt, es ist ja auch unglaublich wichtig, dass schon im Wochenbett auch Hilfe kommt, dass jemand dann wirklich etwas Buntes kocht, dass der Teller so bunt wie möglich ist mit den verschiedensten Lebensmitteln darauf. Das finde ich auch wahnsinnig wichtig für alle, die jetzt hier zuhören, dass es da echt schon losgeht. Und diese ersten 1000 Tage - wie verändert es sich dann, wenn es dann zum Beispiel zur Beikost kommt, also wenn das Stillen vorbei ist. Wie geht es da los?
00:09:04:02 - 00:09:34:09
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Genau. Also wir wissen ja, die Stillphase ist das erste halbe Jahr, die Vollstillphase, und dann kommt die Beikost dazu und dann spielt man weiter noch. Man nennt es dann Teilstillen und die Beikost ist auch eine wichtige Phase. Da wird das Kind herangeführt an weitere, direkte Geschmäcker und auch an Textur. Da bekommt das Kind jetzt breiige Sachen, aber auch schon ein bisschen festere Dinge.
00:09:34:23 - 00:10:00:09
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Und da wird auch von der Mundmotorik einiges ausgebildet. Das ist ja die Phase, wo wir mit dem Löffel beginnen, das Kind zu füttern und wo es darum geht, dass sich auch richtig gut die Mundmotorik ausbildet. Und auch die Interaktion zwischen Mutter oder Vater, der löffelt genauso, oder auch andere Beteiligte: Das Kind füttern und auch mit dem Kind sprechen dabei.
00:10:00:09 - 00:10:29:18
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also das Kind sozusagen als ein neuer Mensch, der sich entwickelt und der da ganz viele Erfahrungen macht. Und wir als Erwachsene, als Eltern, als die Umgebung dürfen beteiligt sein, diesen neuen Menschen diese Erfahrungen zu geben. Das ist eigentlich was ganz Wundervolles.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Absolut. Und auch hier wird ja so ein Kind immer wacher und aufmerksamer. Wie verhält sich das denn so an einem Familientisch sobald das Kind da dran sitzt.
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Dr. Ann-Kristin Dorn:
Wenn zum Beispiel die Eltern dem Kind wundervoll bunte Breie vorsetzen, ihr Essen aber selber komplett beige ist, also tot paniert. Wie verhält sich das dann für das Kind?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Naja, das ist ganz wichtig für das Kind zu beobachten, was seine Umgebung macht. Je jünger das Kind, desto mehr ist es natürlich abhängig von seiner Umgebung. Das ist ganz klar und uns allen ja auch sehr bewusst.
00:10:56:14 - 00:11:18:13
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Naturgemäß muss es sich ganz stark an der Umwelt orientieren und damit ganz klar am Ernährungsverhalten seiner eigenen Eltern. Das heißt, je jünger das Kind und da bin ich wieder bei den ersten 1000 Tagen, aber nicht nur - wir sind ja auch in der Vorschulphase noch wirklich ganz nah an den Kindern dran und die Kinder gucken sehr stark auf die Eltern, imitieren sie regelrecht.
00:11:18:18 - 00:11:45:02
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Es ist Teil der psychomotorischen Entwicklung eines jeden Menschen, dass er imitiert. Und wenn wir das verstanden haben, dass ein Kind mit drei Jahren, vier Jahren sehr stark imitiert was in seiner Umgebung passiert. Dann ist es uns ja ganz klar, dass das Kind auf die Ernährung, die wir leben, genau hinschaut. Also das Kind nimmt intuitiv sehr viel wahr.
00:11:45:24 - 00:12:11:14
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also wenn wir Dinge nicht mögen und es auch letztendlich zeigen und leben, dann wird das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Dinge auch nicht so gut finden.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das ist spannend. Wenn wir dann auf das Imitieren noch mal in der Schwangerschaft zurückkommen. Gerade Schwangere haben Gelüste. Diese Gelüste kommen ja auch ein bisschen vom Körper her, dass vielleicht irgendwas fehlt, zum Beispiel Eisen oder sonstiges.
