Die 14 „Grünen“ Berufe
Die 14 „Grünen“ Berufe in Deutschland bieten jungen Menschen vielseitige und abwechslungsreiche Perspektiven für Berufe mit Zukunft.
Besonders in der Aus- und Fortbildung engagiert sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und hat auf Basis des Berufsbildungsgesetzes unter anderem Verordnungen zur Berufsausbildung in den derzeit 14 Berufen im Agrarbereich erlassen.
Auch die Fortbildungsprüfung – insbesondere für Meister und Fachagrarwirte –, die Eignung der Ausbildungsstätten und die fachliche Eignung der Ausbilder im Agrarbereich sind in Verordnungen geregelt.
Überblick über die 14 Grünen Berufe (in alphabetischer Reihenfolge):
Brennerin/Brenner
Einen hochwertigen Branntwein herzustellen - aus Kartoffeln, Obst oder Getreide – erfordert viel Sachverstand und Fantasie. Dabei müssen Brennerinnen und Brenner sehr sorgfältig die verschiedenen Verarbeitungsschritte durchführen, um aus Zucker, Hefe und Wasser und anderen Rohstoffen trinkbaren Alkohol zu produzieren. Es ist ein Beruf, der in seiner Ausübung eine lange Tradition mit dem Einsatz moderner Maschinen und computergesteuerten Anlagen verbindet. Während der Ausbildung lernt man alles über gute Brände – vom Aufbereiten der Rohstoffe über das Maischen bis hin zum Destillieren. Aber auch das Verkosten, Abfüllen und Vermarkten der fertigen Produkte gehört zu den typischen Aufgaben.
Fachkraft Agrarservice
Fachkräfte Agrarservice pflanzen, säen, düngen, ernten - und das alles mit modernster Technik. Sie arbeiten in größeren landwirtschaftlichen Betrieben des Pflanzenbaus, hauptsächlich jedoch in landwirtschaftlichen Lohnunternehmen. Wichtige Aufgaben sind die Bedienung und Führung landwirtschaftlicher Maschinen für Bestellung, Kulturführung, Ernte und Transport. Teamarbeit und enger Kontakt zu Kunden und Geschäftspartnern sind Arbeitsalltag. Weitere Aufgaben sind die Pflege und Wartung der Geräte und Maschinen in der betriebseigenen Werkstatt. In der Ausbildung wird viel über moderne Landtechnik und deren Elektronik vermittelt. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen aber die landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, insbesondere deren Anbau, Ernte und Lagerung. Fachkräfte Agrarservice können nicht nur Mähdrescher fahren - sie beherrschen den sinnvollen Umgang mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln, können Böden und Witterungsverhältnisse gut einzuschätzen und kennen die Abläufe im Betrieb.
Fischwirtin/Fischwirt
Fische, Krebstiere und Muscheln - das sind die Nutztiere, mit denen Fischwirte zu tun haben. Sie kenne die Ökologie ihrer Lebensräume und wissen, welche Ansprüche sie an ihre Nahrung stellen. Für den Fischfang müssen sie viel über Fangmethoden und -plätze wissen. Tierschutz und Tiergesundheit haben in diesem Beruf einen hohen Stellenwert. Auch Verarbeitung, Veredlung und Vermarktung von Fischen und Co. sind Teil des Arbeitsalltages, ebenso wie der richtige Umgang mit Fischereigeräten, Booten oder Schiffen. Aufgrund unterschiedlichen Anforderungen können Auszubildende zwischen zwei Fachrichtungen wählen:
- In der Fachrichtung Aquakultur und Binnenfischerei geht es dem Bau und Betrieb fischereilicher Anlagen sowie um die Nutzung und Wartung von Kreislaufsystemen. Neben der Bewirtschaftung von Fischbeständen in Seen und Teichen geht es um Zucht, Vermehrung, Haltung und Fütterung von Fischen in diesen Anlagen.
