Traditionen und Bräuche fördern das Gemeinschaftsgefühl
Rede von Bundesminister Cem Özdemir beim politischen Erntedank und Verleihung der Prof. Niklas-Medaillen am 8. Oktober 2024 in Berlin
Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede,
nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern die Dankbaren sind glücklich. So sagt man zumindest. Wir sind dankbar! Dankbar für die Gaben, die uns die Natur schenkt. Dankbar den Menschen, die dafür sorgen, dass wir diese Gaben genießen können – unseren Bäuerinnen und Bauern und ihren Familien. Herzlich willkommen zu unserem Politischen Erntedank!
Erntedank ist eine jahrhundertealte Tradition, die an unsere Verbundenheit mit der Natur erinnert – und an unsere Abhängigkeit von ihr. Dieser Brauch verdeutlicht die harte Arbeit der Bäuerinnen und Bauern – und ihr ständiges Ringen mit der Natur. Erntedank ist ein Symbol, das die Bedeutung der Landwirtschaft zeigt – besonders in unserer modernen Gesellschaft, in der viele keinen direkten Bezug mehr zur Landwirtschaft haben. Erntedank ist jedoch weit mehr als das. Denn gäbe es Bräuche und Traditionen nicht, würden wir sie erfinden. Sie schaffen Orte, an denen wir zusammenkommen. Sie sind Wegmarken, an denen wir uns versichern, dass wir eine Gemeinschaft bilden – idealerweise über Generationen und soziale Schranken hinweg. Sie geben Orientierung und vermitteln ein Gefühl der Verbundenheit und Verwurzelung. Ob der Schäferlauf in Bad Urach, der Stoppelmarkt in Vechta, das alljährliche Dorffest oder eben Erntedank: Traditionen und Bräuche fördern das Gemeinschaftsgefühl. Das ist gerade in unserer Zeit bedeutsam, in der viele Menschen zwar die Notwendigkeit von Veränderungen anerkennen, aber auch Beständigkeit und Halt suchen.
"Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss alles sich ändern." Sie kennen dieses berühmte Zitat aus dem Roman "Der Leopard" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Er spielt im Italien des 19. Jahrhunderts, einer Zeit gewaltiger Umbrüche. Es ist ein Zitat, das sich heute Progressive wie auch Konservative zu eigen machen. Die einen legen mehr Wert auf das Verändern, die anderen mehr auf das Bewahren. Doch entscheidend ist die Balance zwischen Wandel und Bewahrung. Viele Menschen haben den Eindruck, dass diese Balance heute aus dem Gleichgewicht geraten ist. Man spürt Verunsicherung, wenn man durchs Land fährt und mit den Menschen spricht. Man spürt es, wenn man die Nachrichten liest und sich fragt, ob sie Zuversicht und Aufbruch stiften – oder eher Zweifel und Misstrauen.
Seit den 80er Jahren verfolge ich aufmerksam die politische und gesellschaftliche Entwicklung unseres Landes. In dieser Zeit gab es immer wieder einschneidende Ereignisse. Denken wir an Tschernobyl, an den Fall der Mauer, an die Jugoslawienkriege mitten in Europa. An die Terroranschläge vom 11. September 2001, an die Terroranschläge in Europa. Oder denken wir an 2004/05, als wir in Deutschland fast 5 Millionen Arbeitslose hatten. Die Finanzkrise 2008/09 und ihre Auswirkungen in Europa. Fukushima. Und natürlich die Wahl von Donald Trump. Die Nachwirkungen dieses Politikstils sind bis heute spürbar.
Das waren immer Ereignisse und Phasen, die unser Land bewegt, aufgewühlt und auch verunsichert haben. Aber es gab bei allen Meinungsverschiedenheiten immer einen Grundkonsens, der die politische Auseinandersetzung und die gesellschaftliche Debatte in gewisser Weise geprägt und geleitet hat: Nämlich, dass die Unterschiede zwischen Demokraten immer kleiner sind als die Unterschiede zu denen, die unsere Demokratie zerstören wollen. Es herrschte ein Grundvertrauen in die Handlungsfähigkeit von Politik und Demokratie. Es gab die berechtigte Hoffnung, dass die Kinder es eines Tages besser haben können, wenn sie sich anstrengen und dabei unterstützt werden. Man ist zwar immer in Gefahr, die Vergangenheit zu verklären, aber so habe ich es in Erinnerung.