00:12:12:02 - 00:12:32:21
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Aber das isst ja dann diese Frau auch viel. Also als Beispiel: Meine Mutter hat super viel Käse gegessen, ich liebe jetzt Käse. Ist das, ist das auch schon wissenschaftlich belegt, dass das dann wirklich auf bestimmte Lebensmittel schon zurückzuführen ist? Wenn die Mutter sehr viel Paprika ist, dass das Kind hinterher ein Paprika-Liebhaber wird? Oder ist es nur generell das, dass die Mutter sich so ausgewogen und bunt wie möglich ernähren sollte?
00:12:33:17 - 00:13:05:04
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also man kann im Moment wirklich empfehlen, dass die Mutter sich sehr bunt und ausgewogen ernähren sollte. Auf jeden Fall nicht wirklich wichtige Komponenten weglassen sollte. Und man hat gewisse Studien durchgeführt, wo man mit gewissen deutlichen Geschmacksstoffen gearbeitet hat und gesehen hat, dass da was dran ist. Also wenn ich jetzt einem intensiven Geschmack ausgesetzt bin in der Schwangerschaft, dann werde ich oder meine Geschmacksnervenzellen darauf schon etwas eingestellt.
00:13:05:04 - 00:13:29:06
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Und später hat man gesehen, dass diese Kinder, diese Säuglinge sich dann Breien mit diesem Geschmack, den die Mutter in der Schwangerschaft hatte, hingewendet haben. Aber das sind erste Studien müssen wir sagen, ein bisschen vorsichtig bewerten, weil Ernährung, Lebensmittel, Essen ist nicht so einfach. Es ist nicht nur eine Kette. Wenn ich das mache, dann passiert genau das später.
00:13:29:06 - 00:13:57:11
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
So ist es leider nicht, das werde ich auch öfter gefragt. Sondern: Essen ist ja eine komplexe Angelegenheit. Da sind ganz viele Stoffe. Und wenn ich zum Beispiel ein Lebensmittel mit einem anderen kombiniere, dann kommt da vielleicht eine ganz andere Geschmacksvariante wieder raus. Und so hat jeder von uns was ganz individuelles. Wie viel von dem, mit so viel von dem anderen ergibt den und den Geschmack oder gibt das und das auch an Energiezufuhr?
00:13:57:11 - 00:14:27:08
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Und so weiter. Und von daher finde ich es aber sehr wichtig, da nochmal zu betonen, dass Ernährung auch was individuelles ist und dass dann das eigene Kind im Mutterleib diese Individualität der Ernährung und des Essens mitbekommt. Und da liegt auch noch mal beim Stillen das Besondere, bei der Muttermilch, dass die Ernährung der Mutter, wie auch immer sie genau gestaltet ist, individuell ist und das eigene Kind bekommt.
00:14:27:08 - 00:14:51:14
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
dieses individuelle mit über die Muttermilch. Das heißt, das können wir gar nicht so herstellen mit dieser Individualisierung, sondern das gibt es wirklich nur in der Muttermilch.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das hat die Natur sich sehr, sehr gut ausgedacht, um das Kind direkt an eine tolle Ernährung zu gewöhnen und auch Lust auf die Ernährung zu machen, weil das ist ja auch so ein kleiner Trick der Natur, um zu sagen: Hier, da kommt noch was viel Spannenderes auf dich zu.
00:14:52:00 - 00:15:22:07
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Hier hast du schonmal einen kleinen Vorgeschmack.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, absolut. Ich sehe das auch so. Es ist ja etwas, was wir als Menschen über Evolutionszeiten hinweg... Also Stillen ist da und es hat sehr viele Funktionen. Wie wir wissen, stärkt es auch die Abwehr des Kindes und so weiter. Aber dieses individuelle Abbilden der Ernährung in der Muttermilch und das Kind vorbereiten auf etwas, was kommt. Lust machen drauf, wie sie sagen, Frau Dorn.
