Waldzustandserhebung 2024 ist ein erneuter Weckruf
Nur jeder fünfte Baum gesund
Deutschland ist Waldland. Ein Drittel der Landfläche ist mit Wald bedeckt. Wälder prägen nicht nur unsere Landschaften, sie erfüllen auch wichtige Funktionen für Mensch, Natur und Klima. So wirken Wälder klimaregulierend und speichern Kohlenstoff. Doch der Zustand der heimischen Wälder bleibt besorgniserregend: Laut aktueller Waldzustandserhebung 2024 des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) weisen weiterhin vier von fünf Bäumen Schäden auf. Die Situation hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verbessert. Zwar war die Witterung im Jahr 2024 günstiger als in den Vorjahren – dennoch leiden Fichte, Kiefer, Buche und Eiche weiter unter den Nachwirkungen langanhaltender Trockenperioden und überdurchschnittlich hoher Temperaturen seit 2018.
Alois Rainer, Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat: "Die Baumkronen sind ein Seismograph für den Zustand der Bäume. Und der Blick nach oben in die Baumkronen zeigt: Unsere Wälder haben Dauerstress. Das sehe ich in meinem eigenen Wald genauso wie überall im Land. Hitze, Trockenheit und Schädlinge setzen unseren Wäldern weiter zu. Nur jeder fünfte Baum trägt noch volles Grün.
Ich sehe das mit Sorge – und mit Verantwortung: Denn der Wald ist mehr als Natur. Er ist Lebensraum, Klimaschützer und Wirtschaftsfaktor. Als nachwachsender Rohstoff sichert Holz Arbeitsplätze und Wohlstand auf dem Land und in den Städten. Waldschutz ist Heimatschutz. Über Jahrhunderte wurde er uns von Generation zu Generation weitervererbt. Unsere Wälder nachhaltig zu bewirtschaften, das ist auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe.
Wir brauchen auch für die nach uns folgende Generationen gesunde, stabile Wälder. Deshalb entlasten wir die Waldbesitzenden, statt ihnen überflüssige Bürokratie aufzuhalsen. Wir investieren in die Wiederaufforstung und den Waldumbau, in die Forschung und den Wissenstransfer – und stärken damit die nachhaltige Waldbewirtschaftung: Waldnutzung und Waldumbau sind aktiver Klimaschutz."
Für die Jahre 2019 bis 2024 wurde von den Ländern insgesamt ein Wiederbewaldungsbedarf von etwa 525.000 Hektar gemeldet. Seit 2022 hat der Bund und die Länder gemeinsam über die Gemeinschaftsaufgabe Agrar- und Küstenschutz mehr als 200 Millionen Euro in Wiederbewaldung und Waldumbau auf knapp 50.000 Hektar Waldfläche investiert. Zusammen mit dem Förderprogramm "Klimaangepasstes Waldmanagement" des BMLEH, das ein Finanzvolumen von rund 135 Millionen Euro pro Jahr hat, stehen damit die notwendigen Mittel für Investitionen in die Wiederaufforstung, die Entwicklung und den Erhalt der Wälder zur Verfügung. Mit dem Förderprogramm werden derzeit rund 1,5 Millionen Hektar Privat- und Kommunalwald erreicht.
Hintergrund:
Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2024
Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 hat der Anteil der deutlichen und mittleren Kronenverlichtung, also der sichtbare Blatt- bzw. Nadelverlust, aller Baumarten zugenommen. Im Jahr 2019 konnten die deutlichsten Veränderungen beobachtet werden. Insgesamt befinden sich die Schäden seitdem weiterhin auf einem sehr hohen Niveau und haben sich je nach Baumart im Vergleich zum Vorjahr gar nicht oder nur sehr geringfügig verändert. Es haben sich keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustands eingestellt, aber auch keine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu 2023.
Bei der Fichte ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 43 Prozent auf 39 Prozent gesunken. Auf die Warnstufe entfielen unverändert 40 Prozent. Ohne Verlichtungen waren es 21 Prozent (2023: 17 Prozent). Die mittlere Kronenverlichtung ist von 28,6 Prozent auf 27,2 Prozent leicht gesunken. Im Vergleich zu den anderen Hauptbaumarten weist die Fichte die höchste Absterberate auf.
Bei der Kiefer blieb der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei 24 Prozent. Auf die Warnstufe entfielen im Jahr 2024 56 Prozent (vgl. 2023: 53 Prozent). Der Anteil ohne Verlichtungen ist von 23 Prozent auf 20 Prozent gesunken. Die mittlere Kronenverlichtung stieg 2024 geringfügig von 22,3 Prozent auf 22,5 Prozent.
Auch bei der Buche verblieb der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung mit 46 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Auf die Warnstufe entfielen 36 Prozent (vgl. 2023: 39 Prozent). Der Anteil ohne Verlichtungen hat sich mit 18 Prozent (vgl. 2023: 15 Prozent) leicht verbessert. Die mittlere Kronenverlichtung ist mit 28,5 Prozent unverändert.
Die Eiche ist das traurige Schlusslicht: Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 44 Prozent auf 51 Prozent gestiegen. Der Anteil der Warnstufe sank dagegen leicht von 39 Prozent auf 33 Prozent. Auch der Anteil ohne Verlichtungen sank leicht um einen Prozentpunkt von 17 Prozent auf 16 Prozent. Die mittlere Kronenverlichtung ist von 27,6 Prozent auf 29,3 Prozent gestiegen.
Weitergehende Informationen:
Die bundesweite Waldzustandserhebung wird seit 1984 jährlich von den Ländern auf einem systematischen Stichprobennetz (16 km mal 16 km) durchgeführt. Das Bundesergebnis wird aus den von den Ländern bereitgestellten Rohdaten am Institut für Waldökosysteme des Thünen-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei) berechnet.
Der Wald erfüllt vielfältige Nutz- und Schutzfunktionen, ist Kohlenstoffspeicher und bildet eine wichtige Lebensgrundlage für Mensch, Pflanzen und Tiere. Um Risiken für Wälder rechtzeitig zu erkennen, ist eine langfristige Beobachtung entscheidend. Denn erst auf der Grundlage langjähriger Messreihen kann beurteilt werden, wie sich Umweltveränderungen auf die Gesundheit der Wälder auswirken. Zur Überprüfung des Waldzustandes ist der jährliche Blick in die Kronen unablässig. Denn die Kronenvitalität ist ein wichtiger Baustein zur Beurteilung des Gesundheitszustandes und der Leistungsfähigkeit unseres Waldes.
Die Waldzustandserhebung 2024 finden Sie auf unserer Homepage.