Heute hingegen machen sich viele Sorgen um den Zustand und die Zukunft der Demokratie. Sie sorgen sich um die wirtschaftliche Zukunft des Landes, auch viele Bäuerinnen und Bauern. Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und um Sicherheit. Es geht um die Grundlagen des freiheitlichen Staates, die der Staat selbst nicht garantieren kann, wie Ernst-Wolfgang Böckenförde treffend sagte. Diese Grundlagen werden durch tiefgreifende geopolitische, wirtschaftliche und mediale Veränderungen einem Stresstest unterzogen. Ein Beispiel: Unser Zusammenleben beruht darauf, dass jeder das Recht auf eine eigene Meinung hat, aber nicht auf eigene Fakten. Hier gerät einiges ins Wanken. Bei all dem Genannten geht es auch um das Vertrauen der Menschen in den Staat und die demokratischen Parteien. Um die Frage, ob man dem Staat und den demokratischen Parteien zutraut, Probleme zu lösen. Denn genau das ist die stetige Herausforderung für die Demokratie: Nachzuweisen, dass sie Probleme lösen kann und lernfähig ist.
Was bedeutet das für uns Demokraten? Sicher nicht, dass wir alle immer einer Meinung sein müssen. Natürlich sollten wir, wenn wir eine Regierung bilden, ein gewisses Maß an Einheit zeigen. Das ist sicherlich verbesserungswürdig. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Parteien unterscheidbar bleiben und den Wählerinnen und Wählern echte demokratische Alternativen bieten – und gerade dadurch keine falschen. Deshalb reicht es nicht, sich in politischen Auseinandersetzungen nur moralisch zu empören. Man muss in der konkreten Sache argumentieren und aufzuzeigen, dass jede politische Haltung ökonomische, soziale oder ökologische Konsequenzen hat. Man muss deutlich machen, wofür man steht, Lösungen erarbeiten und damit überzeugen. Überzeugen und Vertrauen schaffen – darum geht es doch in der Demokratie.
Auch darum investieren wir zurzeit viel Zeit und Kraft in ein Thema, dass jede und jeden betrifft: Der Abbau unnötiger Bürokratie. Wir haben es uns an vielen Stellen zu bequem gemacht im verwaltungstechnischen Regelungsdickicht. Gerade auch in der Landwirtschaft. Selbst als Nicht-Praktiker schlage ich oft die Hände über dem Kopf zusammen, wenn mir auf meinen Hofbesuchen gezeigt wird, welch unsinnige und praxisferne Vorgaben es gibt. Das stärkt nicht das Vertrauen in den Staat. Darum packen wir das an und haben bereits erste Erleichterungen auf den Weg gebracht, weitere werden folgen. Der Bürokratieabbau ist ein konkretes Beispiel, wo wir als Staat zu guten Lösungen und Kompromissen kommen können, wenn wir zuhören und von der Praxis lernen.
Was ich hier exemplarisch schildere, ist gewissermaßen die Voraussetzung, unser Land voranzubringen: Die Bereitschaft zur Kritik und Selbstkritik. Die Kraft der Argumente und der Werte der Aufklärung, ein anständiger Umgang miteinander und unterscheidbare Angebote der Demokraten an die Wählerinnen und Wähler. Ebenso wichtig sind klare Unterscheidungen zwischen Demokraten und Anti-Demokraten. Auf dieser Basis können wir jede Krise und Herausforderung bewältigen und Zuversicht schaffen. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Und gerade in der Landwirtschaft gibt es wahrlich große Herausforderungen. Seit fast drei Jahren bin ich Minister. Eines habe ich schnell verstanden: Landwirtschaft und Ernährung sind Themen, wo die Gemüter sich schnell erhitzen. Hier heißt es nicht: "Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage". Hier heißt es: "Bratwurst oder keine Bratwurst". Ja, leider bewegen sich manche Debatten auf diesem Niveau. Und noch etwas habe ich schnell verstanden: Wenn man 100 zufällig ausgewählte Personen aus dem Bereich Landwirtschaft und Ernährung fragt, wer sich zu den 20 besten Experten zählt – dann werden sich 80 melden. In dieser Situation orientiere ich mich an drei Prinzipien.
