Stand der Umsetzung des Maßnahmenpapiers "Zukunft Gartenbau"

Auch der Gartenbau steht vor aktuellen Herausforderungen wie der Klimakrise und gestiegenen Kosten. Um diesen zu begegnen, haben auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Praxis, Branchenorganisationen, Verbände und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein "Maßnahmenpaket Zukunft Gartenbau" erarbeitet. Seit der Veröffentlichung des Papiers konnte das BMEL bereits viele der vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen.

Der Prozess im Überblick

Im Nachgang zum Zukunftskongress Gartenbau im Oktober 2022 und dessen Ergebnisdokumentation hat das BMEL eine Situationsanalyse des Obst- und Gemüsebaus in Deutschland durch das Thünen-Institut anfertigen lassen. Hieran anschließend hat das BMEL einen partizipativen Prozess eingeleitet, aus dem zwei Arbeitsgruppen hervorgingen. Diese haben in Eigenorganisation ein gemeinsames Papier, das "Maßnahmenpaket Zukunft Gartenbau" vorgelegt. Teilgenommen hat ein Querschnitt der Akteure des gesamten Gartenbaus in Deutschland, sowohl aus dem konventionellen wie aus dem Öko-Anbau. Das Papier wurde auf der Internetseite des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG), der die Zusammenführung der Beiträge übernommen hatte, veröffentlicht. Im Maßnahmenpaket wird eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen vorgeschlagen, die helfen sollen, den Gartenbau in Deutschland zu unterstützen. Das BMEL hat das Dokument in der Agrarministerkonferenz mit den Ländern besprochen. Es wurde beschlossen, Arbeitsgruppen, bestehend aus Bund, Ländern, Wirtschaft und Wissenschaft einzusetzen, um die einzelnen Punkte im Detail zu bearbeiten und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Problembereiche, die mehr Aufmerksamkeit brauchen, werden in speziellen Arbeitsgruppen bearbeitet.

Umsetzung

Seit der Veröffentlichung des Papiers konnte das BMEL bereits eine Vielzahl der vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen. 

So wurde die Entwicklung eines Moduls zur Nachhaltigkeitsbewertung der gartenbaulichen Produktion durch das Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG) veranlasst. Das Projekt wurde am 25.04.24 bewilligt und läuft bis Ende 2027. 

Das vom BMEL geförderte Projekt IP2030 für die Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen zur Erneuerung der Richtlinien für die Integrierte Produktion im Obstbau wurde verlängert und wird aus dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau des BMEL gefördert. 

Für den Gemüsebau ist am 09.10.2024 eine Bekanntmachung über die Förderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben „Demonstrationsbetriebe Integrierter Pflanzenbau im Bereich Freilandgemüsebau“ im Rahmen der Ackerbaustrategie des BMEL veröffentlicht worden. Gesucht werden Modellregionen, die sich mit einer Beratungseinrichtung in ein Verbundvorhaben einbringen wollen. Die Gesamtkoordinierung liegt  beim JKI-Institut für Pflanzenschutz im Gartenbau und urbanen Grün. Die Einreichungsfrist bei der BLE für Skizzen läuft bis 21.01.2025. Vorhabenstart soll 2026 sein. 

Auch über die im Maßnahmenpapier geforderte Erfassung von Ökosystemleistungen in den Sparten des ökologischen Gartenbaus liegen aus mehreren Forschungsvorhaben Informationen vor. 

Zur Verbesserung des Wissenstransfers über Forschungs- und Versuchsergebnisse im Gartenbau wurden Schreiben an die Ressortforschung und Leibniz Forschungseinrichtungen gerichtet mit der Bitte, die Ergebnisse im Wissensportal HORTIGATE des gartenbaulichen Berufsstandes zugänglich zu machen. 

Die Bekanntmachung der BLE "Förderung von Innovationen für zukunftsweisende Produktionssysteme im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung" hat eine Vielzahl von sehr interessanten Projektskizzen zu ressourcenschonenden Pflanzenanbausystemen, auch im Gartenbau, eingeworben, die derzeit von Experten geprüft und priorisiert werden.

