Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung

Die im Februar 2019 vom damaligen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorgelegte Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung nimmt die gesamte Lebensmittelversorgungskette in den Blick. Ziel ist es, bis 2030 die Lebensmittelabfälle in Deutschland zu halbieren und Lebensmittelverluste zu verringern. Dafür wird die Strategie kontinuierlich weiterentwickelt.

Lebensmittelabfälle in Deutschland

In Deutschland entstehen ca. 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle im Jahr (Stand 2022). Wer also die Lebensmittelverschwendung reduziert, der betreibt aktiven Ressourcen- und Klimaschutz.

Lebensmittelabfälle entstehen in jedem Sektor– von der Primärproduktion und der Verarbeitung, über den Handel und die Außer-Haus-Verpflegung bis zu den privaten Haushalten. Daher gilt es, die Lebensmittelversorgungskette so zu gestalten, dass Lebensmittelabfälle und -verluste in jedem Sektor und an Schnittstellen zwischen den Sektoren möglichst vermieden werden. Dafür braucht es Verhaltensänderungen bei allen Akteuren und gemeinsame Anstrengungen.

Erfassung des Lebensmittelabfallaufkommens in Deutschland

Im Rahmen der EU-Berichterstattung wird das Aufkommen der Lebensmittelabfälle über die gesamte Lebensmittelversorgungskette für Deutschland  seit 2020 jährlich ermittelt und jeweils im Folgejahr an die EU-Kommission berichtet. Mittlerweile liegen dort die Zahlen für die Jahre 2020, 2021 und 2022 vor.

Zusätzlich berichten beispielweise die Unternehmen des Lebensmittelgroß- und -einzelhandels, die am Pakt gegen Lebensmittelverschwendung teilnehmen, sowie die Betriebe der Außer-Haus-Verpflegung, die die Beteiligungserklärung der Zielvereinbarung zwischen dem BMLEH und den Verbänden der Branche unterzeichnet haben, regelmäßig über ihre Erfolge und unternommene Maßnahmen.

Aktueller Stand der Nationalen Strategie

Mit der Ernährungsstrategie "Gutes Essen für Deutschland" werden die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 verfolgt, insbesondere das SDG 12.3. Die Lebensmittelabfälle in Deutschland sollen gemeinsam mit allen Akteuren bis 2030 in allen Sektoren halbiert und die Lebensmittelverluste reduziert werden. Dazu wird die 2019 beschlossene Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung (StLMV) kontinuierlich weiterentwickelt. Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft sind aufgefordert, sich aktiv einzubringen.

Um das Engagement aller Beteiligten zu fördern und die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zu intensivieren, wurde Anfang 2025 im Zuge der Weiterentwicklung der Nationalen Strategie die Governance überarbeitet. Sie bildet den Rahmen, in dem Akteure aus den fünf Sektoren der Lebensmittelversorgungskette an der Umsetzung der Nationalen Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung 2025-2030 mitwirken.

Partner des BMLEH bei der Umsetzung der nationalen Strategie

Das BMLEH als übergeordneter Steuerungsinstanz wird bei der Umsetzung der Nationalen Strategie von Partnern unterstützt, um mit passgenauen Maßnahmen die verschiedenen Akteure und Zielgruppen zu erreichen und Veränderungen in den Wirtschaftssektoren sowie bei Verbraucherinnen und Verbrauchern anzustoßen:

  • Kompetenzstelle zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen und -verlusten (KLAV): Die Kompetenzstelle ist seit 2025 zentrale Ansprechpartnerin für Unternehmen und Verbände der Primärproduktion, der Verarbeitung, des Lebensmittelhandels sowie der Außer-Haus-Verpflegung, um Lebensmittelverschwendung effektiv zu reduzieren. Mit praxisnahen Informationen, Best-Practice-Austausch und Schulungsangeboten richtet sich die Kompetenzstelle besonders an Unternehmen am Anfang der Lebensmittelversorgungskette und an die Schnittstellen zwischen den Sektoren.
    Die Kompetenzstelle baut auf den Ergebnissen der BMLEH-Veranstaltungsreihe „Gemeinsam gegen Lebensmittelabfälle – für eine neue Wertschätzungskette“ auf und wird den dort begonnen Dialog ab Herbst 2025 verstetigen. Ziel der achtteiligen Reihe ist es, den sektorenübergreifenden Austausch zu fördern, gemeinsam Lebensmittelabfälle an den Schnittstellen in den Blick zu nehmen und Lösungsansätze zu entwickeln.
  • Koordinierungsstelle Zu gut für die Tonne!: Im März 2012 hat das BMLEH die Initiative Zu gut für die Tonne! (ZgfdT) gestartet, um das Thema Lebensmittelverschwendung stärker in die Öffentlichkeit zu bringen und Verbraucherinnen und Verbraucher für eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln zu sensibilisieren. Zu gut für die Tonne! wird von der Koordinierungsstelle und dem BMLEH kontinuierlich weiterentwickelt und zielt mit verschiedenen Maßnahmen und Angeboten darauf ab, Verhaltensänderungen zu bewirken. Eine wichtige Maßnahme ist die jährlich stattfindende, bundesweite Aktionswoche.
  • Dialogforum private Haushalte 2.0: Das von BMLEH geförderte Dialogforum ist im Oktober 2023 gestartet und wird von Slow Food Deutschland und der TU Berlin koordiniert. Es soll bis September 2026 die im ersten Dialogforum entwickelten Messmethoden optimieren und als anwenderfreundliche App-Funktion zur Verfügung zu stellen, gemeinsam mit externen Partnern neue, wirksame Maßnahmen an verbrauchernahen Schnittstellen entwickeln und umsetzen und die weitere Vernetzung und den Austausch aller relevanten Akteure fortführen. Zudem arbeitet das Dialogforum eng mit der BMLEH-Initiative Zu gut für die Tonne!
  • Bund-Länder-Plattform: Die Plattform verbessert den Austausch unter den Beteiligten Verwaltungen/Ministerien und setzt Impulse im Zusammenhang mit der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Aufgabe ist außerdem, bewährte Verfahren, Informationen und Erkenntnisse im Zusammenhang mit Aktivitäten und Ergebnissen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in Bund und Ländern miteinander zu teilen und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern der Plattform zu erleichtern.

