Fragen und Antworten zu Erntedaten und dem BMEL-Erntebericht

Hier finden Sie Fragen und Antworten dazu, wie die Ernteergebnisse für wichtige Ackerfrüchte festgestellt werden sowie zu den Zuständigkeiten von Bund und Bundesländern.

Wann liegen verlässliche bundesweite Zahlen zur Ernte 2023 vor?

Das erste vorläufige, amtlich festgestellte Ernteergebnis für Getreide und Raps hat Bundesminister Cem Özdemir am 28. August 2023 bekanntgegeben. Den Erntebericht finden Sie hier. Das vorläufige Ergebnis der diesjährigen Kartoffelernte wird in der zweiten Septemberhälfte vorliegen und veröffentlicht.

Wer ist für die amtliche Ernteermittlung zuständig?

Es ist Aufgabe der statistischen Ämter in Deutschland die Erntemengen bei wichtigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen festzustellen. Ziel der Erntestatistik ist, die Versorgungslage mit Grundnahrungsmitteln verlässlich einzuschätzen. Zudem spielen die Erntedaten für die Marktbeobachtung auf EU-Ebene, zunehmend aber auch im globalen Maßstab im Hinblick auf die Versorgungssicherheit mit Grundnahrungsmitteln, eine wichtige Rolle. Die deutschen Erntedaten fließen insoweit auch in internationale Statistiken, u.a. bei Eurostat (Statistisches Amt der EU) und bei der Europäischen Kommission, ein.

Wie genau kommen die Erntezahlen des BMEL zustande?

Um die Erntemenge einer Fruchtart zu berechnen, werden die Erntefläche und der durchschnittliche Hektarertrag in der betrachteten Region benötigt. Diese Eckdaten werden in Deutschland aus drei dezentralen agrarstatistischen Erhebungen gewonnen, die durch das Agrarstatistikgesetz geregelt sind:

  • der Bodennutzungshaupterhebung,
  • der Ernte- und Betriebsberichterstattung (EBE) und
  • der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE).

Hierbei arbeiten die statistischen Ämter der Länder und des Bundes eng zusammen.

  • Die Arbeiten auf regionaler Ebene führen die Landesämter durch. Sie stellen auch ihre jeweiligen Landesergebnisse zusammen und veröffentlichen diese in eigener Regie.
  • Aus den Länderergebnissen wird anschließend das Bundesergebnis berechnet. Eine Veröffentlichung von Bundesergebnissen ist grundsätzlich erst möglich, wenn alle Länderdaten vorliegen.

Erntebericht: Welche Rolle spielt die Bodennutzungshaupterhebung?

Die jährlich stattfindende Bodennutzungshaupterhebung liefert flächendeckende Daten über die Anbauflächen aller Ackerfrüchte und des Grünlandes. Diese Flächen werden als Ernteflächen zur Berechnung der Erntemengen zu Grunde gelegt.

Die vorläufigen Ergebnisse der Bodennutzungshaupterhebung 2023 hat das Statistische Bundesamt (StBA) am 3. August 2023 veröffentlicht. Die Flächenangaben sind erstmalig ausschließlich im Internetangebot des StBA über die Themenseite Feldfrüchte oder über die Datenbank GENESIS-Online recherchierbar.

Erntebericht: Welche Rolle spielt die Ernte- und Betriebsberichterstattung (EBE)?

Die EBE wird für Feldfrüchte und Grünland, Reben und Weinmost sowie Obst durchgeführt. Für Feldfrüchte und Grünland findet sie im Zeitraum April bis Dezember statt.

Auf freiwilliger Basis berichten sachkundige Experten – in der Regel erfahrene Landwirtinnen und Landwirte – über die in ihrem Berichtsbezirk zu erwartenden durchschnittlichen Erträge. Das Merkmalsprogramm der Berichte variiert entsprechend dem Vegetationsverlauf.

  • Zum 30. Juni nehmen die Berichterstatter und -erstatterinnen eine erste Vorschätzung der Hektarerträge von Getreide und Ölfrüchten vor.
  • Zum 31. Juli wird die Vorschätzung aktualisiert.
  • Für die später erntereifen Ackerkulturen wie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben stehen die Ertragsschätzungen in den Monaten August bis Oktober an.

Aus den Angaben der Berichterstatter und -erstatterinnen errechnet das jeweilige Statistische Landesamt die durchschnittlich gewogenen Hektarerträge. Anschließend wird für jede Fruchtart der Hektarertrag mit der Anbaufläche multipliziert und so die jeweilige Erntemenge ermittelt.

