Erschienen am im Format Pressemitteilung Nr. 159/2021

Fangquoten 2022 für die Ostsee kann Deutschland nicht mittragen

BMEL lädt Fischerei zu rundem Tisch ein, um Zukunftsperspektiven und Hilfen zu besprechen

Der Rat der EU-Fischereiministerinnen und -minister hat intensiv in Luxemburg über die neuen Fangquoten für die Ostsee verhandelt. Deutschland kritisiert, dass die Kommission unterschiedliche Maßstäbe an die Befischung der beiden Managementgebiete Ostsee und Kattegat/Skagerrak anlegt. Einerseits müssten die heimischen Fischer an der Ostsee drastische Einschnitte hinnehmen, während anderseits nördlich der Bestand abgefischt würde. Das sei kein ganzheitlicher Ansatz. Weil die Kommission nicht auf den Vorschlag Deutschlands einging, die beiden Managementgebiete zusammen abschließend im Dezemberrat zu beschließen, konnte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Quotenbeschlüssen insgesamt nicht zustimmen.

Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Beate Kasch, erklärt in Luxemburg: „Die Überfischung des westlichen Herings muss gestoppt werden. Wir können nicht hinnehmen, dass auch in diesem Jahr unterschiedliche Maßstäbe an die Befischung des Herings der beiden Management-Gebiete westliche Ostsee und Kattegat/Skagerrak angelegt werden. Dies hat bereits zu einer dramatischen einseitigen Überfischung geführt. Hier steht die Zukunft unserer Fischerei und des Bestandes auf dem Spiel. Wir erwarten, dass im Sinne der Nachhaltigkeit der Bestand als Ganzes betrachtet und bewirtschaftet wird. Leider war dies im Rat nicht zu erreichen. Es kann nicht sein, dass unsere Ostseefischer erneut drastische Einschnitte hinnehmen müssen, aber der Bestand weiter nördlich abgefischt wird.“

Deutschland hat in den vergangenen Jahren beim westlichen Hering bereits drastische Kürzungen hinnehmen müssen: gegenüber der Fangmenge für das Jahr 2017 um 94 Prozent. Der Bestand erstreckt sich aber auch außerhalb der Ostsee in das Kattegat und das Skagerrak. Dort wurden die Fangquoten im gleichen Zeitraum deutlich weniger gekürzt. „Nur, wenn die Quoten auch dort reduziert werden, kann sich der Bestand erholen“, so Beate Kasch weiter.

Der Rat hat auf Vorschlag der Europäischen Kommission auch drastische Einschnitte für die Ostseefischerei beim westlichen Dorsch beschlossen. „Obwohl wir wissen, was für ein harter Schlag das für unsere Ostseefischer ist, ist es doch die einzige Chance, diese Bestände wieder aufzubauen. Denn nur so können wir den Ostseefischern ihre Existenzgrundlage perspektivisch sichern. Es geht jetzt darum, der Fischerei in dieser schwierigen Situation überhaupt eine Chance zu geben. Wir als Bundesministerium laden zu einem runden Tisch ein, um gemeinsam mit der Branche und weiteren Beteiligten Lösungen zu entwickeln“, erklärt Beate Kasch.

  • So setzt sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner dafür ein, dass zur Schonung der Herings- und Dorschbestände zeitweise Stilllegungen von Fischereifahrzeuge auch im Jahr 2022 finanziell gefördert werden und damit zur Überbrückung der schwierigen Situation der Fischer beitragen können.
  • Es wird eine Anpassung der Förderbestimmungen des Bundes geben, um die Anschaffung von selektiven Fangnetzen in der Schollenfischerei zu unterstützen.
  • Gemeinsam mit den Bundesländern lotet das BMEL die Notwendigkeit weiterer Abwrack-Maßnahmen aus.

Die erzielten Beschlüsse im Einzelnen

 EU-Gesamtfangmenge 2021Deutsche Quote 2021EU-Gesamtfangmenge 2022Deutsche Quote 2022Anpassung
  In Tonnen (t)In Prozent
Hering westliche Ostsee1.575869788435- 50 %
Dorsch westliche Ostsee4.000853489 (nur Beifang)104
(nur Beifang)
- 88 %
Dorsch östliche Ostsee595 (nur Beifang)54

595 (nur Beifang)54
(nur Beifang)
0
Scholle7.2405769.050720+ 25 %
Sprotte222.95813.933251.94315.744+ 13 %

 Bei der Freizeitfischerei wird die Tagesfangmenge pro Angler und Tag beim Dorsch und Lachs auf je einen Fisch festgelegt („Bag Limit“).

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