Wissenschaftsrat legt Empfehlungen für Agrar-, Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften vor
Bender: "Forschung hat große Bedeutung auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit"
Der Wissenschaftsrat hat heute seinen Bericht mit Empfehlungen für die Agrar-, Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften für die kommende Dekade veröffentlicht. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hatte diese umfassende Strukturbegutachtung 2021 in Auftrag gegeben.
Wie gelingt es Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik gemeinsam, das Klima, die Umwelt und unsere biologische Vielfalt bestmöglich zu schützen, die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, und die Landwirtinnen und Landwirte so zu unterstützen, dass sie die damit einhergehenden Anforderungen bewältigen können? Der Wissenschaftsrat zeigt in seinem Bericht Möglichkeiten auf, wie die fachbezogene Forschung künftig inhaltlich und strukturell aufgestellt sein sollte, um Antworten auf diese zentralen Fragen zu finden.
Die Empfehlungen adressieren sowohl Bund wie Länder als auch die Wissenschaft selbst. Sie reichen von neuen nationalen und internationalen Kooperationen, Mapping und Strategieprozessen, ressortübergreifenden Maßnahmen der Strategiebildung und Politikberatung bis hin zu Forschungs- und Dateninfrastrukturen oder zum Überdenken des Exzellenzbegriffs.
Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, sagt dazu: "Der Forschung kommt bei der Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme hin zu mehr Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle zu. Es ist oft mit viel Mühe verbunden, Maßnahmen für zukunftsfeste und sozial gerechte Agrar- und Ernährungssysteme zu gestalten und auszuhandeln. Daher brauchen wir die Forschenden als Vordenkende, als Mutmachende, aber auch als Warnende vor möglichen Risiken und Widerständen. Auf diese Vielfalt der wissenschaftlichen Erkenntnisse kann die Politik des BMEL aufbauen."
Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats bieten vielfältige Impulse entlang von fünf sogenannten Handlungsräumen: (1) Forschung, (2) Forschungs- und Dateninfrastrukturen, (3) Bildung, (4) Transfer und Innovation sowie (5) Wissenschaftskommunikation und Politikberatung. Zudem spricht der Wissenschaftsrat übergreifende Empfehlungen zur einer strategischen und strukturellen Integration der Agrar-, Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften in Deutschland aus. Konzeptioneller Rahmen der Empfehlungen bildet die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme. Dieser Rahmen findet sich auch in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation der Bundesregierung wieder.
Das BMEL sieht die Notwendigkeit struktureller Veränderungen in den Agrar-, Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften hin zu einer transformationsorientierten Forschung. Ein Ausblick zur konkreten Umsetzung von einzelnen Empfehlungen, beispielsweise den empfohlenen „Food Systems Research Hubs“, kann derzeit noch nicht gegeben werden. Zuerst steht ein interner Konsultationsprozess an, in dem die Empfehlungen begutachtet werden. Das BMEL baut hinsichtlich der gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozesse auf wissenschaftlichen Erkenntnissen auf: von der Problemformulierung zum politischen Agenda-Setting und der Implementierung bis hin zur Wirkungsmessung.
Die Empfehlungen wurden durch eine vom Wissenschaftsrat eingesetzte Arbeitsgruppe aus Sachverständigen, die fast ausschließlich im Ausland tätig und keine Mitglieder des Wissenschaftsrats sind, sowie Vertretungen aus den Bundesländern und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das BMEL war als Gast involviert. Die Kosten für die Untersuchung betrugen insgesamt 1,2 Millionen Euro.
Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats finden Sie hier.