Nutri-Score einfach erklärt: Informationen für den Einkauf

Welches Müsli trägt eher zu einer ausgewogeneren Ernährung bei? Wie gut ist der Nährwert meiner Pizza? Der neue Nutri-Score bietet mehr Durchblick und Orientierung bei der Lebensmittelauswahl: Denn Verbraucherinnen und Verbraucher können den Nährwert von Lebensmitteln jetzt ganz einfach und auf einen Blick vergleichen.

Fast jeder zweite Deutsche ist übergewichtig. Das liegt auch an einer zu einseitigen und kalorienreichen Ernährung. Zu viel Zucker, Fette oder Salz – Übergewicht erhöht das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes. Jetzt wird es für Verbraucherinnen und Verbraucher einfacher, sich im Alltag gesünder zu ernähren.

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Nutri-Score - Einfach.Besser.Essen. Infoclip © BMEL

Wer gesund essen möchte, sollte sich abwechslungsreich ernähren und am besten frische Lebensmittel wählen. Fertigprodukte enthalten teilweise viel Zucker, Salz oder Fett. Wieviel davon in einer Fertigpizza oder einem Müsli stecken, steht zwar schon in der Nährwerttabelle auf der Rückseite der Verpackungen. Doch das alleine sagt noch nicht aus, wie gut der Nährwert des Lebensmittels insgesamt ist – und wie es im Vergleich zu anderen Lebensmitteln derselben Kategorie abschneidet.

Mit dem Nutri-Score können Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt auf einen Blick auf der Vorderseite der Verpackung den Nährwert eines Lebensmittels erkennen und vergleichen. Eine ausgewogenere Ernährung wird dadurch einfacher.

Der Nutri-Score – das steckt dahinter

Darum brauchen wir eine erweiterte Nährwertkennzeichnung

47 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind in Deutschland übergewichtig. Das liegt zum großen Teil an der Ernährung: So begünstigen zu viel Zucker, Fette, gesättigte Fettsäuren und zu viel Salz die Entstehung von ernährungsbedingten Krankheiten wie Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Das BMEL fördert mit vielen Maßnahmen eine gesunde Ernährung. Ein vereinfachtes, erweitertes Nährwertkennzeichnungs-System ist ein wichtiger Baustein der Ernährungspolitik des BMEL: Der Nutri-Score hilft Verbraucherinnen und Verbrauchern, sich beim Lebensmitteleinkauf leichter zu orientieren und eine gesündere Wahl zu treffen. Denn mit dem Nutri-Score können sie die Nährwertqualität von Lebensmitteln einer Produktkategorie vergleichen, gleich auf der Vorderseite der Verpackung.

Auch die Verbraucherforschung bestätigt: Der Nutri-Score ist klar und auf einen Blick verständlich.

In Deutschland übergewichtig sind:

47 Prozent der Frauen

62 Prozent der Männer

15 Prozent der Kinder und Jugendlichen

Diese Lebensmittel können mit dem Nutri-Score gekennzeichnet sein

Fast alle Lebensmittel, die eine Nährwerttabelle auf der Verpackung tragen, dürfen mit dem Nutri-Score gekennzeichnet werden.

So wird der Nutri-Score berechnet

Beim Nutri-Score zeigt eine fünfstufige, farbige Skala von A bis E, welchen Nährwert ein Produkt in der Gesamtschau hat. Dazu werden der Energiegehalt sowie die Gehalte ernährungsphysiologisch günstiger und ungünstiger Nährstoffe miteinander verrechnet und der Skala zugeordnet – von A (dunkelgrün) über C (gelb) bis E (rot). Als günstig eingestuft werden zum Beispiel die Gehalte an Ballaststoffen und Eiweiß sowie der Gehalt an Gemüse, Obst, Nüssen, Hülsenfrüchten und ausgewählten Speiseölen. Als ungünstig gehen die Energie und der Gehalt an gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker in die Bewertung ein. Die Farben Grün bis Rot helfen bei der Orientierung: Ein grünes A trägt eher zu einer gesunden Ernährung bei als ein rotes E. Der Nutri-Score bezieht sich jeweils auf 100 Gramm oder 100 Milliliter eines Lebensmittels.

Zur Berechnung des Nutri-Score werden die ohnehin von den Unternehmen anzugebenen Angaben der Nährwerttabelle und des Zutatenverzeichnisses genutzt.

Das sagt der Nutri-Score konkret aus

Durch den Nutri-Score können Verbraucherinnen und Verbraucher verschiedene Produkte einer Produktgruppe miteinander hinsichtlich ihres Nährwerts vergleichen. Das heißt: Innerhalb einer Produktgruppe ist beispielsweise ein Lebensmittel mit grünem A die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl im Vergleich zu einem Lebensmittel mit einem gelben C. Eine Fertigpizza mit einem Schokoriegel zu vergleichen ergibt also keinen Sinn, da es sich nicht um Alternativen handelt. Mit dem Nutri-Score lassen sich aber gut Produkte der gleichen Kategorie vergleichen, z.B. Schokoriegel A mit Schokoriegel B (gleiche Produkte unterschiedlicher Hersteller) bzw. ähnliche Produkte derselben Produktkategorie, z.B.  Schokomüsli mit Früchtemüsli.