00:15:22:07 - 00:15:42:00
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Das finde ich einen guten Begriff. Das ist doch was ganz, ganz hervorragendes. Und das sollten wir auch so sehen und aufgreifen und uns darüber freuen.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Absolut. Es macht ja auch Spaß. Dann darf es den Kindern ja genauso Spaß machen.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Richtig und Spaß ist ein gutes Stichwort. Essen sollte Spaß machen.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Ja eben, es ernährt und sollte Spaß machen.
00:15:42:00 - 00:16:09:05
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Da bin ich absolut dabei. Super! Dann haben wir ja wirklich über die Grundsteine gesprochen, wie so ein gesunder Lebensstil geprägt wird, nämlich dass die Eltern da sehr, sehr viel mit zu tun haben und das gar nicht so auf's Kind abgewälzt werden darf. Jetzt würde ich aber direkt so ein bisschen in die Praxis kommen. Wie können jetzt Eltern, die schon ältere Kinder haben, jetzt mit einer guten Ernährung starten, falls es noch nicht so gut geklappt haben sollte oder schon gut klappt und es soll sich noch ein bisschen verbessern.
00:16:09:15 - 00:16:48:11
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Ich würde direkt zu Anfang diese Eine-Million-Euro-Frage stellen, nämlich: Wie kann ich ein Kind motivieren, gesund zu essen, wenn es das noch nicht so gerne tut?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Das ist eine Frage, die sehr häufig gestellt wird. Und ja, ich kann nur darauf hinweisen, dass man wirklich möglichst früh gesunde Lebensmittel, Stichwort Gemüse und Salat - das ist ja ein häufiges Thema, dass man diese mit einbezieht und dass man diese auch mit Spaß und Genuss verzehrt und dass man sich auch überlegt, vielleicht kann man diese gesunden Lebensmittel auch mal etwas anders zubereiten.
00:16:48:21 - 00:17:18:08
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Man könnte zum Beispiel sich vorstellen, mal einen bunten Salat als Vorspeise zusammen mit dem Kind, wenn es soweit sein kann, schon damit zu helfen, in der Küche zuzubereiten und zu servieren. Und mit hundertprozentiger Sicherheit kann ich sagen, dass das Kind sich darüber sehr, sehr freuen wird, etwas zu servieren zum Beispiel und sein Werk darzustellen. Man könnte auch einen Obstsalat als Nachtisch machen und hätte dann vielleicht schon ein kleines Menü zusammengestellt.
00:17:18:08 - 00:17:57:17
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Mit dem Kind. Das einfach mal probieren, da immer wieder ein bisschen auch experimentieren mit den Lebensmitteln. Man kann natürlich auch Figuren machen aus bestimmten Lebensmitteln. Das muss nicht jeden Tag sein, aber vielleicht mal am Wochenende, wenn man sich überlegt, wie kann man sinnvoll und schön die Zeit verbringen, auch zusammen. Und da gibt es wirklich viel mehr Möglichkeiten, als man sich so vorstellt. Was ganz wichtig ist, dass selbst wenn ich selbst als Elternteil das ein oder andere nicht so mag, dass ich darauf achte, dass ich dann möglichst nicht das Ganze auch auf mein Kind übertrage.
00:17:57:17 - 00:18:46:04
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Im Sinne von: Dieses Lebensmittel esse ich persönlich nie und sozusagen das Lebensmittel als schwer vermittelbar darstelle und dem Kind so einen Eindruck gebe. Man muss wissen, die Kinder nehmen wirklich in diesen frühen Lebensphasen - sagen wir mal das Vorschulalter
ganz intensiv - nehmen sie mehr wahr intuitiv, als wir wahrscheinlich so immer sehen und glauben. Und wenn wir das noch mal beherzigen, dass die Kinder sehr viel wahrnehmen. Die möchten uns auch ganz natürlich auf jeden Fall erleben. Also wir müssen uns da nicht irgendwie extra verstellen oder so, aber wenn wir mal da bei uns ein bisschen gucken und das Kind mit einbeziehen, dann glaube ich, dann kommen wir da schon ganz viel weiter.
