Wettbewerb "Kerniges Dorf!"
Die Fachjury im Wettbewerb “Kerniges Dorf!“ 2017 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat ihre Entscheidung getroffen und die Sieger aus den 22 Finalisten ausgewählt. Vor dem Hintergrund der hohen Qualität der Bewerbungen werden erstmals fünf Sonderpreise vergeben.
Darum geht es
Ziel des Wettbewerbs “Kerniges Dorf!“ ist es, Ansätze für eine gelungene Innenentwicklung zu stärken und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Das BMEL zeichnet Dörfer aus, die unter anderem ihre bauliche Gestaltung an Veränderungen in der Bevölkerung anpassen und dabei zukunftsfähige Ideen und Konzepte verfolgen.
Die im Jahr 2017 unter den 147 teilnehmenden Dörfern von einer Fachjury ausgewählten 22 Finalisten stehen für eine beispielhafte Umsetzung von Maßnahmen zur Entwicklung der Ortskerne und für den gezielten Umgang mit Leerstand. Sie zeigen gute Ideen und übertragbare Konzepte für die Gestaltung von Flächen und die Nutzung von Gebäuden.
Ablauf des Wettbewerbs
- In der ersten Wettbewerbsrunde hatten sich 147 Dörfer und Gemeinden aus allen Flächenländern, zum Teil auch im Verbund, beworben.
- Vor der Auswahl der Finalisten sichtete die Agrarsoziale Gesellschaft (ASG) die zahlreichen Bewerbungen, die eine große Bandbreite von Engagement und Kreativität auf dörflicher Ebene widerspiegeln. Das kleinste Dorf unter den Bewerberdörfern hat 21, das größte 2.883 Einwohner.
- Die Bewerberdörfer wurden in einem Bewertungsverfahren in fünf Kategorien unterteilt, um ausgehend von ihrer Einwohnerzahl die unterschiedlichen Voraussetzungen zwischen Siedlungsdruck und Abwanderung, Verwaltungshoheit und Ehrenamt zu berücksichtigen. Deutlich wurde, wie stark die Themen der Innenentwicklung, Leerstandsumnutzung und -vermeidung die Zukunftsstrategien der Dörfer bestimmen und in Konzepte zur Dorfentwicklung einfließen. Auch Maßnahmen zum Wohnen im Alter und der Daseinsvorsorge haben in den Bewerberdörfern eine große Bedeutung.
Gewinner des Wettbewerbs 2017
Um die unterschiedlichen Voraussetzungen der Dörfer berücksichtigen zu können, wird der Titel “Kerniges Dorf!“ in fünf Kategorien verliehen, die anhand der Einwohnerzahl sowie weiterer sozioökonomischer Aspekte gebildet wurden. Jedes der ausgewählten Sieger-Dörfer erhält ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro. Die folgenden Dörfer hat die Fachjury als Sieger im Wettbewerbsjahr 2017 ausgewählt:
- Kerniges Dorf Weyarn, Landkreis Miesbach, Bayern, Kategorie "Kernig und stabil: große Dörfer".
Die Gemeinde im Einzugsgebiet von München setzt trotz Zuzugsdrucks auf Innenentwicklung. Dazu wurden Flächen in Ortslage für die Schaffung von Wohnraum für Familien und seniorengerechte Wohnangebote genutzt und so das Wachstum nach innen gelenkt. Die Maßnahmenentwicklung und -umsetzung basiert auf einer institutionalisierten und strukturierten Bürgerbeteiligung. - Kerniges Dorf Nebelschütz, Landkreis Bautzen, Sachsen, Kategorie "Kernig und stabil: kleine Dörfer".
Das kleine Dorf im sorbisch-sprachigen Teil der Oberlausitz hat seine Ortsmitte durch Gemeinschaftseinrichtungen und neu gestaltete Grünflächen nachhaltig entwickelt. Aus der Verbindung von öffentlichem und privatem Engagement, Kunst und Natur bleiben Traditionen, zum Beispiel der Baukultur und der Sprache, für die Zukunft bewahrt. - Kerniges Dorf Störmede, Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen, Kategorie "Kernig im Wandel: große Dörfer".
In der Gemeinde greifen zentrale Handlungsfelder wie Mobilität, Wohnen im Alter sowie Umwelt und Natur bei der Innenentwicklung ineinander und tragen so zu einer belebten Ortsmitte bei. Ein übergeordneter Dorfverein koordiniert das breite Engagement aus der Bevölkerung und führt es so für die Dorfentwicklung zusammen. - Kerniges Dorf Brachwitz und Friedrichsschwerz, Saalekreis, Sachsen-Anhalt, Kategorie "Kernig im Wandel: kleine Dörfer".