So interpretieren Sie den Nutri-Score richtig

Der Nutri-Score soll Orientierung beim Einkauf bieten, indem er die Auswahl der ernährungsphysiologisch günstigeren Produkte innerhalb einer Produktgruppe erleichtert. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen nicht auf bestimmte Lebensmittel verzichten, sondern können sich bewusst für die vorzugswürdige Alternative in einer Produktgruppe entscheiden. Anders als z.B. die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (Ernährungskreis und -pyramide) gibt der Nutri-Score grundsätzlich keine Orientierung über die Ausgewogenheit der gesamten Ernährung und macht keine Aussagen zum Gesundheitswert eines einzelnen Lebensmittels. Beide Konzepte ergänzen sich vielmehr, indem die Wahl der Lebensmittel an den Ernährungsempfehlungen, die Wahl des konkreten Produktes aus einer Menge vergleichbarer Produkte mithilfe des Nutri-Score erfolgt.

Daher gilt: Wer sich ausschließlich von Lebensmitteln der Kategorie A ernährt, isst noch lange nicht ausgewogen. Denn zu einer ausgewogenen Ernährung gehören viele unterschiedliche Lebensmittel im richtigen Verhältnis – am besten auch unverarbeitete wie frisches Gemüse, Obst oder Hülsenfrüchte. Bei dieser Wahl helfen die Ernährungsempfehlungen.

Der Nutri-Score – von unabhängigen Wissenschaftlern entwickelt

Der Nutri-Score wurde von einem unabhängigen Team von Wissenschaftlern der Pariser Université 13, entwickelt, darunter Serge Hercberg, Professor der Ernährungswissenschaften, sowie die Ernährungsepidemiologin Dr. Chantal Julia. Der Algorithmus zur Berechnung des Nutri-Score basiert ebenfalls auf einer wissenschaftlichen Grundlage, dem sogenannten Nährwertprofilsystem der Britischen Food Standard Agency (FSA-Score). Dieses wurde ebenfalls von renommierten Wissenschaftlern der Universität Oxford entwickelt. 

Der Nutri-Score ist eine Marke, die beim Europäischen Amt für Geistiges Eigentum (EUIPO) eingetragen ist. Inhaberin der Marke ist die „Agènce nationale de la Santé publique France“, kurz „Santé publique France“, eine Behörde im Geschäftsbereich des französischen Gesundheitsministeriums.

Das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, das Max Rubner-Institut, hat den Nutri-Score geprüft und ihn als wissenschaftlich valide bewertet.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestätigen damit: Der Nutri-Score erleichtert es Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland, innerhalb der gleichen Produktgruppe die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl zu treffen und bietet so eine sinnvolle Orientierung bei der Lebensmittelauswahl.

Rechtlich klar geregelt – wie Lebensmittelunternehmer den Nutri-Score verwenden können

Der Nutri-Score ist eine freiwillige Angabe auf der Vorderseite eines Lebensmittels. Er ergänzt die bereits bestehenden Pflichtkennzeichnungselemente, vor allem die Nährwerttabelle. Die Verwendung von erweiterten Nährwertkennzeichnungsmodellen, zu diesen zählt der Nutri-Score, ist EU-weit einheitlich geregelt. Das geltende EU-Recht sieht für die Verwendung von erweiterten Nährwertkennzeichnungen auf nationaler Ebene keine verpflichtende, sondern nur die freiwillige Anwendung vor.

Um das Nutri-Score-Logo zu verwenden, muss sich der Lebensmittelunternehmer auf einer Internetseite der zuständigen Markeninhaberin, der Santé publique France, registrieren. Im Rahmen dieser Registrierung verpflichtet sich der Lebensmittelunternehmer, das Logo für alle Produkte zu verwenden, die er unter der bzw. den von ihm registrierten Marke bzw. Marken auf den Markt bringt. Für die Kennzeichnung aller Produkte einer registrierten Marke hat der Lebensmittelunternehmer in der Regel 24 Monate ab dem Datum seiner Registrierung Zeit. Ab einer Anzahl von 2.000 oder mehr Produkten, die mit dem Logo ausgewiesen werden sollen, wird diese Frist auf 36 Monate verlängert. Hier gilt dann: Der Lebensmittelunternehmer muss das Logo innerhalb von 24 Monaten auf 80 Prozent seiner Produkte anbringen. Ein Unternehmen ist nicht verpflichtet, jede seiner Marken anzumelden.

 

Nutri-Score - Einfach. Besser. Essen. Müsli ist nicht gleich Müsli...

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