00:18:47:10 - 00:19:12:12
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Klasse. Das heißt, das Kind wirklich mit in die Küche nehmen und es gemeinsam lernen. Wer es selber kann, der isst es vielleicht auch lieber. Ich finde, das ist auch so eine Sache von Wertschätzung. Das macht Arbeit, das ist nicht einfach so hergezaubert.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Genau, das ist es. Das Erleben des Kindes, was es bedeutet, vielleicht auch vom Einkauf direkt aus dem Regal zum Tisch zu kommen.
00:19:12:12 - 00:19:37:11
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Diese Kette auch mal gemeinsam ablaufen zu lassen, immer wieder. Und es natürlich so mit zu integrieren in den Ablauf, das wäre eigentlich das ganz Ideale für die Entwicklung eines Kindes.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Absolut. Das ist ja dann auch eine kleine spannende Geschichte. Da kann man ein Ritual draus machen. Das finde ich sehr schön. Wenn wir jetzt konkreter werden: Wie viel Obst und Gemüse sollte denn so ein Kind essen?
00:19:38:22 - 00:20:05:24
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, also wir gehen von drei Haupt Mahlzeiten und zwei ZwischenMahlzeiten aus am Tag. Und da darf es schon auch in den Zwischenmahlzeiten ein Snack sein - in die Richtung Obst, natürlich sollte das sein. Man sollte auch Gemüse mit reingeben. Ich will es jetzt gar nicht irgendwie auf "so und so viel pro Tag muss es sein" runterbrechen. Aber es sollte schon Teil der Hauptmahlzeiten sein und auch der Zwischenmahlzeiten.
00:20:06:05 - 00:20:44:07
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Da habe ich jetzt Zwischenmahlzeiten als Snack verstanden und dann als Obstsnack. Genau, das wäre schon sehr hilfreich, wenn wir da täglich Gemüse und Obst mit einbauen.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Okay, also quasi zu jeder Mahlzeit irgendwas gemüsiges, was obstiges dazu, dass der Teller schön bunt wird.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, das wäre optimal. Und auch vielleicht zu den kalten Mahlzeiten könnte man auch natürlich mit Salat agieren, sage ich mal, und auch da ist mir wichtig, dass man da sehr offen bleibt und nicht sich jeden Tag überlegt, es muss so sein, es kann auch mal ein Tag anders laufen.
00:20:44:13 - 00:21:08:23
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also wir wollen mal ganz offen und in der Gestaltung durchaus bleiben, ohne das mal so festgelegt wird und geregelt wird, was genau zu tun und zu lassen ist. Und nur dann wird's gut - das will ich so nicht verstanden wissen. Ich glaube, dass jede Familie ihre eigenen Wege findet und vielleicht ein paar Anregungen braucht. Hin und wieder mal, auch von uns Kinderernährungsmedizinern,
00:21:09:19 - 00:21:30:11
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
um da ein bisschen hier und da vielleicht mal in die richtige Richtung zu verhelfen.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Absolut, sehr gut. Wie sieht denn das mit Zucker aus? Wenn man an eine gesunde Ernährung denkt, dann soll es ja immer schön bunt sein und am besten so wenig Süßigkeiten wie möglich. Aber was bedeutet das denn? So wenig wie möglich?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Na a, auch Obst hat Zucker, Fruchtzucker natürlich.
00:21:30:11 - 00:22:06:01
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Wir reden, wenn wir von Zucker reden - und da ist manchmal wirklich die Begrifflichkeit ein bisschen schwierig - eigentlich vom freien Zucker, von extra zugesetztem Zucker hauptsächlich. Damit meinen wir vor allem Süßigkeiten. Und wir meinen vor allem auch, und das ist nun wirklich ein Problem geworden in den letzten Jahren und Jahrzehnten, die süßen Getränke. Also die süßen Getränke müssen wir im Grunde auch als eine Besonderheit betrachten, als eine Art Süßigkeit. Sie sollten jetzt nicht der Durstlöscher sein, pro Tag so und so viel Liter davon.
