Boden schonen - Bodenfruchtbarkeit erhalten
Der Boden ist für die Landwirtschaft ein wichtiger, schützenswerter Produktionsfaktor. Daher ist es wichtig, fortlaufend neue Anbaumethoden zu entwickeln, die den Boden schonen und die Bodenfruchtbarkeit erhalten. Bodenverluste durch Erosion, Humusabbau oder Bodenschadverdichtungen müssen möglichst vermieden werden.

Die Landwirtschaft verfügt dazu über ein komplexes System der Bewirtschaftung. Hier hat sich die konservierende Bodenbearbeitung in der Praxis als durchschlagendstes Verfahren gegen diese drei Gefährdungen erwiesen. Sie trägt wesentlich dazu bei, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten oder zu verbessern.
Konservierende Bodenbearbeitung
Die konservierende Bodenbearbeitung verzichtet auf den Pflugeinsatz. Der Boden wird dabei durch nichtwendende Verfahren weniger stark gelockert und es verbleiben Erntereste auf dem Oberfläche. Durch die reduzierte Bodenbearbeitungsintensität werden drei Ziele gleichzeitig erreicht: Erstens wird weniger Humus abgebaut, zweitens mindern die an der Bodenoberfläche verbleibenden organischen Reststoffe die Verschlämmung des Bodens, sodass mehr Wasser aufgenommen wird und Bodenerosion vorgebeugt wird. Und drittens wird durch die schonende Lockerung die Fähigkeit des Bodens gestärkt, hohe Lasten zu tragen. Inzwischen wird konservierende Bodenbearbeitung in Deutschland auf rund 50 Prozent der Flächen angewendet.

Große Maschinen = Hohe Bodengefährdung?
Fördern die heutigen großen und schweren Landmaschinen nicht die Bodenverdichtung? Wären da nicht kleinere Maschinen oder gar Pferdegespanne besser? Nein, nicht unbedingt. So stützt sich ein Pferdehuf mit 4 kp/cm2 auf dem Boden ab, während 12 Tonnen Radlast einer modernen Erntemaschine auf einem 105 cm breiten Reifen den Boden nur mit 1,5 kp/cm2 belastet. Nicht die einzige Überraschung. So haben wir im Thünen-Institut für Agrartechnologie auf zahlreichen Standorten in Südniedersachsen nachgewiesen, dass es nach 50 Jahren (1952-2002) Landbewirtschaftung im Bereich der Krumenbasis, also dort wo sich der Ackerschlepper beim Pflügen in der Furche abstützt, zu einer Entspannung gekommen ist – der Boden lagert längst nicht mehr so dicht wie noch in 1982 (Abbildung 1). Wie kann das sein, wo sich heute Traktor und Pflug vom Gewicht mehr als verdoppelt haben?
Hauptursache ist die veränderte Schwerpunktlage des heutigen Traktors beim Pflügen im Vergleich zu den Kleineren früher. Ein heutiger 130 Kilowatt (kW) Schlepper mit einem 5-scharigen Pflug überträgt 3,2 Tonnen Last auf das Landrad und nur 1,7 Tonnen auf das Furchenrad, also genau umgekehrte Verhältnisse zum leichteren 60 kW Traktor mit 3-scharigem Pflug vor 30 Jahren (Abbildung 2).

Während der schmale Pflug den Traktor hauptsächlich über das Furchenrad belastet und hier Bodenverdichtungen erzeugen kann, zieht der breite Pflug mit den 5 Körpern durch den Seitengriff die Zugmaschine quasi aus der Furche heraus und schont so diesen empfindlichen Bereich. Große, schwere, leistungsstarke Maschinen können also sehr wohl bodenschonender arbeiten.
Maschinenauslastung versus Bodenschutz
Für die großen, teuren Landmaschinen werden in der Regel hohe Auslastungsgrade pro Saison angesetzt. Natürlich erwirtschaften diese nur Geld, wenn sie im Einsatz sind. Aber dieser Druck darf nicht auf den Boden übertragen werden, indem die Maschinen auch bei ungünstigen, z.B. zu feuchten Bedingungen, eingesetzt werden, was dann zur Bodenschädigung führen kann. Von vornherein geringere saisonale Auslastungsgrade und eine längere Nutzungsdauer beim Maschineneinsatz vorzusehen, ist vorsorgender Bodenschutz. Dann kann gutes Wetter ausgenutzt werden und bei schlechtem Wetter bleibt die Maschine in der Scheune, ohne dass die Rentabilität verloren geht.
Ist mein Boden gefährdet?
Aber wie steht es jetzt konkret um meinen Boden? Ist er gefährdet? Um dies abschätzen zu können, haben wir in der AG "Bodenschutz" in der Agrartechnologie zusammen mit der Gesellschaft für Konservierende Bodenbearbeitung die "Einfache Feldgefügeansprache für den Praktiker" entwickelt (Abbildung 3).