- In der Fachrichtung Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei geht es um die Erkundung geeignete Fanggebiete und die Nutzung der Fische, Muscheln und Krebsbestände der Meere. Richtiges Verhalten an Bord, die Planung von Fangreisen sowie das Verarbeiten und Lagern von Fängen gehören ebenfalls zur Tätigkeit.
Forstwirtin/Forstwirt
Der Wald ist einer unserer wichtigsten natürlichen Lebensräume und ein faszinierender Arbeitsplatz. Forstwirte können Baumarten und Waldtiere bestimmen und erleben ökologische Zusammenhänge hautnah. Gearbeitet wird stets im Freien. Es geht darum, den Waldbestand zu erhalten und zu pflegen. Verantwortungsbewusstsein und Umsicht sind in dem Beruf besonders gefragt, vor allem beim Führen von Maschinen wie Motorsense oder Kettensäge. Einen großen Teil der Arbeit nimmt nämlich die Holzernte ein. Weitere typische Arbeiten sind: Saatgut gewinnen, Boden bearbeiten, Bäume in Forstbaumschulen heranziehen, Flächen aufforsten, Waldareale umzäunen, Schutzmaßnahmen vor Wildverbiss. Zunehmend kümmern sich Forstwirte auch um die Belange von Spaziergängern und Wanderern. Hierfür werden Bänke gebaut, Wegweiser aufgestellt und Forstwege in einem guten Zustand gehalten.
Gärtnerin/Gärtner
Gärtner übernehmen vielseitige Aufgaben. Dazu kann die Produktion von hochwertigem Obst, Gemüse, Zierpflanzen, Stauden, Bäumen und Gehölzen gehören. Sie bieten Dienstleistungen bei der Gestaltung und Pflege von Anlagen, Parks, Gärten, Sportplätzen aber auch Friedhöfen an. Daher kann in der Berufsausbildung zwischen sieben gärtnerischen Fachrichtungen gewählt werden:
- Baumschule,
- Friedhofsgärtnerei,
- Garten- und Landschaftsbau,
- Gemüsebau,
- Obstbau,
- Staudengärtnerei oder
- Zierpflanzenbau
Hauswirtschafterin/Hauswirtschafter
Hauswirtschafter sind Dienstleister und Manager für die Versorgung und Betreuung von Menschen. Es geht darum, Hilfestellung für die Bewältigung der Herausforderungen des Alltags zu geben. Zum Haushaltsmanagement gehört, sich um den Einkauf und die fachgerechte Vorratshaltung von Lebensmitteln zu kümmern, Mahlzeiten zuzubereiten und zu servieren, Sauberkeit und Hygiene des Umfeldes sicherzustellen, aber auch zu unterstützen, wenn betreute Personen Aufgaben nicht mehr alleine erledigen können. Sie können nicht nur professionell Kochen und Reinigen, sondern können aus Budgets planen und Speisepläne erstellen oder Räume dekorieren. Hauswirtschafter sollten Organisationstalent mitbringen und einen Sinn für Ordnung und Einfühlungsvermögen haben – im Mittelpunkt der Arbeit stehen nämlich immer Menschen, die zu versorgen sind. Die Einsatzorte reichen entsprechend von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, über Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeeinrichtungen bis hin zu Jugendherbergen, Betriebskantinen und Schulküchen; aber auch Privathaushalte zählen dazu. Ein besonderer Arbeitsbereich der Hauswirtschaft sind die Haushalte landwirtschaftlicher Betriebe. Hier kommen noch weitere Tätigkeiten, wie landwirtschaftliche Produkte vermarkten, hinzu.
Landwirtin/Landwirt
Landwirte arbeiten im Freien und beschäftigen sich mit Tieren. Sie haben viel mit moderner Agrartechnik zu tun, arbeiten aber auch im Büro. Wichtige Aufgaben sind die Versorgung der Verbraucher mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und die Erzeugung nachwachsender Rohstoffe. Sie müssen biologische Zusammenhänge kennen, produktionstechnische Abläufe beherrschen, sich im Betriebsmanagement auskennen und die Anforderungen der Lebensmittel- und Produktqualität umsetzen. Landwirte setzten moderne Technik und digitale Anwendungen ein und gehen umweltgerecht, ressourcenschonend und nachhaltig mit Boden, Luft, Wasser, Pflanzen und Tieren sowie Maschinen und Geräten um. Tierschutz und Tierwohl sind wesentliche Parameter des Umgangs mit den Tierbeständen. Die eigene Arbeit muss gut organisiert sein und wirtschaftliches Handeln ist gefragt. Der berufliche Alltag erfordert viel Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt bei der Arbeit und selbstständiges Handeln.
