Arbeitsgruppe "Carry over unerwünschter Stoffe in Futtermitteln" beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Votum zu Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Futtermitteln vom 3. März 2004.

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind eine Gruppe von organischen Verbindungen, die zwei oder mehr kondensierte aromatische Kohlenstoffringe enthalten. Sie werden hauptsächlich bei pyrolytischen Prozessen, insbesondere bei der unvollständigen Verbrennung organischen Materials gebildet. Die Gruppe der PAK umfasst bis zu 250 verschiedene Substanzen, von denen 16 Verbindungen von der amerikanischen Umweltbehörde (US-EPA) als umweltrelevant angesehen werden.

Die Aufnahme von PAK über die Wurzel in die Pflanze ist in der Regel relativ gering. Eine Kontamination der Futtermittel erfolgt überwiegend durch direkte Immission aus der Luft oder durch erdige Verunreinigungen, wobei der Kontaminationsgrad u.a. abhängig ist vom Standort, der Pflanzenoberfläche, vom Erntezeitpunkt bzw. von der Schnitthäufigkeit. Eine Verunreinigung von Futtermitteln mit PAK kann auch bei Verarbeitung, Transport und Lagerung erfolgen. Eine Kontamination kann insbesondere bei direkter Trocknung von Futtermitteln erfolgen, bei der das Trocknungsgut den Verbrennungsgasen direkt ausgesetzt ist.

Zahlreiche PAK gelten als kanzerogen und genotoxisch, wobei nach derzeitigem Kenntnisstand den von der International Agency for Research on Cancer (IARC, 1987) als "Stoffe mit hinreichendem Beweis für die kanzerogene Wirkung im Tierversuch" eingestuften 6 PAK (Benzo[a]pyren, Dibenzo(a,h)anthracen, Benzo[a]anthracen, Benzo[b]fluoranthen, Benzo[k]fluoranthen, Indeno(1,2,3-cd)pyren) die größte Bedeutung zukommt.

Experten aus den Niederlanden und aus Belgien (RIKILT-Report Nr. 2001.006) haben vorgeschlagen, durch Einführung von sogenannten PAK-Toxizitätsäquivalenten (TEQ) die PAK-Belastung von Futtermitteln toxikologisch zu bewerten. Der PAK-TEQ stellt dabei einen Summenwert dar, der sich aus der Multiplikation der Konzentrationen von insgesamt 12 verschiedenen PAK mit den jeweiligen Toxizitätsäquivalentfaktoren (TEF) errechnet, wobei Benzo[a]pyren als Bezugssystem (TEF=1) dient.

Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die Verhältnisse der toxikologisch relevanten PAK zueinander sowohl in Futtermitteln, als auch in pflanzlichen Lebensmitteln relativ konstant sind. Daher ist Benzo[a]pyren als Leitsubstanz für die kanzerogenen PAK anzusehen und somit die sehr aufwendige Bestimmung von 12 PAK nicht erforderlich. Die Verwendung von Benzo[a]pyren als Leitsubstanz hat sich bei geräucherten Fleischerzeugnissen bewährt. Ein TEQ-Modell ist auch von toxikologischer Seite als kritisch zu betrachten. Derartige Bedenken haben das Scientific Committee on Food (SCF, 2002) veranlasst, eine Anwendung von PAK-TEQ für Lebensmittel als nicht sinnvoll zu erachten.

Auf Grund der Literatur ist davon auszugehen, daß ein Übergang von PAK aus dem Futter in von landwirtschaftlichen Nutztieren stammende Lebensmittel gering ist. Ursache hierfür ist eine geringe Absorption und/oder eine effektive Metabolisierung. Die Arbeitsgruppe empfiehlt daher, von einer Festlegung von Höchstwerten in Futtermitteln abzusehen. Dies steht in Übereinstimmung mit der Einschätzung des Scientific Committee on Animal Nutrition (SCAN, 2003). Über eine Beeinträchtigung der Nutztiere durch eine PAK-Exposition liegen keine Hinweise vor.

Kulmbach 03.03.2004

gez. Dr. Hermann Hecht
Vorsitzender

Literatur:

IARC (1987) Monographs on the evaluation of the carcinogenic risk of chemicals to humans; overall evaluation of carcinogenicity: an updating of IARC monographs, vol 1-42, supplement 7. IARC, Lyon.

RIKILT-Report Nr. 2001.006
Traag, W.A., L.A.P. Hoogenboom, G. v.d. Weg, A.J. Baars, T. Schouten
Polycyclic aromatic hydrocarbons (PAHs) in animal feeds, animal fats, vegetable oils/fats, fatty acids.

SCAN (2003) Opinion of the Scientific Committee on Animal Nutrition on undesirable substances in feed.

SCF (2002) Opinion of the Scientific Committee on Food on the risks to human health of polycyclic aromatic hydrocarbons in food.

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