Projekte aus dem Förderprogramm "Nachwachsende Rohstoffe"

Im Förderprogramm "Nachwachsende Rohstoffe" stehen jährlich über 80 Millionen Euro zur Verfügung. Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium beauftragte Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) betreut inzwischen über 1.000 geförderte Projekte.

Aus den zahlreichen Projekten stellen wir hier eine kleine Auswahl vor:

Reifen aus Löwenzahn - TAKOWIND 3

Welche Alternativen gibt es zu Naturkautschuk aus den Regenwäldern? Das Forschungsprojekt TAKOWIND 3 befasst sich mit Züchtung, Anbau und Verwertung von Russischem Löwenzahn als Kautschuklieferant. Das Ziel:

Milchsaft des russischen Löwenzahns Milchsaft des russischen Löwenzahns
© Dr. Peter Wehling
  • Kautschukertrag der Wurzeln steigern,
  • Hektarerträge erhöhen,
  • Grundlagen für einen kommerziellen Anbau schaffen.

Geforscht wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Züchtung über den Anbau bis hin zur Verwertung des Pflanzensaftes als Kautschuk oder Latex für die Produktion von Reifen, Schaumstoffen, Latexprodukten u.a.m. Der Vorteil der Verwendung von Kautschuk aus diesem Löwenzahn:

  • Schutz der Regenwälder,
  • Bereicherung der Anbauvielfalt auf heimischen Äckern,
  • Erträge bereits im ersten bis zweiten Anbaujahr, neue Einkommensquelle für Landwirte,
  • Wachstum unter vielfältigen Bedingungen,
  • Einsparung von Transportwegen durch den Anbau in Mitteleuropa.

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Holzfasern als Torfersatz

Moorböden sind sehr kohlenstoffreich: Sie bedecken zwar nur knapp drei Prozent der Landfläche der Erde, binden jedoch mehr Kohlenstoff als die oberirdische Biomasse sämtlicher Wälder auf der Welt zusammen. Bei Torfabbau und -nutzung wird dieser Kohlenstoff in Form von CO2-Emissionen wieder frei. Der Torfverzicht kann damit zwar nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Holzfasern als Torfersatz Holzfasern als Torfersatz
© FNR

Torf wird für gärtnerische Erden im Hobbybereich und im Erwerbsgartenbau verwendet. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, den Torfeinsatz im Hobbygartenbau mittelfristig zu beenden und im Erwerbsgartenbau innerhalb eines Jahrzehnts deutlich zu reduzieren. Im Gegenzug müssen mehr Torfersatzstoffe zum Einsatz kommen. Neben Grüngutkomposten spielen Holzfaserstoffe derzeit in Deutschland vor allem bei Kultursubstraten für den Erwerbsgartenbau die größte Rolle. Das gravierendste Problem bei Holzfaserstoffen ist die leichte mikrobielle Abbaubarkeit, bei der viel Stickstoff aus dem Substrat gebunden wird, der dann der Pflanze zum Wachsen fehlt. Das stellt für Gärtnerinnen und Gärtner eine große Herausforderung dar, da die Höhe und der zeitliche Verlauf der Stickstoffimmobilisierung nur schwer kalkulierbar sind. Bisher gibt es hierfür noch keine zufriedenstellende Lösung, was sich limitierend auf die Holzfaseranteile in Kultursubstraten und Blumenerden auswirkt.

Aus diesem Grund analysiert ein Forschungsprojekt die Herstellungskette von Holzfaserstoffen. Ziel ist es, den Herstellungsprozesse zu optimieren und dadurch:

  • den Stand von Wissenschaft und Technik im Bereich Torfersatzstoffe aus Holzfasern zu verbessern,
  • die Stickstoffdynamik im Material besser zu charakterisieren,
  • die Ressourceneffizienz durch erhebliche Energie- und Materialeinsparungen deutlich zu steigern, und
  • einen Beitrag zur Umsetzung der Torfminderungsstrategie und damit zum Klimaschutz in Deutschland zu leisten.

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Biologisch abbaubare Flaschen - Bio2Bottle

Welche Alternativen gibt es zur herkömmlichen erdölbasierten Plastikflasche? In geringem Umfang existieren bereits Flaschen aus biobasierten Kunststoffen: Dabei handelt es sich um Flaschen, die entweder aus Polymilchsäure (PLA) oder aus Bio-Polyethylenterephthalat (Bio-PET) hergestellt werden. Das Forschungsprojekt Bio2Bottle beschäftigt sich mit neuartigen biologisch abbaubaren Biokunststoffen. Das Ziel: Entwicklung eines biobasierten Kunststoffes zur Herstellung von Flaschen.

Weißes Granulat für biobasierten Kunststoff Biobasiertes Kunststoffgranulat
© FNR

Die hergestellten Flaschen sollen

  • hohe technische Standards für verschiedenste Einsatzbereiche erfüllen,
  • als besondere Herausforderung für die Aufbewahrung von Reinigungsmitteln und landwirtschaftlichen Bodenhilfsstoffen geeignet sein und
  • sowohl biologisch abbaubar als auch wiederverwertbar sein.