Pflanzentechnologin/Pflanzentechnologe
Pflanzentechnologen arbeiten mit Pflanzen – im Labor, im Gewächshaus und auch im Freiland. Sie wirken in der Pflanzenzüchtung an vielfältigen Arbeitsschritten mit. Beispielsweise planen sie Feldversuche und Untersuchungsreihen, führen diese durch und dokumentieren sie. Sie bauen Pflanzen an, pflegen und ernten sie. Sie unterstützen die Pflanzenzüchter bei der Entwicklung neuer Sorten. Im Labor untersuchen sie Pflanzen auf chemische Inhaltsstoffe oder bestimmte Erbanlagen. Allein schon durch die unterschiedlichen Jahreszeiten ist die Arbeit abwechslungsreich. Der Wandel durch Forschung und technische Innovationen garantiert zusätzlich, dass es im Beruf nicht langweilig wird. Hauptsächlich arbeiten Pflanzentechnologen in Betrieben im Bereich der Pflanzenzucht oder in Betrieben des landwirtschaftlichen Versuchswesens. Dies können staatliche Institute und Ämter, aber auch private Firmen sein.
Milchtechnologin/Milchtechnologe
Aus Milch kann man eine Menge machen: Trinkmilch, Joghurt, Quark, Butter, Sahne, Käse und mehr. Milchtechnologen verarbeiten das Lebensmittel Milch zur Herstellung dieser Produkte. Sie bedienen computergesteuerte Maschinen, sorgen für eine störungsfreie Produktion, erkennen Qualitätsmängel und technische Fehler und beseitigen sie selbstständig. Milchtechnologen planen und kontrollieren Abläufe in der Milchverarbeitung bis hin zur Verpackung und Einlagerung der verderblichen Produkte und dokumentieren ihre Arbeitsschritte. Im Berufsalltag geht es aber um mehr als um Milch und Käse. Die Umsetzung bzw. Anwendung von Qualitätsmanagement, Hygienevorschriften, Lebensmittelrecht und Umweltschutz gehören ebenso zur täglichen Arbeit.
Milchwirtschaftliche/r Laborant/in
Milch, Butter, Joghurt und Käse gehören zu den wichtigsten Lebensmitteln. Sie müssen ständig und gewissenhaft kontrolliert werden. Hier sind Milchwirtschaftliche Laboranten gefragt. Sie garantieren hohe Standards bei der Verarbeitung von Milch und der Herstellung von Produkten aus ihr. Hierzu führen sie chemische, physikalische und mikrobiologische Analysen durch. Mit Laborgeräten und EDV-Anlagen überprüfen sie aber nicht nur Milcherzeugnisse, sondern auch Wasser, Abwasser, Luft und Verpackungsmittel. Milchwirtschaftliche Laboranten arbeiten nicht nur in Betrieben der Milchverarbeitung und der Lebensmittelherstellung. Sie sind auch in Instituten und Untersuchungsanstalten der Lebensmittelüberwachung tätig.
Pferdewirtin/Pferdewirt
Die verantwortungsvolle Aufgabe der Pferdewirte verlangt viel Geduld, Tierliebe, Engagement und körperliche Fitness. Denn neben der Ausbildung von Pferden, zählen auch die Haltung, Pflege und Fütterung sowie die tägliche Arbeit im Stall zum Aufgabengebiet – auch am Wochenende. Daneben macht der Umgang und die Betreuung von Freizeit- und sportlich orientierten Reitern sowie Pferdehaltern und -züchtern einen wesentlichen Bestandteil ihrer Arbeit aus. In insgesamt fünf Fachrichtungen können sich Pferdewirte spezialisieren:
- Pferdehaltung und Service,
- Pferdezucht,
- Klassische Reitausbildung,
- Pferderennen oder
- Spezialreitwesen.
