Nachhaltige Waldbewirtschaftung: Definitionen und Konzepte auf internationaler Ebene

Waldzerstörung muss nicht sein, denn es gibt Konzepte für eine zeitgemäße und schonende Waldnutzung. Aus dem Forstsektor, und hier vor allem aus Deutschland, stammt die Idee des nachhaltigen Wirtschaftens.

Diese Wirtschaftsweise hat hierzulande über die Jahrhunderte das Überdauern eines vitalen Waldes mit vielfältigen Funktionen für die Gesellschaft gesichert.

Der weltweit fortschreitende Raubbau an den Wäldern hat mit einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft hingegen nichts zu tun. Zentrale Aufgabe der internationalen Waldpolitik ist es, Konzepte nachhaltiger Waldwirtschaft auf internationaler Ebene voranzubringen und ihnen zum Durchbruch zu verhelfen. Dies erfolgt – ganz praktisch - durch Förderung des Wissenstransfers und Erfahrungsaustausches, z.B. im Rahmen des German Forest Expert Program des BMEL, oder - ordnungspolitisch - durch Festlegung in verbindlichen völkerrechtlichen Verträgen oder freiwilligen internationalen Normen oder Richtlinien.

Entscheidend ist in allen Fällen die Bewusstseinsbildung in Politik und Gesellschaft, dass es für eine moderne nachhaltige und multifunktional ausgerichtete Waldbewirtschaftung förderlicher Rahmenbedingungen bedarf - beispielsweise gesicherten Landbesitz, forstberufliche Bildung, ein funktionierendes Forstinformationssystem und forstbetriebliche Planung.

  • Die Vereinten Nationen definieren das Konzept nachhaltige Waldbewirtschaftung heute wie folgt:

    "Die nachhaltige Waldbewirtschaftung als dynamisches und sich entwickelndes Konzept verfolgt das Ziel, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Werte aller Arten von Wäldern zum Wohle gegenwärtiger und künftiger Generationen zu erhalten und zu verbessern." (Waldübereinkunft der Vereinten Nationen, 2007)
  • Die Staaten Europas haben sich auf eine ähnliche Definition geeinigt, gehen aber noch weiter

    "Die Signatarstaaten stimmen darüber überein, dass nachhaltige Bewirtschaftung die Betreuung von Waldflächen und ihre Nutzung in einer Art und Weise bedeutet, die die biologische Vielfalt, die Produktivität, die Verjüngungsfähigkeit, die Vitalität und die Fähigkeit, gegenwärtig und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erfüllen, erhält und anderen Ökosystemen keinen Schaden zufügt." (Forest Europe, Resolution H1, 1993 (PDF, 27KB, Datei ist nicht barrierefrei))

Kriterien und Indikatoren nachhaltiger Waldbewirtschaftung

Diese Definitionen werden inhaltlich ausgefüllt durch so genannte Kriterien und Indikatoren für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Dazu gehört auch die Zielausrichtung "Erhaltung der biologischen Vielfalt" mit entsprechend zugeordneten Indikatoren wie zum Beispiel "Anteil gefährdeter Waldarten" oder "Anteil von Naturverjüngung". Da die Wälder und die Bedingungen für ihr Wachstum regional sehr voneinander abweichen, gibt es nicht nur eine sondern mehrere solcher Kriterienlisten für die verschiedenen Regionen der Welt, so auch für Europa, entwickelt im Rahmen des paneuropäischen Prozesses "Forest Europe".

Speziell für die Tropenwälder verabschiedete die Internationale Tropenholzorganisation (ITTO) 2015 freiwillige Leitlinien zur nachhaltigen Bewirtschaftung von tropischen Naturwäldern. Diese stellen das bisher umfassendste und anspruchsvollste Set von Kriterien und Indikatoren für die nachhaltige Waldbewirtschaftung dar. Es enthält im Gegensatz zu den übrigen Sets nicht nur Empfehlungen für die nationale Ebene (also nachhaltige Waldwirtschaft auf das ganze Staatsgebiet bezogen), sondern auch konkret für die forstliche Betriebsebene, das heißt für die in den Tropen vorherrschenden Nutzungskonzessionen auf Staatsland.

Für die internationale Ebene wurde ergänzend zu den (spezifischeren) Regionallisten mit finanzieller Unterstützung durch BMEL und angeführt durch die Food and Agriculture Organisation (FAO) ein globales Indikatoren-Kernset für alle Typen von Wäldern entwickelt und 2018 vorgelegt. Dieses Indikatoren-Kernset dient unter anderem dazu, das internationale Entwicklungsziel der nachhaltigen Waldbewirtschaftung (Agenda 2030, Sustainable Development Goal 15.2) nachzuverfolgen.

Der Beitrag freiwilliger Zertifizierung

Internationale Zertifizierungssysteme, wie beispielsweise der "Forest Stewardship Council" (FSC) und das "Programme for the Endorsement of Forest Certification" (PEFC), haben eigene Definitionen und Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung entwickelt. Die Systeme sind privatwirtschaftlich organisierte und werden von Unternehmen freiwillig genutzt. Sie bieten Verbraucherinnen und Verbrauchern eine produktbezogene Absicherung, dass das angebotene Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. Diese privatwirtschaftlich organisierten Siegel werden daher derzeit öffentlich gefördert, so zum Beispiel durch die Beschaffungspolitik des Bundes für Holzprodukte oder durch Berücksichtigung bei den obligatorischen Sorgfaltspflichten für den Holzhandel zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags.

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