00:22:06:10 - 00:22:47:24
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Das wäre im Grunde fatal, denn Zucker fördert natürlich Krankheiten, das wissen wir grob. Aber es ist auch tatsächlich so, dass dadurch die Übergewichtigkeit steigt, auch Diabetes und auch ganz klar Karies. Also das sind ganz klare Zusammenhänge zwischen dem Verzehr von gesüßten Getränken und Krankheitsentstehungen. Das muss man vielleicht mal wirklich mitnehmen. Und unter diesem Aspekt leuchtet es glaube ich sehr gut ein, dass wir ein süßes Getränk ebenso wie eine Süßigkeit betrachten sollten.
00:22:47:24 - 00:23:07:14
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Und das sollte natürlich nicht jeden Tag auf dem Speiseplan stehen.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das finde ich wirklich spannend, dass Getränke eigentlich auch eine Süßigkeit sind. Also da reden wir ja nicht nur über Softdrinks, sondern da kann man ja auch schon mal über einen Saft an sich sprechen. Also so ein Glas Apfelsaft hat ja auch an die knapp sieben Würfel Zucker drin.
00:23:07:14 - 00:23:27:02
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Also das ist ja wirklich enorm. Das ist dann für so ein Kind schon mal eine ordentliche Dosis. Kein Wunder, wenn sie dann aufgekratzt sind danach. Aber das finde ich ein ganz, ganz toller Tipp, auch auf den flüssigen Zucker in dem Sinne zu achten.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Richtig, also es ist wirklich empfehlenswert, mit Wasser und ungesüßten Tees zu arbeiten
00:23:27:02 - 00:23:51:15
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
beim Kind, auch im Sinne der Geschmacksprägung. Der Geschmack kann auch in Richtung Zucker geprägt werden, wenn ich zu viel Zucker zuführe. Damit meine ich wirklich zum Beispiel die süßen Getränke oder sehr, sehr viele Schokoriegel und Süßigkeiten. Dann kann das Kind auch dann im Verlauf, das heißt Zuckerprägung, das Verlangen danach entwickeln. Und unzufrieden werden, wenn es dieses nicht bekommt.
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Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Deswegen sollte man an den Stellen, wo es wirklich nicht erforderlich ist, nämlich in der Flüssigkeitszufuhr mit Wasser oder ungesüßten Tees arbeiten. Oder sagen wir mal, es gibt auch Familien, die sagen: Mein Kind verlangt danach, wie komme ich davon weg? Das werde ich oft gefragt. Nun, da kann man natürlich schrittweise weiter verdünnen. Wenn ein Kind an einen kompletten Fruchtsaft pur gewöhnt wurde, ist durchaus die Chance, dass ich da runter komme von, wenn ich sukzessive nachfolgend immer mehr Wasser dazu tue und den Geschmack gleich drin belasse.
00:24:30:09 - 00:24:56:00
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Mal als ganz praktischer Tipp. Eine sehr stark verdünnte Fruchtsaftschorle ist durchaus okay, nur nicht pur den ganzen Tag nur Saft. Das wäre dann zu viel.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Absolut, das ist ein richtig guter Tipp. Also, dass es kein kalter Entzug ist, sondern wirklich schrittweise passiert und das Kind auch den Geschmack wieder anpassen kann.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, also vor allem in den ersten Lebensjahren.
00:24:56:00 - 00:25:39:17
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also man sollte vielleicht von vornherein gleich gucken, was ist wichtig, was muss ich beachten? Und dann schon individualisiert in dem eigenen familiären Setting, in der eigenen Umgebung, das leben, was man gerne leben möchte - unter diesen Aspekten, wie kann ich ein Kind ernährungstechnisch gesund aufziehen. Da muss man ein paar Dinge beachten, die sollten einbezogen werden, natürlich. Und um vielleicht noch mal auf Getränke und Zucker zurückzukommen: Auch bei jungen Kindern, also Säuglingen zum Beispiel schon, werden häufiger mal diese Quetschies auch gegeben. Das kennen ja manche auch, die findet man im Supermarkt, das ist sozusagen pürierte
00:25:40:07 - 00:26:15:14
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Frucht. Obst-Püree ist das Ganze und das ist dann schon sehr stark angereichert. Da ist dann sehr viel Fruchtzucker drin in diesem Püree. Und häufig wird es, weil es ein Püree ist, erstmal dann noch verdünnt mit Apfelsaft und Traubensaftkonzentrat. Da kommt dann noch was drauf und letztendlich ist es dann so eine kleiner Zuckerstoß. Und da muss man sagen, da muss man auch die Darreichungsform beachten. Denn in so einem Quetsch-Beutel ist es ja so, dass der Säugling den häufig direkt in den Mund bekommt und gar nicht über den Löffel.