Das Wasserdargebot, der Bedarf an Bewässerungswasser sowie dessen mögliche Entwicklung im Klimawandel waren am 18. und 19. Juni 2024 im BMEL Berlin Thema der Tagung „Wasser für den Gartenbau“. In den Ländern bestehen erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Zugangs zu Wasser, der vorhandenen Fördermaßnahmen und der Zusammenarbeit von Gartenbau und öffentlicher Hand. Dies ist ein wichtiges Thema für die Arbeitsgruppe. 

An Forschungsvorhaben im urbanen Grün laufen derzeit mit Mitteln des BMWSB/BBSR sowie des BMUV/BfN vielfältige Maßnahmen. 

Für das im Maßnahmenpapier vorgeschlagene Umbauprogramm des Obstbaus auf resistente Sorten wären Sorten mit pyramidisierter Mehrfachresistenz ideal, die derzeit aber noch nicht vorhanden sind. Es gibt aber Sorten mit Resistenzen gegen einzelne, im Obstbau bedeutende Krankheiten. Aus dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau wird die Züchtung für den ökologischen Obstbau und die Auswahl robuster Apfelsorten durch Unterstützung bestehender Züchtungsforschungsinstitutionen mit einer Projektförderung unterstützt. Die bestehenden Synergien zwischen den Anbauformen sollen weiter verstärkt werden. 

Mit dem Bundesprogramm Energieeffizienz steht ein gutes Unterstützungsinstrument für Investitionen des Gartenbaus zur Senkung der CO2-Emissionen aus der Energienutzung zur Verfügung. Nach einem zeitweiligen Stillstand läuft das Programm wieder gut, es sind so viele Anträge eingegangen, dass das zur Verfügung stehende Finanzvolumen bereits nahezu ausgeschöpft ist. Die Antragstellung wurde daher wieder ausgesetzt und wird 2025 voraussichtlich wieder eröffnet. Es ist wichtig, dass diesem Programm für die kommenden Jahre ausreichend Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden.

Im BMUV wurde in Zusammenarbeit mit dem BMEL die ANK-Förderrichtlinie "Investitionsförderung von Maschinen und Geräten zur Stärkung der natürlichen Bodenfunktionen in Agrarlandschaften" fertiggestellt und veröffentlicht. Daraus können auch Maschinen und Geräte für den Mulchanbau von Gemüse und Hackmaschinen für den Obst- und Gemüsebau zur herbizidlosen Unkrautbekämpfung gefördert werden. 

Das Maßnahmenpaket sieht auch Vorschläge zum Bürokratieabbau vor. Auch dem BMEL ist der Bürokratieabbau ein Anliegen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden derzeit im Rahmen des übergeordneten BMEL-Gesamtprozesses zum Bürokratieabbau geprüft. Das BMEL führt derzeit einen Praxischeck zu Melde- und Dokumentationspflichten im Pflanzenbau durch. Bei einem Praxischeck werden systematisch und im Dialog mit betroffenen Unternehmen, Verwaltungen und weiteren Experten Hemmnisse und Lösungsansätze identifiziert, um eine möglichst schlanke und effektive Umsetzung von Regelungen/Standards zu erreichen. 

Ein weiteres Thema, das im Maßnahmenkatalog adressiert wird, ist der umfangreiche Verlust gartenbauwissenschaftlicher Lehrstühle an den Universitäten. Dadurch verschwinden nicht nur Forschungskapazitäten für den Gartenbau, sondern auch Ausbildungskapazitäten für Führungskräfte, Forschende und Lehrende an Hochschulen und an Lehr- und Versuchsanstalten, Fachleute in den Länderverwaltungen (Pflanzenschutzdienste, Düngebehörden), in der Beratung und in der schulischen Berufsausbildung (Berufsschullehrer). Das BMEL berät derzeit mit den Ländern Möglickeiten der Verbesserung dieser Situation. 

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