Erstens: Ständiges Dagegensein ist keine Haltung. Das ist eher ein Haltungsschaden. Es gibt unterschiedliche Interessen, aber das darf nicht bedeuten, den Status quo zu bewahren, während sich die Welt um uns herum verändert. Es darf auch nicht bedeuten, unter dem Vorwand angeblicher Veränderungsbereitschaft tatsächliche Veränderungen zu verhindern, nur weil sie mit Zumutungen und Anstrengungen verbunden sind. Kurzfristig mag sich das lohnen, langfristig ganz sicher nicht. Das sollten wir inzwischen wirklich verstanden haben. Ohne Zumutungen geht es nicht – sie sind Investitionen in eine bessere Zukunft. Ja, Investitionen sind immer auch mit einem Risiko verbunden. Aber das macht doch gerade erfolgreiches Unternehmertum aus. Etwas zu wagen, mutig nach vorne zu gehen, bietet neue Chancen. Die kann ich aber nicht nutzen, wenn ich immer gegen alles Neue bin.
Zweitens: Es gibt noch einen anderen Haltungsschaden: Wenn man meint, immer recht zu haben. Das ist keine gute Voraussetzung, um zu guten Lösungen zu kommen. Ich habe es schon oft gesagt und werde nicht müde, es zu wiederholen: "Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte". Das sind die Worte des damals 100-jährigen Philosophen Hand Georg Gadamer und ich teile sie zu 100 Prozent. Nicht nur, weil diese Haltung offenbar ein gutes Rezept ist, gesund alt zu werden – sondern auch, weil sie zutiefst demokratisch ist. In einer Demokratie sind unterschiedliche Perspektiven und Interessen nicht nur legitim. Vielmehr sind sie die Grundlage dafür, dass wir uns weiterentwickeln. Entscheidend ist, dass unterschiedliche Meinungen respektiert werden, um zu einer guten und praktisch umsetzbaren Lösung zu kommen, die mehrheitlich getragen wird.
Und drittens: Ohne Kompromisse kommen wir nicht voran. Wie sollen wir mit Demokratinnen und Demokraten, die anderer Meinung sind, sonst gemeinsam Lösungen finden? Es geht nicht anders. Entscheidend ist, dass Kompromisse einen Zweck erfüllen und nicht Selbstzweck sind. Sie müssen sich als sinnvoll erweisen und sich bewähren. Es ist manchmal effektiver, viele kleine Schritte zu unternehmen, anstatt auf den großen Durchbruch zu warten. Hinter der Hoffnung auf einen Durchbruch kann man sich auch verstecken. Wichtig ist, dass alle Demokraten eine Bereitschaft zum Kompromiss tatsächlich zeigen müssen. Ja, manchmal müssen sie sich auch von der reinen Lehre verabschieden und über ihren Schatten springen. Auch ich muss das tun. Und diese Bereitschaft zum Kompromiss braucht es gerade in der Landwirtschaft, damit sie zukunfts- und krisenfest wird. Das zeigt gerade die diesjährige Ernte. Die Landwirtinnen und Landwirte haben dafür gesorgt, dass die Speicher gut gefüllt sind. Doch die Zeiten haben sich geändert. Es gilt, dass nichts mehr so beständig ist, wie es vielleicht früher einmal war. Die Auswirkungen der Klimakrise machen sich deutlich in den Ernteerträgen bemerkbar. Man könnte jetzt sagen, dass das Wetter zum Berufsrisiko gehört und es sich um normale Schwankungen handelt. Dem ist aber nicht so. Es handelt sich um Extremwetter. Es wird häufiger und es dauert länger.
Was bedeutet das für uns? Ganz sicher nicht, einfach so weiterzumachen wie bisher. Wer glaubt, dass es beim Kampf gegen die Klimakrise und der Anpassung an ihre Folgen einfache Lösungen gäbe, irrt leider. Wer aber sagt, dass wir uns die klimafeste Weiterentwicklung der Landwirtschaft nicht leisten können, dem entgegne ich: Dagegensein und Nichtstun ist viel teurer. Wir können nicht wollen, dass Ernten zum Lotteriespiel werden.