Revierjägerin/Revierjäger
Wildbestände regulieren, Jagdhunde führen, die Öffentlichkeit über Jagd und Natur informieren - das sind nur einige Aufgaben der Revierjäger. Revierjäger arbeiten in Jagd- und Forstbetrieben, darüber hinaus bei Verbänden sowie in der jagdlichen Aus- und Weiterbildung. Ihr Ziel ist es, einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten. Hierzu gehört es auch, die Lebensräume von Wildtieren zu gestalten und Maßnahmen zum Tier-, Arten- und Naturschutz unter Berücksichtigung ökologischer Zusammenhänge nachhaltig durchzuführen. Revierjäger müssen auch sicher mit Jagdwaffen und anderen Jagdgeräten umgehen und diese tierschutzgerecht einsetzen können. Einen besonderen Stellenwert nimmt die Organisation von Jagden ein. Das erlegte Wild fachgerecht zu beurteilen, zu versorgen und zu vermarkten gehört ebenfalls zu den Aufgaben dieser Fachkräfte.
Tierwirtin/Tierwirt
Nutztiere wie Rinder, Schweine, Geflügel, Schafe und Bienen spielen in der Landwirtschaft eine große Rolle und an ihre Erzeugnisse werden hohe Qualitätsanforderungen gestellt - egal ob es sich dabei um Milch, Fleisch, Wolle, Eier oder Honig handelt. Ein verantwortungsvoller Tierwirt trägt dazu bei, all diese Produkte art- und tierschutzgerecht sowie umweltschonend und nachhaltig herzustellen und anzubieten. Verbraucherschutz hat hier einen großen Stellenwert. In den Stallanlagen arbeiten Tierwirte mit modernen Haltungssystemen, in denen häufig automatisierte Fütterungs-, Klimatisierungs- und Tierbeobachtungssysteme eingesetzt werden. Die Nutzung digitaler Anwendungen gehört in vielen Fällen zur Arbeitsroutine. Tierwirte achten ständig auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere. Damit der Betrieb am Markt bestehen kann, ist nicht nur die Organisation der eigenen Arbeit wichtig, sondern auch die Wirtschaftlichkeit der betrieblichen Abläufe. Kommunikation spielt dabei eine große Rolle. Aufgrund unterschiedlicher betrieblicher Anforderungen ist die Ausbildung in einer der fünf Fachrichtungen möglich:
- Rinderhaltung,
- Schweinehaltung,
- Geflügelhaltung,
- Schäferei oder
- Imkerei.
Winzerin/Winzer
Guter Geschmacks- und Geruchssinn zeichnen die Winzer aus. Sie begleiten die Weinherstellung von Beginn an – von der Pflege der Weinreben, über die Lese der Trauben bis zur Kellerei und dem fertigen Wein. Auch die Präsentation und Vermarktung des Weines und weinbaulicher Produkte zählen heute zu den Aufgaben des Winzers. Dank überliefertem Wissen und neuester Technik verbindet der Beruf Tradition und Moderne. Einerseits ist es ein Beruf mit großer Tradition, aber gleichzeitig auch einer mit modernem Profil. Winzer beherrschen eine Vielzahl von Tätigkeiten. Rebstöcke zu pflanzen und zu pflegen, Trauben zu ernten und sie zu Wein, Sekt oder Traubensaft zu verarbeiten ist Arbeitsalltag. Aber auch das Marketing spielt heute eine große Rolle.
- Bildungsserver Agrar: Grüne Berufe
- Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL): Berufsbildung in der Landwirtschaft – Ausbildung – Fortbildung - Studium
- Grüner Bildungskatalog - Angebot an Veranstaltungen zur Weiterbildung
- B&B Agrar - Die Zeitschrift für Bildung und Beratung
- Studie zum Arbeitsmarkt Landwirtschaft in Deutschland