Land.Digital: Innovation auf dem Land – die erste telemedizinische Praxis

Im Oktober 2019 fand in Spiegelberg bei Heilbronn die offizielle Eröffnung der deutschlandweit ersten "Ohne Arzt-Praxis" statt. Die technische Ausstattung der "TeleMedicon-Praxis" ermöglicht eine Behandlung, ohne dass ein Arzt oder eine Ärztin vor Ort anwesend sein muss.

Das über das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) geförderte Projekt des Bundeslandwirtschaftsministeriums soll dazu beitragen, die ärztliche Versorgung auf dem Land zu verbessern. Uwe Bossert, Bürgermeister von Spiegelberg, betonte bei der Eröffnung in der gefüllten Mehrzweckhalle, dass es seit 2016 keinen niedergelassenen Allgemeinmediziner mehr im Ort gebe. Ziel des Projektes sei es, eine medizinische Versorgung der rund 2.200 Menschen in Spiegelberg zumindest in Teilen wieder gewährleisten zu können. Die Praxisräume, die von der Gemeinde angemietet sind, werden zurzeit drei Tage pro Woche durch Dermatologen genutzt. Die restlichen zwei Wochentage sollen in Zukunft der TeleMedicon-Praxis zur Verfügung gestellt werden.

Dr. Klaus Heider, Abteilungsleiter für den Bereich Ländliche Entwicklung und Digitale Innovation des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, erläuterte, wie wichtig es sei, Standorte in ländlichen Regionen zu verbessern und dabei auch die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Daher fördere das BMEL modellhafte Projekte wie die TeleMedicon-Praxis, die Neues ausprobieren und als Vorreiter dienen können.

Persönliches Arzt-Patienten-Verhältnis bleibt

Der erste am Projekt teilnehmende Arzt ist Dr. med. Jens Steinert, der konkret berichtete, wie er sich die Arbeit mit der telemedizinischen Praxis vorstellt. Voraussetzung für die zu Behandelnden sei, dass sie sich mindestens einmal persönlich bei ihm in seiner Praxis vorgestellt haben. Eine anschließende Nachbehandlung z.B. von Wunden oder chronischen Erkrankungen sei dann in der TeleMedicon-Praxis mit Hilfe der digitalen Übertragung und einer immer vor Ort anwesenden Medizinischen Fachangestellten möglich. Diese hilft zum Beispiel, die Technik richtig zu bedienen.

Auch Dr. Tobias Gantner, Gründer des Projekts, wies darauf hin, dass Patientinnen und Patienten durch digitale Übertragung und Untersuchungsmethoden nicht den Bezug zu dem Hausarzt verlieren sollen, den sie in vielen Fällen gut kennen und vertrauen. Ärztinnen und Ärzte würden in dieser Praxis nicht ersetzt, sondern per digitaler Übertragung zu den Menschen gebracht.

Entscheidend für den langfristigen erfolgreichen Betrieb solcher Praxen wird die Bereitschaft der Bevölkerung sein, dieses Angebot auch wahrzunehmen. Dies wird einer der Punkte sein, die es zu erproben und nachzuweisen gilt. Bei erfolgreichem Projektverlauf strebt das BMEL an, dass auch in anderen Regionen solche Praxen entstehen.

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