00:26:15:14 - 00:26:45:00
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Wir hatten vorhin auch über die Beikost gesprochen und das Löffeln auch. Und das kann wegfallen, wenn man das nicht beachtet, das ganze einfach so in den Mund drückt oder gibt. Und da fällt dann der motorische Lerneffekt wieder weg. Also wenn wir von jungen Kindern sprechen, da müssen wir einfach diese Aspekte noch wissen. Das ist ja auch was, was wir erfahren dürfen, lernen dürfen, als junge, neue Eltern, dass es da drauf ankommt.
00:26:45:05 - 00:27:06:13
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ein paar Punkte sind wirklich ganz, ganz wichtig und sonst würde ich sagen: Das Essen als Erlebnis, als Erfahrung gestalten. Das wäre mir persönlich sehr wichtig.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Okay, also ein sehr, sehr guter Hinweis. Das es so ein bisschen ein kleiner Rückschritt ist, wenn das Kind dann nur noch an, nennen wir es jetzt einfach mal Quetschies, rum saugt und den Löffel gar nicht mehr so häufig benutzen möchte.
00:27:06:24 - 00:27:30:15
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das ist wirklich spannend. Die Eltern sind da ganz schön im Zugzwang. Da kann man nicht sagen, mein Kind isst es nicht, sondern wenn man es dem Kind nicht vorlebt, dann möchte das Kind das vermutlich auch nicht.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, also so ist die Entwicklung des Menschen und das müssen wir akzeptieren. Der kleine Mensch ist natürlich von den großen Menschen erstmal abhängig, das ist ganz klar.
00:27:30:24 - 00:27:52:07
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Und da kommt es auch wirklich drauf an in diesen ganz ersten Phasen, dass wir das alles so richtig einstellen. Aber auch wieder ohne Druck, dass wir durchaus selbst Spaß dabei haben. Es sollen ja alle Spaß haben und je mehr Spaß wir selbst haben, umso mehr nimmt das Kind es wieder wahr, dass wir Spaß haben. Das ist sonst ein Teufelskreis.
00:27:52:11 - 00:28:18:20
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also wir sollten Spaß haben mit der Ernährung und dem Essen und sollten uns vielleicht da auch ein paar Gedanken dazu machen. Einfach mehr: Was macht mir Spaß und was sind Lebensmittel, die zu einem gesunden, weiteren Leben führen können? Und wenn die alle gut finden, ich glaube dann hat man es geschafft.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Ja, das klingt sehr gut.
00:28:19:07 - 00:28:38:17
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Wenn Sie auch über Spaß reden. Ich finde ja auch toll, beim Kochen zum Beispiel, laute Musik anzumachen. Und das mit Kindern gemeinsam machen. Man kocht ja auch mit Freunden gern. Dann kann man ja auch mit Kindern gerne kochen.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Genau, dass man das genauso sieht wie etwas Schönes machen, wie mit Freunden zusammen kochen, dass es mit Kindern genau so ist.
00:28:38:22 - 00:29:06:09
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Man muss den Fokus auch mal drauf setzen. Klar, ist das Leben manchmal anstrengend und man hat viel zu tun. Aber wenn wir uns fragen, wo sollen wir denn Prioritäten setzen und was hat Bedeutung auch für später, gerade für mein Kind, dann wird das so ein Aspekt. Es hat sicher Bedeutung für später. Wir wissen, so wie das am Anfang gelebt wird, in diesen ersten Jahren, das nimmt man mit für später und gibt es dann an die eigene Generation wieder weiter.