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Wandelbarer Holzhybrid-Bau

Langfristig werden 80% der Bevölkerung in Großstädten leben. Neben Nachverdichtungsmaßnahmen werden deshalb wandelbare Strukturen mit nutzungsneutralen Grundrissen im urbanen Raum erforderlich sein, um flexibel auf die Nachfrage nach Wohnungen, Büroflächen und Parkplätzen reagieren zu können. Holz-Hybridbau trägt zudem zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und zur Steigerung der Holzbauquote bei.

Zudem sind Lösungen gefragt, um insbesondere Laubholz wertiger als bislang einzusetzen. Durch die Anpassung der Wälder an den Klimawandel wird sich das Aufkommen von Laubholz, vor allem der Buche, voraussichtlich langfristig erhöhen. Die Entwicklung von Laubholzprodukten mit hoher Tragfähigkeit kommt dieser Entwicklung ebenso entgegen wie die steigende Akzeptanz in der Gesellschaft für hochwertig verarbeitete Holzarchitektur. 

Detailansicht eines Holzmoduls für wandelbaren Holzhybrid-Bau Holzmodul für wandelbaren Holzhybrid-Bau
© FNR

Ziel des Forschungsprojektes ist die Entwicklung eines veränderlichen Holzhybrid-Baus. Dabei werden Architektur und Konstruktion im Entwurf so variabel gestaltet, dass eine komplette oder teilweise Umnutzung etwa eines Parkhauses zu einem Bürogebäude, einem Wohngebäude oder einer Kombination aus Büro- und Wohngebäude möglich ist, ohne die Primärkonstruktion zu verändern. Ein standardisiertes Traggerüst aus Buchenholz erlaubt durch flexible Ausbaumodule aus (Laub-) Holz die unterschiedlichen Nutzungsarten. Nachverdichtungsoptionen durch Anbau- und Aufstockungsmöglichkeiten werden bereits in der Planung der Tragkonstruktion und der Dachausbildung berücksichtigt. Nach Ende einer Nutzungsform lassen sich die Bauteile aus Holz und Holzwerkstoffen in Schichten reversibel und zerstörungsfrei abtragen und wiederverwenden.

Die Vorteile: Nutzungsneutrale Raumgerüste werden bei großen Baumaßnahmen immer wichtiger. Das erfordert flexible Grundrisse bzw. Ausbaustufen, die als Lager-, Park-, Wohn-, Büro-, Verkaufs- oder auch Ausstellungs- und Werkstattflächen nutzbar sind. Werden standardisierte Raumgerüste in modularer Bauweise errichtet, sind Funktionsänderungen - verbunden mit wandelbaren Ausbausystemen - leicht und kostengünstig realisierbar. Durch ihr geringes Eigengewicht sind Holzbauteile auch innerhalb geschlossener Raumstrukturen mit einfachen Hebewerkzeugen transportabel und können variabel ein-, umgebaut oder versetzt werden. Die Langlebigkeit der Gebäude wird durch die Flexibilität und Modularität ohne Wertverlust garantiert. Dies führt für Investoren zu einem hohen Maß an wirtschaftlicher Sicherheit.

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Frühwarnsystem für Eichenprozessionsspinner

Eichenprozessionsspinner an einem Eichenstamm Eichenprozessionsspinner
© stock.adobe.com - Tobias

Wenn der Eichenprozessionsspinner in Massen auftritt, dann fressen die Larven dieser Schmetterlingsart nicht nur ganze Eichenbestände kahl. Die weiß behaarten Raupen sorgen auch mit ihrer Verteidigungsstrategie für Aufsehen: Sie stoßen ihre feinen Brennhaare ab, die dann durch die Luft schweben. Darin ist das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Es kann bei Menschen und Tieren zu allergischen oder toxischen Reaktionen führen. Da sich die Brennhaare mit dem Wind verteilen, sind Informationen zu Gefährdungsbereichen, Grenzwertkonzentrationen und Handlungsoptionen bei Erkrankungen wichtig. Bisher gibt es aber kaum Befallsprognosen und Risikobewertungen für diese Tierart. Auch die Auswahl an möglichen Maßnahmen gegen die von den Raupen verursachten Kalamitäten bewerten Experten als zu gering. Für Berufsgruppen, die im Umfeld der Raupen arbeiten müssen, gibt es zudem noch keinen effektiven Arbeitsschutz.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich durch die Klimaerwärmung das Verbreitungsgebiet des Eichenprozessionsspinners deutlich nach Norden verschoben und dort zu Kalamitäten geführt.

Ziele des Projekts sind

  • Identifikation der Ursachen für die großräumigen Verteilungsmuster von Eichenprozessionsspinnern (EPS) und deren Effekte auf Ökosystemfunktionen
  • Auswirkungen von EPS-Kalamitäten auf das Wachstum von Eichenwäldern erkennen und die Effizienz von Schutzmaßnahmen darstellen
  • Risiken der Gesundheitsgefährdung durch Raupenhaare konkretisieren und entsprechende Schutzmaßnahmen ableiten

Für die Bevölkerung bedeutsam ist die Bewertung der medizinischen Ergebnisse. Daraus sollen nicht nur Grenzwert-Konzentrationen ermittelt und Arbeitsschutzmaßnahmen abgeleitet werden, etwa für Forstarbeiter und Soldaten. Auch der Bevölkerungsschutz ist davon betroffen, etwa durch Schwellenwerte für die Sperrung/Evakuierung von Waldkindergärten oder Naherholungsgebieten.

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