Stauwasserboden – Boden des Jahres 2015
Das Kuratorium 'Boden des Jahres' stellt jedes Jahr am Weltbodentag - am 5. Dezember - den neu gekürten Boden des Jahres vor. Boden des Jahres 2015 ist der Pseudogley, der Stauwasserboden. Ein Beitrag von Gerhard Milbert, Kuratorium Boden des Jahres, Krefeld.
Das Kuratorium ist ein Gremium der bodenkundlichen Fachverbände: Bodenkundliche Gesellschaft, Bundesverband Boden und Ingenieurtechnischer Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling.
Die Aktion wird vom Umweltbundesamt unterstützt. Jedes Jahr übernimmt ein Bundesland mit seinem Landwirtschafts- oder Umweltministerium die Schirmherrschaft und richtet den Weltbodentag in seiner Landesvertretung in Berlin aus.
Brauchen wir wirklich auch noch einen Boden des Jahres?
Inzwischen gibt es mehr als 40 Aktionen des Jahres, vom Nutztier des Jahres über den Käfer des Jahres bis zur Allee des Jahres. Trotz dieser „des-Jahres-Inflation“ ist der Boden des Jahres eine wichtige Aktion. Wir haben inzwischen für Luft, Wasser und alle Naturkörper, die wir sehen, ein gutes Bewusstsein für ihre Bedeutung und Schutzwürdigkeit entwickelt. Dieses fehlt aber noch für den Teil der Natur, den wir mit unseren Füßen (be)treten und den wir nicht unmittelbar wahrnehmen, unseren Boden. Dabei ist der Boden der mit Abstand belebteste Teil unserer Natur. Obwohl es inzwischen eine Vielzahl von Aktionen zur Verbesserung des Bodenbewusstseins gibt, ist der Schutz des Bodens und seiner lebenswichtigen Funktionen in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht ausreichend verankert.
Stauwasserböden und Landwirtschaft, passt das zusammen?
In Jahr 2015 hat das Kuratorium den Stauwasserboden zum Boden des Jahres gekürt und das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) hat die Schirmherrschaft übernommen. Während Grundwasserböden ganzjährig mit Wasser erfüllt sind, das lediglich im Verlauf der Jahreszeiten mit seinem Abstand zur Bodenoberfläche schwankt, ist der Wasserstand in Stauwasserböden im Jahresverlauf und in Abhängigkeit von der Witterung sehr unterschiedlich.
Innerhalb des ersten Bodenmeters folgt unterhalb einer meist gut wasserdurchlässigen Schicht eine dichte, undurchlässige Bodenschicht, die das Niederschlagswasser im Boden staut. Da dieses Wasser nicht nach unten versickern kann, vernässen Stauwasserböden vor allem im Winter und Frühjahr.
Im Verlauf des Sommers verbrauchen die Pflanzen einen Teil des Wasservorrates, ein anderer Teil verdunstet über die Bodenoberfläche. Auf diese Weise wechseln sich in Stauwasserböden Nassphasen mit Sauerstoffarmut im Boden mit Feuchtphasen, die besonders günstig für das Pflanzenwachstum sind, und Trockenphasen mit Wassermangel ab.
Stauwasserböden sind witterungs- und klimasensibel und reagieren "empfindlich" auf eine falsche Bewirtschaftung wie Entwässerung oder Bodenverdichtung. Stauwasserböden wollen behutsam genutzt werden. Ideal sind sie als Waldstandorte mit Stieleichen-Hainbuchenwäldern und Stieleichen-Birkenwäldern. Als landwirtschaftliche Nutzung kommt vor allem eine Grünlandnutzung in Frage. Stauwasserböden unter Ackernutzung sind in der Regel entwässert.
Eine nicht an die Bodeneigenschaften des Stauwasserbodens angepasste Bodennutzung verschlechtert die Bodeneigenschaften für eine landwirtschaftliche Nutzung.
Heute wird die Bodennutzung und Bodenbearbeitung eher durch die technischen Möglichkeiten gesteuert als durch Bodeneigenschaften. Oftmals befahren und bearbeiten zu schwere Maschinen Böden unabhängig von ihrem jeweiligen Zustand, egal ob nass, feucht oder trocken. Diese Fehler werden sowohl bei landwirtschaftlich als auch bei forstlicher Nutzung und insbesondere im Rahmen von Bauarbeiten gemacht.