Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur

Die Ergebnisse der aktuellen Bundeswaldinventur zeigen: Unser Wald ist vielfältig und vorratsreich. Allerdings sind die Schäden durch den Klimawandel bereits deutlich sichtbar. So ist der Zuwachs zurückgegangen und der Wald seit 2017 zu einer Kohlenstoffquelle geworden. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig ein klimaresilienter Wald für den Erhalt aller Ökosystemleistungen ist.

Mit der aktuellen Bundeswaldinventur haben wir zum vierten Mal den Wald in Deutschland nach einem einheitlichen Verfahren umfassend erfasst.

Circa 100 Inventurtrupps haben rund 521.000 Bäume an fast 80.000 Stichprobenpunkten vermessen. Zudem wurden weitere Gelände-, Bestandes- und Baummerkmale erfasst, u.a. Baumarten, Baumdurchmesser, Baumhöhe an ausgewählten Probebäumen, Totholz oder Landnutzung.

Ca. 150 Merkmale liefern ein Kaleidoskop an Informationen zum Wald, die dieses komplexe Ökosystem unter verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Daraus wurde der Zustand des Waldes und seine Veränderung seit der letzten Bundeswaldinventur im Jahr 2012 abgeleitet.

Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur sind damit die Grundlage für politisches, gesellschaftliches und wirtschaftliches Handeln. – für Waldbesitzende, Politik, Wissenschaft und alle, die sich mit dem Schutz und der Nutzung unserer Wälder befassen.

Die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur wurden am 8. Oktober 2024 vorgestellt.

Startbild Erkläranimation BWI
Erkläranimation Bundeswaldinventur © BMEL

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick 

Waldland Deutschland – Waldfläche hat geringfügig zugenommen 

Ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist bewaldet – das sind 11,5 Millionen Hektar. Seit der letzten Bundeswaldinventur im Jahr 2012 hat die Waldfläche geringfügig um 15.000 Hektar zugenommen. Fast die Hälfte des deutschen Waldes ist in privater Hand. 29 Prozent des Waldes gehören den Ländern, 20 Prozent sind Eigentum von Körperschaften, 3 Prozent gehören dem Bund.

Lebensraum Wald – Vielfalt nimmt zu 

Grafik aus der BWI-Broschüre zu Baumarten BWI: Baumarten
© FNR

Die häufigsten Baumarten im deutschen Wald sind Kiefer (22 Prozent ), Fichte (21 Prozent ), Buche (17 Prozent ) und Eiche (12 Prozent ). Die restlichen 28 Prozent verteilt sich auf weitere 47 Baumarten und Baumartengruppen.

Die Kalamitäten, insbesondere die Folgen der großen Dürre 2018 – 2021, haben das Waldgefüge gestört und die Dynamik des Waldumbaus verstärkt. Vor allem die Fichte hat gelitten, deren Fläche um 17 Prozent abgenommen hat. Der Rückgang der Fichte ist auf Sturm, Trockenheit und anschließende Borkenkäfer-Massenvermehrung zurückzuführen.

Gleichzeitig hat die Strukturvielfalt der Wälder in Deutschland weiter zugenommen. So findet sich auf 79 Prozent der Fläche Mischwälder. Zudem sind 77 Prozent der Wälder zwei- oder mehrschichtig aufgebaut. Die Fläche der Laubbäume hat im Vergleich zu ihrer Fläche 2012 um 7 Prozent zugenommen. Dies ist vor allem auf den aktiven Waldumbau für eine bessere Klimaanpassung der Wälder zurückzuführen.

Die Bäume im Wald sind durchschnittlich älter und dicker als bei der letzten Inventur. Das Durchschnittsalter hat sich seit 2012 um 5 Jahre auf 82 Jahre erhöht.

Der junge Wald entsteht zu 91 Prozent aus Naturverjüngung, also ohne gesonderte Saat oder Pflanzung. Er ist deutlich naturnäher als die Baumartenzusammensetzung im Hauptbestand. Der Anteil der sehr naturnahen und naturnahen Baumarten-Zusammensetzung beträgt im jungen Wald rund 50 Prozent .

Rund 29,4 Totholz liegt je Hektar im Wald – auf der gesamten Fläche sind das 323 Millionen . Das sind ein Drittel mehr als vor zehn Jahren, hauptsächlich verursacht durch die starken Kalamitäten der letzten Jahre. Insbesondere das stehende Totholz hat stark zugenommen. Heute strebt die nachhaltige Waldbewirtschaftung einen angemessenen Totholzanteil zum Schutz der biologischen Vielfalt aktiv an.

