Von den fossilen Rohstoffen zur nachhaltigen Nutzung
Um die Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten, muss der Ressourcenverbrauch auf ein ökologisch verträgliches Maß reduziert werden.
Damit verbunden ist auch der schrittweise Wandel von einer von fossilen Ressourcen abhängigen Industrie hin zu einer stärker biobasierten Wirtschaft, die in erheblichem Maße auf Rohstoffe von Acker und Wald ausgerichtet ist. Neben der energetischen Nutzung gewinnt so auch die stoffliche Nutzung von Biomasse als ein Teil der biobasierten Wirtschaft zunehmend an Bedeutung.
Noch ist ein hoher Lebensstandard ohne fossile Rohstoffe in vielerlei Hinsicht kaum vorstellbar. Sie sind Energieträger sowie Basis für eine Fülle von chemisch erzeugten Produkten wie Kunststoffe, Waschmittel, Schmierstoffe, Medikamente, Baustoffe, Kosmetika und Textilien. Eine gesicherte Rohstoffversorgung ist für alle Industriezweige und Branchen unverzichtbar. Doch Erdöl, Erdgas und Kohle werden tendenziell teurer, je knapper sie werden. Zudem ist die Verwendung fossiler Rohstoffe für den Großteil der ausgestoßenen Treibhausgase und damit für den fortschreitenden Klimawandel verantwortlich. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung von heute gut acht Milliarden auf voraussichtlich zehn Milliarden Menschen anwachsen – wodurch auch die Nachfrage nach Rohstoffen noch einmal zunehmen wird.
Biobasiertes Wirtschaften – ein Schlüssel zum Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft
Um angesichts dieser globalen Entwicklungen den Status als führende Industrienation langfristig zu sichern und die Umwelt zu schonen, leitet die 2020 verabschiedete Nationale Bioökonomiestrategie (NBÖ-Strategie) eine Trendwende hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie ein. Bioökonomie umfasst die Erzeugung, Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Systeme, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren bereitzustellen. Dazu gehören Fischerei, Land- und Forstwirtschaft ebenso wie die Lebensmittelherstellung oder die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Die Bioökonomie birgt das Potenzial, neuartige Produkte und Verfahren hervorzubringen, die dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und Wohlstand zu schaffen.
Mit der NBÖ-Strategie wird der notwendige Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einer nachhaltigeren und stärker biobasierten Wirtschaft gefördert. Eine wichtige Leitlinie ist es, durch biogene Ressourcen zu einer nachhaltigen, kreislauforientierten Wirtschaft zu kommen.
Konkrete Maßnahmen sollen für die Sicherstellung der nachhaltigen Erzeugung und Bereitstellung biogener Rohstoffe, den Aufbau und die Weiterentwicklung bioökonomischer Wertschöpfungsketten und -netze, Instrumente zur Markteinführung und Etablierung biobasierter Produkte, Verfahren und Dienstleistungen sowie die Nutzung der Digitalisierung für die Bioökonomie in der Kreislaufwirtschaft ergriffen werden.
Forschung ist ein Schlüssel, um die Potenziale der Bioökonomie zu erkennen und vor allem zu erschließen.
Forschungsstrategien von Bund und EU
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) im Rahmen des Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe die Forschung und Entwicklung der Biomasseerzeugung und -nutzung. Bis November 2024 wurden im Rahmen des mittlerweile umbenannten Förderprogramms "Nachhaltige Erneuerbare Ressourcen" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über 1,5 Milliarden Euro in mehr als 5.000 Projekte investiert. Diese Projekte konzentrieren sich auf innovative Anbausysteme, Bioraffineriekonzepte, Kaskadennutzung, Steigerung der Flächenproduktivität sowie die Züchtung spezifischer Pflanzenkulturen. Ziel ist es, nachhaltige landwirtschaftliche und bioökonomische Ansätze zu fördern und die Effizienz in der Nutzung natürlicher Ressourcen zu verbessern. Regelmäßig gibt das BMEL neue Forschungsschwerpunkte bekannt, auf die sich Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Vereine mit Projektvorschlägen bewerben können.
Auch die Europäische Kommission sieht den Markt für biobasierte Produkte als einen von sechs besonders aussichtsreichen Zukunftsmärkten an. Aktuell fördert die EU grundlagen- und anwendungsnahe Forschung aus dem Bereich der Bioökonomie in Höhe von 3,85 Milliarden Euro durch das EU-Rahmenprogramm Horizon 2020. Für den Zeitraum 2021 bis 2027 sind weitere 10 Milliarden Euro vorgesehen, die im neuen Forschungsrahmenprogramm der EU "Horizon Europe" für Forschung rund um Nahrungsmittel und natürliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden sollen. Für den Zeitraum 2021 bis 2027 stellt das grundlagen- und anwendungsorientierte Forschungsprogramm Horizont Europa etwa 8,9 Milliarden Euro für das Cluster 6 "Lebensmittel, Bioökonomie, natürliche Ressourcen, Landwirtschaft und Umwelt" bereit. Dieses Cluster zielt darauf ab, ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele in Einklang zu bringen, um die wirtschaftlichen Aktivitäten in der EU in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken.
Regional wertvoll
Die biobasierte Wirtschaft bietet zudem Chancen für ein breiteres Spektrum von Anbaupflanzen. Denn schließlich ist die Palette der Industriepflanzen breit und dabei deutlich größer als das Spektrum der vorwiegend angebauten Nahrungs- und Futterpflanzen. Wenn die nachwachsenden Rohstoffe in heimischer Land- und Forstwirtschaft erzeugt und hier auch weiterverarbeitet und verbraucht werden, bleiben die Wege kurz und es entstehen neue Arbeitsplätze vor Ort. Gerade für die ländlichen Räume in Deutschland bietet das biobasierte Wirtschaften daher neue Perspektiven für die Zukunft.