Hilfsmittel statt Selbstzweck: Digitalisierungsprojekte im ländlichen Raum
Ein breites Spektrum digitaler Projekte zeigte sich am 6. Juni 2023 auf der Abschlusskonferenz „Land.Digital - Chancen der Digitalisierung für ländliche Räume“. Ob Nah- und Gesundheitsversorgung, Mobilität, Ehrenamt, Qualifizierung und Bildung: Die Digitalisierung wirkt in allen Bereichen des täglichen Lebens und eröffnet eine Vielzahl an Chancen. Diese wurden auf Hof Prädikow e.V. eindrucksvoll in Brandenburg und virtuell zugeschaltet gezeigt.
Claudia Müller, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), begrüßte die Teilnehmenden der Abschlusskonferenz und machte deutlich, wie wichtig das Engagement der Menschen vor Ort für die Entwicklung ländlicher Räume ist. Es gehe darum, gleichwertige Lebenschancen in ganz Deutschland zu schaffen und die Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen zu stärken. Gleichzeitig sei es wichtig, dass sich Menschen lokal aktiv einbringen und gemeinsame Lösungen entwickeln. Die Projekte von Land.Digital zeigten dabei eindrucksvoll, wie Digitalisierung in allen Lebensbereichen und branchenübergreifend den ländlichen Regionen Nutzen bringen kann.
Kurz vorgestellt: Land.Digital
Mit „Land.Digital: Chancen der Digitalisierung für ländliche Räume“ wurden durch das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) insgesamt 48 modellhafte und praxistaugliche Projekte mit einer Summe von rund 8,4 Millionen Euro zwischen 2017 und 2022 gefördert. Das Spektrum erstreckte sich über sieben Themenfelder: Wirtschaft und Arbeit, Ehrenamt und Beteiligung, Mobilität, Bildung und Qualifizierung, Gesundheit und Pflege, Nahversorgung sowie Informations- und Kommunikationsplattformen. Projektakteure waren Kommunen, Landkreise, Unternehmen, Vereine, Universitäten und Hochschulen. Mit dieser Bandbreite wurden möglichst viele Ansatzpunkte der Digitalisierung getestet.
Das Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat die Projekte von der Förderung bis zum Projektabschluss begleitet. Neben dem Erfahrungsaustausch stand die Präsentation und Diskussion der Ergebnisse im Mittelpunkt der Abschlusskonferenz.
Erfolgsfaktoren für gelungene Digitalprojekte
Kein Selbstzweck, sondern ein Hilfsmittel zur Lösung eines konkreten Problems: Das soll Digitalisierung sein. In mehreren Diskussionsrunden mit Projektvertreterinnen und –vertretern, Expertinnen und Experten von Fraunhofer, BMEL und KomLE, auf dem Podium und virtuell zugeschaltet, wurden diese These, Lösungsansätze und wichtige Aspekte für gelungene Projekte erörtert.
Es kristallisierten sich ausschlaggebende Kriterien heraus. Hilfreich für den Erfolg eines digitalen Projektes sind eine genaue Analyse der Zielgruppen-Bedürfnisse und des Wettbewerbsumfelds, breite Unterstützungsnetzwerke, eine starke Öffentlichkeitsarbeit, das Engagement der Projektverantwortlichen und das Betreibermodell nach der Förderphase. Abschließend stand die Empfehlung, Digitalisierungsprojekte vor Ort in breiter konzipierte Handlungsansätze einzubinden und sie bestenfalls mit einem Netzwerk aus Unterstützenden und Expertinnen und Experten zu unterfüttern und den Erfahrungsaustausch zu forcieren.
Inspirationen aus der Praxis

Das von Land.Digital geförderte Gastgeber-Projekt „Praedi-Co“, ein Coworking-Space integriert in eine restaurierte Scheune, ermöglicht digitales Arbeiten auch ohne eigenes Büro. Bei einer Führung stellten die Projektverantwortlichen diesen Bereich und anschließend die restliche Location vor. Mit der Scheune Prädikow und einem angeschlossenen Café gibt es dort einen Ort für Kultur- und Bildungsangebote, Kurse, Seminare und Feierlichkeiten.
Weitere Projektakteure berichteten stellvertretend für Land.Digital auf dem Podium über ihre Arbeit, darunter VoluMap, eine Matching-Plattform für ehrenamtliches Engagement, Pionier Oberfranken, eine Austauschplattform sowie Projekt- und Konzeptbörse für die oberfränkische Gründerszene und DICTUM Rescue, eine digitale Kommunikationshilfe für nicht deutschsprachige Patientinnen und Patienten im Rettungsdienst.
Einen tieferen Einblick und die Inhalte der Abschlusskonferenz finden Sie hier:
Hintergrund
Mit der Fördermaßnahme „Land.Digital“ unterstützte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den digitalen Wandel in ländlichen Regionen, indem es praxistaugliche Konzepte unter dem Dach des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) erprobte und bundesweit bekannt gemacht hat. Die Nutzung moderner digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien eröffnet neue Möglichkeiten für ländliche Räume: Dorfgemeinschaften können sich stärker vernetzen, Standortnachteile und lange Wege können ausgeglichen werden – ein großer Gewinn für das Leben und Arbeiten auf dem Land.