Kalamitäten und ihre Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung 

Kalamitäten – wie Sturmschäden oder Käferbefall – wurden auf 2 Millionen Hektar oder 19 Prozent des Holzbodens beobachtet. Auf diesen Flächen sind 49 Prozent aller aus dem lebenden Bestand ausgeschiedenen Bäume angefallen, das waren 44,8 Millionen .

Rohstoffquelle Wald – vom Klimawandel gezeichnet 

Der Wald in Deutschland hat einen Holzvorrat von 3,7 Milliarden oder 335 je Hektar. Im Vergleich mit der Kohlenstoffinventur 2017 ist der Vorrat um 220,0 Millionen oder 18,2 Prozent zurückgegangen und erreicht etwa das Niveau der BWI 2012.

Grafik aus der Broschüre zur Entwicklung des Holzvorrats BWI Abbildung Holzvorrat
© FNR

Die Dürrjahre seit 2018 und die anhaltende Borkenkäferkalamität hat einen massiven Vorratsverlust der Fichte verursacht. Im Vergleich zur BWI 2012 hat sie 16 Prozent ihres Vorrats eingebüßt.

Der Holzzuwachs im deutschen Wald beträgt rund 9,4 je Hektar und Jahr oder 101,5 Millionen pro Jahr. Im Vergleich zur Bundeswaldinventur 2012 hat der Zuwachs um 16 Prozent abgenommen. Der deutliche Rückgang des Zuwachses wird bestimmt durch den kalamitätsbedingten Ausfall der Fichte als zuwachsstarke Baumart, den Alterungstrend des Waldes und die langjährige Trockenheit.

In Deutschland wurden durchschnittlich 72,6 Millionen Rohholz (Erntefestmeter ohne Rinde) je Jahr genutzt. Das ist etwas weniger als im Zeitraum 2002 bis 2012.

Klimaschützer Wald wird zur Kohlenstoff-Quelle: Die Einbindung von Kohlenstoff ist seit Jahrzehnten erstmals niedriger als die Freisetzung 

Der Wald ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher in Deutschland. 1.184 Millionen Tonnen Kohlenstoff (108 Tonnen Kohlenstoff je Hektar) sind derzeit in den lebenden Bäumen gebunden. Im Totholz sind weiter 46,1 Millionen Tonnen Kohlenstoff gebunden.

Seit der Kohlenstoffinventur 2017 hat der Kohlenstoffvorrat im Wald um 41,5 Millionen Tonnen (-3 Prozent) abgenommen. Damit wird der Wald in dem Zeitraum 2017 bis 2022 zu einer Kohlenstoff-Quelle.

Der Rückgang des Kohlenstoffvorrats in lebenden Bäumen ist v. a. auf den hohen Vorratsverlust durch Kalamitäten, insbesondere der Folgen der großen Dürre 2018 - 2021 sowie auf den Klimawandel-bedingt verminderten Zuwachs zurückzuführen.

Für die Klimawirksamkeit des Waldes ist neben dem Waldspeicher die Holzverwendung wichtig. Durch das Anwachsen des Produktspeichers aus heimisch geerntetem Holz werden aktuell ca. 5 Millionen Tonnen mehr Kohlendioxid pro Jahr gespeichert.

Hintergrund zur vierten Bundeswaldinventur

Im Wald stehen rund 100,4 Milliarden Bäume größer als 20 cm Höhe. Dies sind zu viele, um sie alle zu messen. Daher wird ein kleiner Teil des Waldes, eine Stichprobe, so ausgewählt, dass Messungen dort die Waldverhältnisse insgesamt wiederspiegeln. Insgesamt haben wir an 80.000 Stichprobenpunkten Messungen durchgeführt.

Die erste Bundeswaldinventur fand 1987 statt. Mit der zweiten Bundeswaldinventur wurde zum ersten Mal nach der Wiedervereinigung der Wald in ganz Deutschland zum Stichjahr 2002 einheitlich, Länder übergreifend und in allen Eigentumsarten durch eine Stichprobe erhoben. In den Jahren 2011-2012 folgte die dritte Bundeswaldinventur und 2017 die Kohlenstoffinventur. 

Die Bundeswaldinventur ist ein aufwendiges Gemeinschaftsprojekt von Bund und Ländern. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat das Thünen-Institut (TI) für Waldökosysteme mit der Koordination und Inventurleitung beauftragt. Das TI entwickelt in enger Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen die Methoden und wertet die Daten gemeinsam mit Experten der Länder aus. Speziell geschultes Fachpersonal der Länder führt die Datenerhebung im Wald durch.

Weitere Fragen zur aktuellen Bundeswaldinventur beantworten wir in unseren FAQ's.

Die vierte Bundeswaldinventur im Blick

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