Aufnahme und Integration von Migrantinnen und Migranten
Wissenswertes auf einen Blick
Geht es um die Aufnahme und nachhaltige Integration von Migrantinnen und Migranten, stehen meist Großstädte und Ballungszentren im Fokus der Aufmerksamkeit. Dabei bergen ländliche Regionen - bei allen besonderen Herausforderungen - erhebliche Potenziale und Chancen für eine erfolgreiche Aufnahme und gelingende Integration. Auf die Perspektive kommt es an.
So vielfältig wie die ländlichen Regionen, so vielfältig wie die verschiedenen Gruppen von Migrantinnen und Migranten, so vielfältig sind auch die Rahmenbedingungen für eine gelingende Integration auf dem Land. Nicht alle ländlichen Gemeinden und Kleinstädte sind in gleicher Weise für die Eingliederung von Migrantinnen und Migranten geeignet. Doch es würde viel zu kurz greifen, sich bei der Förderung von Integration auf den urbanen Raum zu konzentrieren.
Werden die besonderen Herausforderungen gemeinsam gemeistert und die besonderen Chancen und Potenziale der ländlichen Räume erkannt und genutzt, führen Integrationsbemühungen auf dem Land zum Erfolg. Die zunehmende Zahl von positiven Beispielen und die ermutigenden Entwicklungen in den letzten Jahren zeigen: Zuwanderung kann zu einer Win-win-Geschichte für Neuankömmlinge wie für Alteingesessene werden.
Integration als Faktor der ländlichen Entwicklung
Was ist der besondere Blickwinkel des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf die Integration? Maßgebend für eine erfolgreiche Integration sind alle Faktoren, die für die Herstellung und Wahrung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland von Bedeutung sind und bei der Förderung der ländlichen Entwicklung eine Rolle spielen. Deshalb stehen im Vordergrund nicht spezielle Integrationsmaßnahmen für Migrantinnen und Migranten auf dem Land. Vorrangig geht es vielmehr darum, insbesondere strukturschwache Regionen gezielt zu fördern, die Lebensqualität für die gesamte Ortsbevölkerung zu verbessern und damit die Attraktivität der Region als Wohn- und Arbeitsort zu stärken.
Anders ausgedrückt: Gute Rahmenbedingungen für das Leben auf dem Land sind zugleich gute Ausgangsbedingungen für eine gelingende Integration. Bund, Länder und Kommunen verfügen über ein breites Spektrum von Förderinstrumenten, die darauf ausgerichtet sind, Veränderungsprozesse und Entwicklungskonzepte in ländlichen Kommunen anzustoßen, aktiv zu gestalten und zu begleiten. Sie können dazu eingesetzt werden, nachhaltige Integrationsprozesse zu flankieren.
Besondere Herausforderungen
Wie unter einem Brennglas machen die Anforderungen der Integration Schwachstellen, mit denen ländliche Regionen in unterschiedlicher Weise zu kämpfen haben, sichtbar. Schlüsselfaktoren sind dabei Mobilität und Digitalisierung. Ohne eigenen Pkw oder Führerschein ist die Erreichbarkeit von Integrationskursen, aber auch von Ausbildungsplätzen und Arbeitsstellen problematisch, wenn der öffentliche Nahverkehr nicht ausreichend ausgebaut ist. Die Teilnahme an Online-Kursen oder der Kontakt zur Familie im Herkunftsland ist ohne gute Internet- und Mobilfunkverbindung erheblich erschwert. Medizinische Versorgung, Schulen und Kitas, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote sind vor allem in strukturschwachen ländlichen Regionen oft ausgedünnt. Orte und Anlässe der Begegnung sind vielerorts weggefallen.
Chancen und Potenziale
Ländliche Regionen verfügen aber vielfach auch über Merkmale und Potenziale, die bei der Integration zum Vorteil werden können: die Überschaubarkeit der örtlichen Gemeinschaft und Strukturen, überdurchschnittlich hohes bürgerschaftliches Engagement und gelebte Nachbarschaft, aktives Vereinsleben, Freiräume, Natur und Ruhe, häufig auch bezahlbarer Wohnraum sowie Ausbildungs- und Arbeitsplätze in kleinen und mitteständischen Unternehmen.
Win-win-Situation
Gelingt Integration, können Einheimische, Migrantinnen und Migranten sowie die regionale Wirtschaft in gleicher Weise profitieren:
- demografisch: Der Bevölkerungsrückgang kann gebremst werden, junge Familien bringen neues Leben in die örtliche Gesellschaft.
- wirtschaftlich: Dem Nachwuchs- und Fachkräftemangel kann entgegengewirkt werden, wenn Migrantinnen und Migranten dabei unterstützt werden, fit für den örtlichen Arbeitsmarkt zu werden. Durch Existenzgründungen, zum Beispiel mit einem Lebensmittelladen oder einer Schneiderei, können Migrantinnen und Migranten sich eine wirtschaftliche Grundlage schaffen und zugleich die Grundversorgung vor Ort verbessern.
- infrastrukturell: Kitas, Schulen und Berufsschulen werden besser ausgelastet und dadurch ihr Fortbestand gesichert - neu zugewanderte Familien müssen nicht lange nach einem Platz suchen.
- kulturell: Migrantinnen und Migranten lernen die deutsche Lebensweise im direkten Kontakt kennen, das kulturelle Leben vor Ort wird vielfältiger und dadurch reicher.
Schlüsselpersonen und bürgerschaftliches Engagement
Damit Neuankömmlinge und Alteingesessene aufeinander zugehen, braucht es engagierte Einzelpersonen oder Institutionen (z. B. Bürgermeister, Vereine, Unternehmen), die Anlässe schaffen, Begegnungen initiieren und vermitteln. Vor allem braucht es Offenheit für andere Kulturen und ein aufgeschlossenes Miteinander. Der direkte Kontakt und die kurzen Wege auf dem Land sind dabei von Vorteil.