Zielvereinbarungen

Zudem hat das BMLEH mit Verbänden und Unternehmen aus Handel und Außer-Haus-Verpflegung Zielvereinbarungen abgeschlossen. Diese werden ebenfalls mithilfe von Partnern umgesetzt:

  • Pakt gegen Lebensmittelverschwendung: Der Pakt wurde im Juni 2023 zwischen dem BMLEH und 14 Unternehmen des deutschen Lebensmittelgroß- und Einzelhandels geschlossen und legt verbindliche Ziele und konkrete Reduzierungsmaßnahmen fest. Die Umsetzung der Zielvereinbarung, insbesondere die Erreichung der Ziele, die Lebensmittelabfälle in den Unternehmen bis 2025 um 30 Prozent und bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren wird durch das Thünen-Institut für Marktanalyse (TI) als unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des BMLEH begleitet und überprüft.

Der Ergebnisbericht des TI zum ersten Jahr der Umsetzung zeichnet ein positives Zwischenfazit: Danach konnten viele Betriebe ihre Abfälle deutlich verringern – insgesamt um 24 Prozent.

  • Kompetenzstelle Außer-Haus-Verpflegung (KAHV): Die Kompetenzstelle setzt die Zielvereinbarung für die AHV um, die das BMLEH mit den Verbänden der Branche 2021 abgeschlossen hat. Sie berät und akquiriert einzelne Unternehmen aus dem Sektor, die der Beteiligungserklärung zur Zielvereinbarung AHV beitreten möchten. Die KAHV wurde von 2022 bis Ende 2024 vom BMLEH gefördert und von United Against Waste (UAW) geleitet. Dabei führte das Thünen-Institut als wissenschaftlicher Partner Nachhaltigkeitsbewertungen durch, die aufzeigen, wie effektiv die umgesetzten Reduzierungsmaßnahmen sind. Seit 2025 wird die KAHV von UAW eigenständig weitergeführt.

Lebensmittelweitergabe und -spenden

 Um Lebensmittelweitergabe und -spenden zu befördern, werden im Rahmen der StLMV Projekte der Tafeln gefördert und rechtliche Erleichterungen geprüft: 

  • TafelConnect: Das BMLEH fördert mit TafelConnect seit Oktober 2023 für einen Zeitraum von drei Jahren ein neues Digitalisierungsprojekt der Tafel Deutschland. Ziel ist es, den Spendenprozess bei Großspenden – also mehr als zehn Paletten -  u.a. von Lebensmittelherstellern über den Tafel-Dachverband und regionale Verteilerzentren zu digitalisieren. Das Projekt baut auf dem von 2019 bis Ende 2022 ebenfalls durch BMLEH geförderten sogenannten „eco-Plattform“ auf. Dabei wurde der Spendenprozess an der Schnittstelle zwischen lebensmittelspendenden Unternehmen wie z.B. Lebensmittelhändlern vor Ort und den lokalen Tafeln mittels digitaler Tools vereinfacht und verbessert.
  • Rechtsgutachten: Das von BMLEH beauftragte und im Juni 2024 veröffentlichte Rechtsgutachten "Identifikation, Bewertung und Handlungsempfehlungen zu rechtlichen Hemmnissen bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen und der Weitergabe von Lebensmittelspenden“ hat die Grundlagen für die Einführung rechtlicher Erleichterungen bei Lebensmittelspenden gelegt. Die verschiedenen Regelungsvorschläge setzen sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler Ebene an. Folglich steht das BMLEH mit verschiedenen Akteuren hierzu im Austausch und hat auf europäischer Ebene bereits einen Vorschlag für Änderungen des EU-Lebensmittelrechts vorgestellt.

Abgeschlossene Projekte und Abschlussbericht Phase 1

Für die Sektoren entlang der Lebensmittelversorgungskette – von der Primärproduktion, die Verarbeitung, den Groß- und Einzelhandel, die Außer-Haus-Verpflegung bis zu den privaten Haushalten – wurden zwischen 2020 und 2023 sektorspezifische Dialogforen eingerichtet und durchgeführt.  In diesen wurden gemeinsam und unter wissenschaftlicher Begleitung die größten Reduzierungspotenziale identifiziert, konkrete Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen und -verlusten entwickelt und, wo möglich, sektorspezifische Zielvereinbarungen erarbeitet. Auch zwei Nationale Dialogforen fanden in dieser Zeit statt. Zudem wurde diese erste Phase der Umsetzung der Nationalen Strategie prozessbegleitend evaluiert. Der Abschlussbericht wurde im März 2025 veröffentlicht und ist weiter unten verlinkt. Die bisherigen Projekte im Einzelnen sind hier dokumentiert.

Erschienen am im Format Basistext

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