Özdemir: "Wertschöpfung und gute Arbeitsplätze vor Ort stärken"
BMEL fördert regionale Bio-Wertschöpfungsketten mit 9,7 Millionen Euro
Mit insgesamt 9,7 Mio. Euro fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 20 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum Auf- und Ausbau regionaler Bio-Wertschöpfungsketten. Das gemeinsame Ziel der bis zu drei Jahre dauernden Projekte: Die Erzeugerinnen und Erzeuger mit Verarbeitungs- und Handelsbetrieben vor Ort zu verzahnen, damit die Wertschöpfung in der Region bleibt. Denn eine resiliente Landwirtschaft und Ernährung brauchen regional verankerte Wertschöpfungsketten, die von der Erzeugung über die Erfassung und Verarbeitung bis hin zum Handel und zur Außer-Haus-Verpflegung reichen.
Bundesminister Cem Özdemir sagt dazu: "Wo die Milch gemolken oder das Korn geerntet wird, dort macht auch die Verarbeitung der Waren Sinn. Starke regionale Wertschöpfungsketten bedeuten starke ländliche Regionen! Sie bedeuten mehr Unabhängigkeit von Schwankungen auf internationalen Märkten. Außerdem bleiben Arbeitsplätze und Wertschöpfung bei den Menschen in der Region, wenn Milch in regionalen Molkereien verarbeitet wird oder das Getreide in der Mühle vor Ort. Es sind gerade auch die mittelständischen Unternehmen, die handwerklich bestens mit unterschiedlichen Rohstoffqualitäten umgehen können, beispielsweise wenn es um Mehle mit guter Backqualität geht. Das ist insbesondere bei Bio-Erzeugnissen von hoher Bedeutung. Ich freue mich daher, so viele spannende und erfolgversprechende Projekte in den ländlichen Räumen fördern zu können, die zu guter regionaler Bio-Wertschöpfung beitragen."
Das Förderspektrum von "Regionale Bio-Wertschöpfungsketten" reicht von Studien zur Analyse, Bewertung und Transparenz von Bio-Wertschöpfungsketten bis hin zu Maßnahmen zur Netzwerkbildung und Stärkung von Kooperationen. Über 30 Forschungseinrichtungen, Vereine und Unternehmen erhalten eine Förderung. Ein Schwerpunkt liegt in der Außer-Haus-Verpflegung, die ein wichtiger Hebel für eine gesteigerte Bio-Nachfrage darstellt. So untersucht ein Projekt, wie ökologisch angebaute Erbsen und Bohnen vom Acker bis in die Gastronomie gebracht werden können. Ein anderes Modellvorhaben hat zum Ziel, mehr regionales Bio-Gemüse in die Gemeinschaftsverpflegung zu bringen.
Je nach Region werden ganz unterschiedliche Wertschöpfungsketten in den Fokus gerückt – vom Wein im Rheingau über Projekte für Tee- und Gewürzpflanzen, bei dem Betriebe in ganz Deutschland einbezogen werden bis zum Reallabor für Weizen und Körnerleguminosen in acht Regionen in Hessen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.
Hintergrund:
Der Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2021 belegt, dass die Regionalität bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ein wichtiges Kriterium beim Lebensmitteleinkauf ist. Der ökologische Landbau ist eine besonders ressourcenschonende und umweltverträgliche Wirtschaftsform. Aus diesem Grund setzt sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag das Ziel, 30 Prozent Bio-Flächenanteil bis 2030 zu erreichen.
Regionale Bio-Wertschöpfungsketten können einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und Ausweitung des ökologischen Landbaus in Deutschland leisten und spielen eine zentrale Rolle für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem sowie die Vitalisierung der ländlichen Räume. Das BMEL hatte 2022 die Bekanntmachung "Regionale Bio-Wertschöpfungsketten" veröffentlicht, auf die 51 Projektskizzen eingereicht wurden. Im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) betreut die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die Vorhaben als Projektträger.
Projektbeispiele
- Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Deutschland wird zusammen mit der Hochschule Fulda eine Strategie entwickeln, um ökologisch angebaute Erbsen und Bohnen vom Acker in die Gastronomie zu bringen. In einem anderen Modellvorhaben zur Gemeinschaftsverpflegung geht es darum, Inklusionsunternehmen darin zu unterstützen, Bio-Gemüse für Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung vorzuverarbeiten.
- Das Institut für Ländliche Strukturforschung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main hat es sich zum Ziel gesetzt, regionale Wertschöpfungsnetzwerke zu schaffen, die mehr Bio-Gemüse in die Gemeinschaftsverpflegung bringen.
- Im hessischen Rheingau untersuchen Forschende der Hochschule Geisenheim am Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau innovative und nachhaltige Vermarktungsstrategien von Öko-Weingütern. Außerdem gehen sie am Beispiel des Rheingaus der Frage nach, welchen Einfluss der Bio-Weinbau in puncto Nachhaltigkeit für eine Region erzielen kann.
- Für den Anbau und die Verbreitung ökologisch produzierter Arznei- und Gewürzpflanzen engagiert sich der Ökoplant e. V. Mit dem Projekt "Teepot" will der Verein die Potenziale und Hemmnisse der regionalen Vermarktung von Tee- und Gewürzpflanzen ermitteln und Kooperationen mit regionalen Akteuren anstoßen.
- Das Projekt "VORWERTS" des Fachbereichs Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel zielt darauf ab, für Weizen und Körnerleguminosen aus ökologisch angebauten Mischkulturen regionale Wertschöpfungsketten zu schaffen. Das als Reallabor angelegte Projekt setzt auf einen partizipativen Ansatz: Es bindet die Akteure - Landwirtinnen und Landwirte, Mühlen bis hin zu Bäckereien und Konsumentinnen und Konsumenten – aus acht regionalen Bio-Wertschöpfungsketten intensiv ein.
Eine Studie untersucht die Rolle und Bedeutung, welche dem Handel innerhalb der Wertschöpfung zukommt. So wird sich das Institut für Betriebslehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Universität Gießen Lebensmittelkooperativen in den Blick nehmen und erforschen, inwiefern diese zur Stärkung regionaler Bio-Wertschöpfungsketten beitragen.