Hiermit ist der Landwirt in der Lage, mithilfe von Spaten und Taschenmesser entscheidende Kenntnisse über seinen Boden zu erlangen und Gefährdungen sicher zu erkennen. Er muss dafür lediglich die klimatisierte, gefederte Kabine seines Traktors verlassen und eine kleine Grube ausheben. Wenig Aufwand, um in den Boden zu schauen und die Auswirkung der Befahrung abzuschätzen.
Und wie vermeiden?
Ist bodenseitig zum Beispiel durch schonende Lockerung und einer geeigneten Fruchtfolge alles getan, bleibt nur die Anpassung der Maschinen an den empfindlichen Bodenzustand. Auch hieran arbeiten wir im Institut, indem wir Sensorsysteme entwickeln, die die Bodensetzung in Verbindung mit der Spurtiefe beim Befahren messen. Der Ultraschallsensor in der Felge misst die Reifeneinfederung und erlaubt die Anpassung der Fahrzeugparameter an die Verdichtungsempfindlichkeit des Bodens. Wird also die Radlast reduziert, wird der Reifeninnendruck bis zu einer maximal zulässigen Reifeneinfederung abgesenkt. Die bereits entwickelten Sensoren sollen zu einer automatischen Reifendruckregelanlage zusammengeführt werden, die eine höchstmögliche Bodenschonung beim Befahren erbringen soll.
Die hier vorgestellten und weitere Hilfsmittel und Möglichkeiten, den Boden als eines unserer wichtigsten Güter wirkungsvoll schützen zu können, sind von einer Expertengruppe unter Leitung des Thünen-Instituts für Agrartechnologie zusammengestellt und 2014 vom aid infodienst in der Broschüre "Gute fachliche Praxis - Bodenbewirtschaftung und Bodenschutz" veröffentlicht worden.
Weitere Informationen: Gute fachliche Praxis - Bodenbewirtschaftung und Bodenschutz
In dieser Broschüre sind die neuesten Erkenntnisse für die Bodenbearbeitung, den Erosionsschutz und den Erhalt der organischen Substanz umfassend dargestellt. Zum Erhalt und zur Stärkung der Leistungsfähigkeit unserer Böden wendet die Landwirtschaft ein komplexes System der Bewirtschaftung an. Es beginnt mit der Bodenbearbeitung, die erfolgen soll, wenn die Böden gut befahrbar sind. Bodenschadverdichtungen können so vermieden werden. Dazu gehört eine angepasste Bewirtschaftung, so dass es nicht zu Bodenerosion und dem Abtrag des wertvollen Oberbodens kommt. Wichtig ist darüber hinaus eine ausreichende Versorgung der Böden mit organischer Substanz, dem Humus. Zur guten fachlichen Praxis gehören zudem eine ausgewogene, am Bedarf der Pflanzen orientierte Düngung und ein verantwortungsvoller Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Daraus resultieren zahlreiche Hinweise für eine gute fachliche Praxis. Diese Broschüre ist damit eine wertvolle Grundlage für Praktiker, die Ausbildung des landwirtschaftlichen Nachwuchses, die landwirtschaftliche Fachberatung und insgesamt für Befürworter einer effizienten und zugleich nachhaltigen Landwirtschaft.
Ein Beitrag von Joachim Brunotte (Thünen-Institut für Agrartechnologie).