Bundesminister Cem Özdemir zur Bilanz der deutschen Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 2021/2022
Für die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland fällt die Bilanz im laufenden Wirtschaftsjahr 2021/22 durchschnittlich wieder besser aus. Der Bundeslandwirtschaftsminister, Cem Özdemir, kommentiert die Entwicklung:
"Es ist eine gute Nachricht, dass die Landwirtinnen und Landwirte eine positive Bilanz ziehen können. Höhere Gewinne in schweren Zeiten, da können jetzt viele Höfe durchatmen. Den Betrieben hilft das auch, sich krisenfester aufzustellen. Das alte Motto ‚Eine Ernte im Keller, eine auf der Bank und eine auf dem Feld‘ ist schließlich mit Blick auf die Krisen so aktuell wie nie. Rücklagen bilden und auch investieren können, damit der eigene Betrieb gut dasteht, das ist in der Zeitenwende einfach essentiell. Und mit dieser Verantwortung sieht sich jeder Unternehmer, jede Unternehmerin konfrontiert. Schließlich bleiben viele Herausforderungen an die Landwirtschaft, die so aktuell wie die Krisen sind: Die Klimakrise verlangt ebenso wie das Artensterben, in vielen Bereichen umzusteuern. Und der schreckliche Angriffskrieg Putins zeigt deutlich, dass Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen genauso wichtig ist wie stabile Wertschöpfungsketten.
Die Gewinnsteigerungen bei den tierhaltenden Betrieben und gerade auch bei den Schweinehaltern dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir beim Umbau der Tierhaltung Tempo machen müssen. Vielen Betrieben steht das Wasser bis zum Hals. Ich unterstütze die Betriebe mit aller Kraft, sich zukunftsfest aufzustellen. Wir werden Tierhalterinnen und Tierhalter, die ihre Ställe artgerechter umbauen wollen, unterstützen bei den Investitionen und den laufenden Kosten. Für den Einstieg in den Umbau der Schweinehaltung haben wir eine Milliarde Euro gesichert. Gleichzeitig arbeiten wir an einem Modell für die Anschlussfinanzierung, um die Ausweitung auf weitere Lebensphasen, Verarbeitungswege und Tierarten anzugehen. Die Koalition wird dafür im Frühjahr einen Vorschlag vorlegen. Und wir sorgen mit der verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung für Transparenz und damit für echte Wahlfreiheit. Ganz so, wie es die Bürgerinnen und Bürger schon bei der Eierkennzeichnung kennen und für ihre Kaufentscheidung tagtäglich nutzen. Wir kommen damit auf den Höfen und im Handel gemeinsam dem notwendigen Ziel näher, weniger Tiere besser zu halten – und teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten damit eine wirtschaftlich verlässliche Perspektive zu geben.
Was die zu hohe Nitratbelastung in vielen Regionen angeht, haben wir gemeinsam mit den Ländern den ersten Schritt mit der AVV Gebietsausweisung gemacht. Damit konnten wir vorerst hohe Strafzahlungen abwehren. Die nächsten Schritte gehe ich beim Thema Düngeregeln mit dem Ziel, zu mehr Verursachergerechtigkeit zu kommen.
Gemeinsam auf den Weg machen, das müssen wir uns auch bei der Pflanzengesundheit. Die alarmierenden Zahlen der bedrohten Insektenarten zeigen das. Es muss hier um beides gehen: schützen und nutzen. Dieses Prinzip zieht sich wie ein grüner Faden durch unsere Politik. Für den Pflanzenschutz heißt das: Ich unterstütze den Ansatz aus Brüssel, das Pflanzenschutzrecht zu harmonisieren und ein sehr klares Reduktionsziel als Messlatte aufzulegen. Die Regeln dafür müssen gleichzeitig einer nachhaltigen, krisenresilienten Landwirtschaft und dem Schutz unserer Ökosysteme dienen. Denn beides bildet das Fundament für zukunftsfeste Landwirtschaft, die unsere Ernährung sichert. Dafür braucht es bei der SUR noch Anpassungen aus unserer Sicht. Das betrifft beispielsweise die Anforderung, dass wir gleiche Vorgaben zum Schutz ökologisch sensibler Gebiete und Anpassungen bei den Berechnungsmethoden benötigen."