00:29:06:13 - 00:29:31:01
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Das hat die Natur auch so eingerichtet.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Also dann hat dieser Spruch "was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" doch irgendwie auch schon seine Bewandtnis und seine Wahrheit dahinter.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, Sie haben recht, Frau Dorn. Das sind ja manchmal so Sprüche, die wir schon von unseren Großeltern oder Urgroßeltern her haben. Aber immer wieder, das finde ich sehr erstaunlich, kommt man darauf zurück, dass man sagt: Mensch, das stimmt.
00:29:31:11 - 00:30:00:17
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Und in dem Fall ist es so. Und da sind wir wissenschaftlich dran, das sozusagen nachzuweisen. Aber empirisch oder erfahrungsmäßig haben es schon unsere Großeltern im Grunde geahnt, sage ich mal. Es ist auch das Tolle, das wir dann auch mit Wissenschaft dazu kommen, das noch mal zu sehen. Und das ist ja das, was auch unser Institut macht, diese frühen Risikofaktoren und auch Schutzfaktoren für die Entstehung von ernährungsbedingten Erkrankungen zu erforschen.
00:30:01:07 - 00:30:21:05
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Super. Dann habe ich noch eine letzte Frage, so ein bisschen zu umgekehrter Psychologie. Man sagt ja ganz häufig zu Kindern: Iss dein Brokkoli, weil der ist so gesund. Und gesund wird ja häufig als langweilig empfunden, auch schon fast von Kindern. Wenn ich das aber mal umdrehe und sage mir, dieser Brokkoli, der ist leider nur für Erwachsene, das magst du noch nicht.
00:30:21:11 - 00:30:41:10
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Haben Sie damit Erfahrungen? Haben Sie das schon mal selber ausprobiert?
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also ich glaube, die beste Erfahrung, die ich gemacht habe, ist einfach ganz natürlich mit den Kindern reden, also gar nicht speziell. Es ist, glaube ich, auch manchmal wirklich ein Problem, dass wir versuchen, es supertoll zu machen. Und dann kommt es beim Kind vielleicht auch doch noch mal anders rüber.
00:30:41:17 - 00:31:07:22
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Also das Kind ruhig probieren lassen, an allem, was es will, da gar in gar keine Limitierungen einführen und ganz natürlich damit umgehen. Also einen relativ normalen Umgang haben mit den Dingen und vielleicht sich erzählen, wo es herkommt und wo es wächst und angebaut wird. Vielleicht auch mal ein Besuch abstatten oder es selbst tun. Das wäre eine Möglichkeit.
00:31:07:22 - 00:31:39:09
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Das wäre mir wichtig, dass Kinder da relativ normal herangeführt werden, ohne Einschränkungen oder Besonderheiten mit den Lebensmitteln. Denn Kinder können die gleichen Lebensmittel essen wie die Erwachsenen. Da gibt es keine extra Lebensmittel, die nötig wären.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Klasse. Sehr gut, vielen Dank. Das ist wirklich ein schöner letzter Hinweis. Dem Kind auch auf Augenhöhe begegnen und gar nicht diese manipulativen Versuche wirklich auszutesten, sondern das Ganze einfach auch vorleben.
00:31:40:01 - 00:32:01:17
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Richtig. Da wäre ich dabei, Frau Dorn.
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Super. Aber dann, liebe Frau Professor Dr. Ensenauer, vielen lieben Dank für Ihre Zeit, für Ihre wertvollen Tipps und ich bin mir ganz sicher, dass sehr, sehr viele Leute hier heute was Tolles mitnehmen können.
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Ja, ich danke Ihnen für das nette Gespräch und ich freue mich auch. Vielen Dank dafür!
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Dankeschön! Tschüssi!
Prof. Dr. Regina Ensenauer:
Tschüss!
00:32:03:20 - 00:32:26:09
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Super schön, dass Sie so lange dabei geblieben sind und sich alle Tipps und Tricks angehört haben. Und wie angekündigt, fasse ich Ihnen die wichtigsten Inhalte der Folge hier noch mal zusammen. Es geht los mit dem Grundstein für eine gesunde Ernährung, denn der wird bereits vor der Geburt gelegt. Und das bedeutet, es startet bereits in der Schwangerschaft und geht weiter beim Stillen und dann auch noch bei der Beikost Einführung.
