One Health: Ein ganzheitlicher Ansatz für Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt
Der One Health-Ansatz zielt darauf ab, das integrative Verständnis und die systemischen Zusammenhänge im BMLEH für die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und Ökosystemen aufzuzeigen und langfristig zu verbessern. Die Umsetzung dieses Ansatzes erfordert eine sektorübergreifende und transdisziplinäre Zusammenarbeit auf allen Ebenen; insbesondere an den Schnittstellen zwischen den Bereichen Mensch – Tier – Pflanze - Umwelt.
Das BMLEH verfolgt mit seinen Arbeitsschwerpunkten zur Umsetzung des One Health-Ansatzes das Ziel, die Interdisziplinarität in den Bereichen Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt zu verstärken, um die Gesundheit und Sicherheit in allen Lebensbereichen wirksam und nachhaltig zu fördern.
Das BMLEH setzt sich daher für eine Transformation der Landwirtschaft und Ernährungssysteme zu mehr Nachhaltigkeit und gesunden Ökosystemen ein, auch mit dem Ziel, globale Gesundheitsgefahren für den Menschen, Tiere, Pflanzen und Umwelt früher zu erkennen, zu mindern oder ggf. auszuschließen. Dazu zählen insbesondere die Arbeitsschwerpunkte:
- Vorbeugen und Bekämpfen von Infektionskrankheiten und Schädlingen bei Tieren und Pflanzen, mittels:
- Maßnahmen gegen neu auftretende und wiederkehrende Infektionskrankheiten, insbesondere zoonotische Infektionen einschließlich tropischer und durch Vektoren (Stechmücken und Zecken) übertragene Krankheiten,
- Maßnahmen zur Verhinderung des Ein- und Verschleppens von Quarantäne- oder neuen Schadorganismen der Pflanzen
- Maßnahmen, die zur Erzeugung gesunder Lebensmittel und Sicherung von Ernten durch einen integrierten Pflanzenschutz (ggf. mit weiterentwickelten Pflanzenschutzmitteln) und allgemeiner Tiergesundheit beitragen.
- Integration von Tierhaltung, Tierernährung mit Fütterungssystemen und Tierzucht sowie Interdisziplinarität bei deren Überprüfung und Weiterentwicklung.
- Weiterentwicklung der Sicherheit von Lebensmitteln, einschließlich Futtermittel, und Ernährungssicherheit:
- Stärkung der Interdisziplinarität bei der Bewertung, Minimierung und Überwachung von Risiken für die Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit sowie die Ernährungssicherung durch wissenschaftsbasierte, innovative interdisziplinäre Ansätze entlang der Wertschöpfungskette.
- Antimikrobielle Resistenzen:
- Vorbeugung und Eindämmung der antimikrobiellen Resistenzen (AMR) im Veterinär- und Pflanzenschutzbereich.
- Berücksichtigung der essenziellen Bedeutung genetischer Ressourcen für eine nachhaltige Ernährungssicherheit weltweit.
- Nachhaltige landwirtschaftliche Produktion:
- Verbesserung der Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Produktion einschließlich Aquakultur, insbesondere der Gesundheit und Robustheit von Nutztieren und Kulturpflanzen, durch Fortschritte und Verbesserungen in der Haltung, einschließlich Fütterung, und dem Management von Nutztieren.
- Erhalt und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt, einschließlich genetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft.
- Erhaltung des Waldes:
- Maßnahmen in Deutschland zur Erhaltung des Waldes und seiner Ökosystemleistungen, insbesondere als Lebensraum für die wildlebende Tier- und Pflanzenwelt, natürlicher Kohlenstoffspeicher, nachhaltige Rohstoffquelle und Erholungsraum für die Bevölkerung.
- Entwicklung einer klimaresilienten und gesundheitsfördernden Land- und Forstwirtschaft sowie Tierhaltung
Hintergrund:
Im Kontext der COVID-19-Pandemie wurde der One Health-Ansatz verstärkt in den internationalen Diskurs eingebracht, um auf zukünftige Zoonosen mit pandemischem Potenzial besser vorbereitet zu sein. Der Begriff "One Health" findet sich mittlerweile in zahlreichen internationalen Abkommen und Kommuniqués und wird weltweit von diversen Akteuren verwendet. Unter dem Dach der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird aktuell im Rahmen der strategischen Planungsgruppe und der Commission on Phytosanitary Measures (CPM) des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens (IPPC) ebenfalls die Bedeutung phytosanitärer Maßnahmen zur Verhinderung der Ein- und Verschleppung von gefährlichen Schadorganismen der Pflanzen für den One Health-Ansatz erörtert. Für eine vertiefte Analyse des Nutzens und des pflanzengesundheitlichen Beitrages zum One Health-Ansatz wurde in 2024 im Rahmen der CPM eine spezielle Fokusgruppe eingerichtet.
Allerdings bleibt der Begriff „One Health“ oft unscharf, was die Umsetzung konkreter Maßnahmen erschwert. Um dieser Herausforderung zu begegnen, gründeten die FAO, die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH), das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2021 das One Health High Level Expert Panel (OHHLEP). Dieses Gremium hat eine Definition von One Health erarbeitet, um eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis für diesen Ansatz zu entwickeln:
„One Health ist ein integrierter, vereinheitlichender Ansatz, der darauf abzielt, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen nachhaltig auszugleichen und zu optimieren.
Er erkennt an, dass die Gesundheit von Menschen, Haus- und Wildtieren, Pflanzen und der weiteren Umwelt (einschließlich der Ökosysteme) eng miteinander verbunden und voneinander abhängig sind.
Der Ansatz mobilisiert mehrere Sektoren, Disziplinen und Gemeinschaften auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft, um gemeinsam das Wohlbefinden zu fördern und Gefahren für die Gesundheit und die Ökosysteme zu bekämpfen und gleichzeitig den kollektiven Bedarf an sauberem Wasser, Energie und Luft, sicheren und nahrhaften Lebensmitteln zu decken, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen und zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.“[1]
Das BMLEH fördert die Umsetzung des One Health-Ansatzes, um ein gesundes und nachhaltiges Umfeld für alle Lebewesen zu ermöglichen.
[1] OHHLEP One Health Definition, Quelle: WHO, FAO, WOAH, UNEP One Health High-Level Expert Panel (OHHLEP) (who.int)