Die Gemeinde mit dem Ortsteil Friedrichsschwerz hat im Rahmen eines Dorfentwicklungsplans historische Gebäude mit einer zukunftsfähigen Nutzung verbunden und mit neu gestalteten Grünflächen die Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte verbessert. Das Engagement der Bevölkerung und einzelner Wirtschaftsakteure setzt wichtige Impulse für die zukünftige Entwicklung. - Kerniges Dorf Mückeln, Landkreis Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz, Kategorie "Klein und kernig".
In dem kleinen Dorf findet ein umfassender Innenentwicklungsprozess statt, unterstützt durch eine weitreichende interkommunale Zusammenarbeit. Auf der Grundlage von jährlichen Bestandserhebungen konnten durch persönliche Ansprache und vielfältiges Engagement der Bevölkerung Leerstand vermieden und Gebäude durch Um- und Nachnutzungen erhalten werden.
Erstmals Sonderpreise vergeben
Angesichts der hohen Qualität der Bewerbungen werden im Wettbewerbsjahr 2017 erstmals fünf Sonderpreise vergeben. Hiermit drückt die Fachjury ihre Anerkennung für Maßnahmenumsetzungen unter besonderen Rahmenbedingungen oder in einem spezifischen Handlungsfeld aus. Die fünf Sonderpreise erhalten:
- Markt Wiesenttal, Landkreis Forchheim, Bayern,
für die gelungene Innenentwicklung kombiniert mit der Anpassung an einen zeitgemäßen Tourismus. - Schweinsdorf, Landkreis Ansbach, Bayern,
für die langfristige Umsetzung von Innenentwicklungskonzepten mit dem Leitsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“. - Dudensen, Region Hannover, Niedersachsen,
für die Ortskerngestaltung, getragen von einer Verantwortungsgemeinschaft aus der Mitte der Bevölkerung. - Stotel, Landkreis Cuxhaven, Niedersachsen,
für die Schaffung einer sozialen Mitte als Reaktion auf einen städtebaulichen Missstand. - Breetz, Landkreis Prignitz, Brandenburg,
für die Wiederbelebung eines kleinen Dorfes, dem der komplette Leerstand drohte.
Die Finalisten
Die folgenden 22 Dörfer und Gemeinden sind unter den Finalisten: Weyarn (Landkreis Miesbach), Rohrbach (Pfalz) (Landkreis Südliche Weinstraße), Mauerstetten (Landkreis Ostallgäu), Ursensollen (Landkreis Amberg-Sulzbach), Markt Wiesenttal (Landkreis Forchheim), Wallmerod (Westerwaldkreis), Neuenbrook (Landkreis Steinburg), Schweinsdorf (Landkreis Ansbach), Dudensen (Region Hannover), Neddenaverbergen (Landkreis Verden), Nebelschütz (Landkreis Bautzen), Störmede (Kreis Soest), Börninghausen (Kreis Minden-Lübbecke), Stotel (Landkreis Cuxhaven), Brachwitz und Friedrichsschwerz (Saalekreis), Remplin (Kreis Mecklenburger Seenplatte), Oberstadtfeld (Landkreis Vulkaneifel), Greimersburg (Landkreis Cochem-Zell), Mückeln (Landkreis Vulkaneifel), Zell (Landkreis Regen), Rattenbach (Landkreis Rottal-Inn) und Breetz (Landkreis Prignitz).
Die Jury, bestehend aus Fachleuten der Dorfentwicklung aus Wissenschaft, Praxis und Politik, hat sich in der zweiten Wettbewerbsrunde im Herbst 2017in den Orten ein Bild von den 22 Finalisten gemacht, sodass diese die Gelegenheit hatten, ihre Ideen und Konzepte zu präsentieren. Die fünf Sieger wurden auf der Internationalen Grünen Woche 2018 in Berlin vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgezeichnet und teilen sich ein Preisgeld von 10.000 Euro. Angesichts der insgesamt hohen Qualität der Bewerbungen würdigte die Jury ausdrücklich auch die Aktivität in den Dörfern, die nicht unter den Finalisten sind.
- Weyarn in Bayern ist "kernig und stabil"
- Nebelschütz in Sachsen: Das kleine Dorf macht den Ortskern zu seiner Sache
- Störmede in NRW: Ein großes Dorf bleibt "kernig im Wandel"
- Brachwitz: Engagierte gestalten den Wandel im Dorfkern
- Eifelort Mückeln: Neue Ideen für alte Gebäude stärken das Dorf
- Markt Wiesenttal: Gute Ideen für Bewohner und Besucher
- Schweinsdorf: Das Dorf wächst in seiner Mitte
- Dudensen: Bewährtes erhalten - als Basis für die Zukunft
- Stotel: Ein Dorf auf dem Weg zur sozialen Mitte
- Breetz: Kultur, Natur und Tourismus bringen neues Leben ins Dorf