Die Länderergebnisse werden entsprechend dem vereinbarten Terminplan an das StBA übermittelt und dort zum Bundesergebnis weiterverarbeitet. Die Ergebnisse der EBE-Berichtsmonate werden sukzessive auf der Webseite des StBA bereitgestellt, entweder auf der Themenseite Feldfrüchte oder über die Datenbank GENESIS-Online, Code 41241.

Welche Rolle spielt die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE)?

Durch die BEE werden die Ergebnisse der EBE für ausgewählte Fruchtarten (die wichtigsten Getreidearten, Raps und Kartoffeln) durch objektive Ertragsmessungen abgesichert. Diese Art der Erhebung wurde 1948 eingeführt, um Kritik bezüglich mangelnder Objektivität der Ernteberichterstattung zu begegnen.

Durch das Agrarstatistikgesetz ist derzeit festgelegt, dass für die BEE bundesweit maximal 10.000Felder herangezogen werden. Diese werden in einem Stichprobenplan des StBA auf die Länder verteilt. Bei Getreide wird der Ertrag überwiegend, beim Raps ausschließlich im sog. Volldruschverfahren ermittelt, d.h. die gesamte Erntemenge eines Probefeldes wird verwogen und anhand der Feldgröße der Hektarertrag berechnet. Aus dem Erntegut werden zudem Proben gezogen.

Eine Teilmenge der Einzelproben geht an eine Untersuchungsanstalt im jeweiligen Bundesland. Dort werden der Feuchtegehalt, der Schwarzbesatz und der Auswuchs ermittelt. Der andere Teil wird an das Max Rubner-Institut in Detmold geliefert, wo weitergehende Qualitätsuntersuchungen (z. B. Rohproteingehalt und Backqualität bei Getreide, Ölgehalt bei Raps) durchgeführt werden.

Wann sind die Ergebnisse der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) verfügbar?

Auch bei der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) erfolgt die Datenaufbereitung zunächst auf der Länderebene. Die Daten werden ebenfalls nach einem vereinbarten Terminplan an das StBA weitergeleitet. Dieser Terminplan berücksichtigt, dass es in Deutschland Früh- und Späterntegebiete gibt.

In einem normalen Erntejahr beginnt die Getreideernte – mit großen regionalen Unterschieden – meist im Juli und zieht sich bis in den September hin. Im Zuge des Klimawandels ist grundsätzlich eine Tendenz zu einem früheren Erntestart zu beobachten. 2021 bildete eine Ausnahme und war aufgrund der unbeständigen Witterung mit vielen Niederschlägen und nur kurzen Trockenphasen durch einen späten Erntebeginn und zögerliche Erntefortschritte gekennzeichnet. Die Ernte 2022 begann dagegen überdurchschnittlich früh, teilweise bereits Mitte Juni, und konnte vielfach auch ungewöhnlich früh abgeschlossen werden. Im Erntejahr 2023 wurde vielerorts ebenfalls ein vergleichsweise früher Start der Ernte gemeldet. Aufgrund der nassen Witterungsverhältnisse musste die Ernte unterbrochen werden und konnte – anders als im letzten Jahr – nicht entsprechend früh abgeschlossen werden.

Wie beziehungsweise wo werden die Ernteergebnisse veröffentlicht?

Das vorläufige erste Ernteergebnis für Getreide und Raps wird stets zeitgleich vom BMEL und dem StBA bekannt gegeben; für die Ernte 2023 am 28. August. Die endgültigen Ernteergebnisse werden zu einem späteren Zeitpunkt auf der Themenseite Feldfrüchte im Internetangebot des StBA sowie künftig auf der Datenbank GENESIS-Online, Code 41241, bereitgestellt.

Zudem gibt es einen Abschlussbericht zur Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE), der neben den rein mengenmäßigen Ergebnissen auch Informationen zur Erntequalität enthält.

Die jährlichen Abschlussberichte zur BEE mit endgültigen Erntedaten sind hier verfügbar; sie erscheinen jeweils im Laufe des Jahres nach dem Erntejahr.

Erntebericht: Wie unterscheiden sich die Zahlen des BMEL von Schätzungen?

Die amtlich festgestellten Ergebnisse basieren für die wichtigsten Feldfrüchte auf tatsächlich ermittelten Ernteergebnissen von bis zu 10.000 Probeflächen (Feldern), die über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind. Dadurch ergibt sich ein repräsentatives Bild über die Ernte in den Bundesländern und für Deutschland insgesamt.

Daneben gibt es Schätzungen von Wirtschaftsbeteiligten, z. B. vom Deutschen Raiffeisenverband und vom Deutschen Bauernverband, die sich im Wesentlichen auf Umfragen unter ihren Mitgliedern stützen. Die daraus entstehenden Prognosen tragen zur Lageeinschätzung bei, liefern aber anders als die BEE keine repräsentativen Ergebnisse.

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