Lebensmittelabfälle in Deutschland: Aktuelle Zahlen nach Sektoren
Wie viele Lebensmittelabfälle fallen in Deutschland entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette an – also auf dem Weg eines Lebensmittels von der Landwirtin bzw. vom Landwirt bis zum Teller? Diese Frage muss u. a. im Rahmen einer regelmäßigen Berichterstattung an die EU-Kommission beantwortet werden. Zuletzt wurden im Jahr 2024 vom Umweltbundesamt für 2022 Lebensmittelabfälle in Höhe von 10,8 Mio. Tonnen an die EU-Kommission berichtet.
Höhe der Lebensmittelabfälle nach Sektoren in der Lebensmittelversorgungskette
Der Erhebung zufolge gab es im Jahr 2022 insgesamt knapp 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle (Frischmasse) in Deutschland. Dazu zählen vermeidbare Abfälle wie zum Beispiel übrig gebliebene Speisereste und nicht verkaufte Lebensmittel, aber auch nicht essbare Bestandteile wie Nuss- und Obstschalen, Strünke und Blätter, Kaffeesatz oder Knochen. Hinzu kommen weitere Lebensmittelverluste entlang der Produktions- und Lebensmittelkette.
Verteilt auf die einzelnen Sektoren ist die Menge der Lebensmittelabfälle recht unterschiedlich:
- Die Primärproduktion hat an der oben genannten Gesamtabfallmenge einen Anteil von 2 Prozent (0,2 Mio. Tonnen). Dabei nicht berücksichtigt sind überschüssige und verdorbene Lebensmittel, die betriebsintern verwertet werden – zum Beispiel als Tierfutter oder in Biogasanlagen.
- Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln in Handwerk und Industrie fallen 15 Prozent (1,6 Mio. Tonnen) an.
- Im Handel entstehen 7 Prozent (0,8 Mio. Tonnen) der Lebensmittelabfälle.
- Bei der Außer-Haus-Verpflegung fallen 18 Prozent (2 Mio. Tonnen) der Abfälle an.
- Der Großteil der Lebensmittelabfälle entsteht mit 58 Prozent (6,3 Mio. Tonnen) in privaten Haushalten.
- Jeder Verbraucher und jede Verbraucherin wirft demnach 74,5 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg.
Es liegt in der Verantwortung aller Beteiligten, aktiv und ambitioniert zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen, aber auch von nicht unter diese Definition fallenden Verlusten, beizutragen. Schon kleine Veränderungen entfalten große Wirkung – egal ob in einzelnen Unternehmen, zwischen Partnern entlang der Lieferkette oder in privaten Haushalten. Die Entwicklung von Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelabfälle erfolgt im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Es bedarf aber nicht nur einer Verhaltensänderung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Bewusstes, nachhaltiges Verhalten muss auch durch eine entsprechende Ernährungsumgebung z. B. im Handel oder in der Außer-Haus-Verpflegung unterstützt werden.
Zahlen & Fakten zur Lebensmittelverschwendung in Deutschland
Bericht nach EU-Vorgaben
Die Pflicht zur Berichterstattung ergibt sich aus der europäischen Abfallrahmenrichtlinie. Danach müssen die Mitgliedstaaten der Europäischen Union ihre Lebensmittelabfälle seit 2020 jährlich erheben und binnen 18 Monaten nach dem Ende des Berichtsjahres, für das die Daten erhoben wurden, an Eurostat übermitteln. In Deutschland sind das für das Abfallrecht federführend zuständige Bundesumweltministerium (BMUKN) und das Umweltbundesamt für die Erhebung und Übermittlung der Zahlen verantwortlich. Das für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung zuständige BMLEH begleitet diesen Prozess eng.
Zur Berechnung des Lebensmittelabfallaufkommens haben BMUKN und BMLEH verschiedene Optionen abgewägt und sich für eine Methodik entschieden, die die Vorgaben der EU-Kommission erfüllt. Sie setzt für alle Sektoren auf der Entsorgungsseite an und basiert auf den jährlich erhobenen, amtlichen Abfallstatistiken – unter Verwendung von berechneten Abfallkoeffizienten (sog. AKOs) zur Herausrechnung der Nicht-Lebensmittelabfälle.
Aufgrund der gesetzlichen Verankerung, regelmäßigen Durchführung und der hohen Qualitätsstandards der amtlichen Statistiken, besitzt die darauf aufbauende Methode eine hohe Zuverlässigkeit und Aussagekraft. Durch ergänzende Sortieranalysen sowie weitere Erkenntnisquellen wurde der Anteil der Lebensmittelabfälle an den Gesamtabfällen für das Jahr 2020 initial ermittelt und die Menge der in den privaten Haushalten kompostierten Lebensmittelabfälle berücksichtigt. Nicht erfasst sind dagegen z. B. Verluste vor und während der Ernte bzw. Schlachtung, da sie rechtlich nicht als Lebensmittel definiert sind.

Eine gründliche Erhebung, z. B. in Form von Sortieranalysen erfolgt alle vier Jahre. In den Zwischenjahren werden unter Verwendung der gleichen AKOs nur Änderungen beim Abfallaufkommen aus den betroffenen Abfallschlüsseln berücksichtigt.
Die gewählte Methodik bietet den Vorteil, dass Zeitreihen gebildet, die ermittelten Mengen summiert und Jahresvergleiche ermöglicht werden. Dadurch kann die Entwicklung der Lebensmittelabfallmenge in Deutschland zuverlässig abgebildet werden.
Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts zur Erfüllung der Berichtspflicht ggü. der EU-KOM
BERICHT DES UMWELTBUNDESAMTS ZUR ERMITTLUNG DER LEBENSMITTELABFÄLLE IN DEUTSCHLAND IM JAHR 2020 UND ZUR ERFÜLLUNG DER BERICHTSPFLICHT GGÜ. DER EU-KOM IM JAHR 2022
Baseline 2015: Studie des Thünen-Instituts zu Lebensmittelabfällen in Deutschland (2019)
- Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015 – Kurzfassung Thünen Report 71 (PDF, 660KB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)
- Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015 – Thünen Report 71 (PDF, 3MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)
- Food waste in Germany – Baseline 2015 – Summary Thünen Report 71 (PDF, 627KB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)