00:32:26:17 - 00:32:54:18
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und das sind die ersten 1000 Lebenstage. Die sind unglaublich wichtig für die Geschmacksbildung vom Fötus und Neugeborenen, denn über das Fruchtwasser und auch über die Muttermilch erhalten sie Geschmacksstoffe aus dem Essen der Mutter und somit werden Fötus und Neugeborene an viele verschiedene Geschmacksnuancen gewöhnt. Und das kann glücklicherweise dazu führen, dass es Kindern später leichter fällt, sich gesund und vielfältig zu ernähren, insbesondere dann, wenn sie selber mitbestimmen dürfen, was sie essen möchten.
00:32:56:00 - 00:33:21:18
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und es geht weiter mit dem Familientisch. Also sobald Ihre Kinder am Familientisch mitessen, ist es schön, wenn sie ihre Kinder komplett mit einbeziehen. Und das beginnt beim Einkaufen der Lebensmittel, geht über die Zubereitung und dann dem Servieren der Mahlzeiten bis hin zum gemeinsamen Essen am Tisch. Und dadurch lernen die Kinder, das Essen auch wertzuschätzen. Denn es ist nun mal mit Aufwand verbunden, Lebensmittel anzubauen, sie im Laden auszuwählen und dann auch noch selber zuzubereiten.
00:33:22:01 - 00:33:46:08
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und das muss ein Kind eben erst lernen. Und dabei können sie es unterstützen. Weiter geht es mit dem Thema Zucker. Achten Sie darauf, dass Kinder generell wenig Zucker zu sich nehmen. Also Beispiele für Zuckerquellen sind Süßigkeiten, sogenannte Quetschies und Getränke. Und insbesondere an Getränke wird oft gar nicht gedacht, wenn es um das Thema Zucker geht, weil auch Flüssigkeiten viel Zucker enthalten können und somit quasi als Süßigkeit gewertet werden.
00:33:47:01 - 00:34:12:05
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und Kinder langsam von zuckerhaltigen Getränken zu entwöhnen, wie zum Beispiel Fruchtsaft, sind Schorlen eine richtig gute Möglichkeit. Die wichtigste Erkenntnis der Folge ist, dass Ihre Kinder keine extra Kinderernährung benötigen. Sie essen einfach das, was auch Sie essen - also Ihre Eltern. Und Kinder werden nicht an eine gesündere Ernährung herangeführt, indem man sie überredet, dass sie ihr Gemüse essen sollen oder sie vielleicht sogar dazu manipuliert.
00:34:12:21 - 00:34:38:11
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und der beste Tipp hier ist, dass Sie als Eltern eine gesunde Ernährungsweise vorleben und Ihre Kinder schauen sich diese dann einfach bei Ihnen ab. Und das gilt übrigens auch für die Großeltern, Tanten, Onkel usw. - auch sie sind Vorbilder für Kinder. Und wenn Sie sich jetzt fragen, wie genau eine gesunde Ernährung aussieht und wie Sie diese in Ihr Leben integrieren können, dann hören Sie gerne die nächsten Folgen vom SPITZ DIE LÖFFEL! Podcast rein.
00:34:38:18 - 00:35:00:11
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Denn dort wird diesen Fragen auf den Grund gegangen. Wenn Ihnen diese Podcastfolge gefallen hat, freuen wir uns sehr auf Ihre Bewertung und zwar zum Beispiel mit fünf Sternen und auf Ihre Kommentare. Und vergessen Sie nicht auf "Abonnieren des Podcasts" zu klicken, denn dann werden Sie zukünftig direkt informiert, wenn eine neue Folge erschienen ist und verpassen somit keines der vielen spannenden Themen.
00:35:00:23 - 00:35:22:08
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Alles Gute und bis zum nächsten Mal
Outro:
Das war SPITZ DIE LÖFFEL, der IN FORM Podcast für eine gesunde Ernährung. Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Sie suchen weitere Informationen zu ausgewogener Ernährung und mehr Bewegung? Schauen Sie auf der Website unter www.in-form.de vorbei.