Während einige den Klimawandel derzeit am liebsten herunterspielen, brauchen sie Landwirte nicht zu überzeugen. Sie sind sich bewusst, dass Klimaschutz auch bedeutet, ihre Ernten zu schützen. Deshalb: Klimaschutz und Klimaanpassung sind das Gebot unserer Zeit. Ebenso der Schutz der Artenvielfalt, denn wie brachte es der Biologe Josef Settele kürzlich auf den Punkt: "Ernährung ist nichts anderes als die Anwendung der Artenvielfalt für den menschlichen Nutzen." Nutzen und schützen, bewahren und weiterentwickeln – das müssen wir miteinander in Einklang bringen. Wir müssen unsere Landwirtinnen und Landwirte bei diesen Herausforderungen weiter unterstützen. Es geht um wirksame Lösungen für die nachhaltige, klimaschonende Arbeit auf dem Feld und im Stall. Es geht um Betriebe mit guter Perspektive auch in den kommenden Generationen, damit unsere Versorgung mit heimischen und regionalen Produkten sicher ist. Es ist eine gewaltige Aufgabe, aber keine unlösbare. Darum investieren wir in Forschung, stärken alternative Anbaumethoden und erweitern und konkretisieren den Instrumentenkasten. Genau im Sinne von zwei heutigen Preisträgern.
Lieber Professor Heß,
seit über 40 Jahren setzen Sie sich für den ökologischen Landbau ein. Sie haben schon in jungen Jahren dafür gekämpft, Forschung und Lehre zum Ökolandbau in der deutschen Wissenschaftsgemeinschaft zu etablieren. Heute sind die Wissenschaften zur ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft selbstverständlich. Niemand würde auf die Idee kommen, dass dies nicht immer schon so war. Sie haben aber auch immer über den universitären Tellerrand hinausgeguckt. Nur mit Ihrer Unterstützung war die Einführung der Öko-Feldtage als Plattform und Schaufenster zur Präsentation einer modernen nachhaltigen Landwirtschaft möglich. Praktisch "nebenbei" haben Sie das erste Bundesprogramm ökologischer Landbau wesentlich mitgestaltet. Damit haben Sie vor über 20 Jahren die Grundlage gelegt für die erfolgreiche Entwicklung der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Herzlichen Dank dafür, Professor Heß!
Lieber Herr Domin,
ich habe ja gerade schon erwähnt, dass ich seit drei Jahren Minister bin und viel Neues gelernt und kennengelernt habe. Dabei muss man ja aufpassen, von Highlights zu sprechen, um andere nicht zu enttäuschen. Aber die aktuellen Entwicklungen auf den Höfen zum Agroforst haben mich begeistert, ich finde sie hochspannend. Sie sind einer der Pioniere, die dieses Thema vorantreiben. Seit vielen Jahren engagieren Sie sich im Bereich Agroforstwirtschaft. Und das nicht nur praktisch in Ihrem Betrieb, sondern auch in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen und ehrenamtlich im Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft. Ihnen ist mit zu verdanken, dass sich Agroforstsysteme weiter etablieren. Ihnen ist mit zu verdanken, dass mehr und mehr Bäuerinnen und Bauern so einen Beitrag für stabile Ernten auf ihren Betrieben und gleichzeitig im Kampf gegen die Klimakrise leisten. Sie haben früh erkannt, dass Dagegensein und Nichtstun viel teurer ist, als in die Zukunft zu investieren. Danke dafür, Herr Domin!
Investieren, Kompromisse und Veränderungen sind auch zentrale Themen, wenn wir über die Zukunft der Tierhaltung sprechen. Diese Bundesregierung steht wie keine davor für die Weiterentwicklung der Tierhaltung in Deutschland. Unser Bundesprogramm zur Finanzierung des Umbaus ist angelaufen. Anträge für ein Fördervolumen deutlich über 150 Millionen Euro liegen bereits vor. Damit unterstützen wir Betriebe, die ihre Ställe für eine tier- und umweltgerechtere Haltung umbauen wollen. Das zeigt, dass es einen Bedarf gibt und wir an der richtigen Stelle ansetzen. Wir haben die Haltungskennzeichnung bei frischem Schweinefleisch eingeführt und wollen sie auf die Außerhaus-Verpflegung und bestimmte verarbeitete Produkte ausweiten. Seit Februar gelten in Deutschland die neuen Regeln zur Herkunftskennzeichnung. Ich kämpfe in Brüssel hart dafür, europaweit geltende Herkunftsregeln zu schaffen. Denn das schafft Transparenz und Klarheit. Das Kabinett hat den Entwurf zur Novellierung des Tierschutzgesetzes beschlossen, er wird jetzt im Bundestag beraten. Die Weiterentwicklung des Gesetzes ist sicher kein Endpunkt, aber es wird vielen Tieren in Zukunft damit bessergehen.
Liebe Frau Dr. Rusche,
wo in Deutschland Tierschutz draufsteht, stehen und standen Sie oft dahinter. Als langjährige Vizepräsidentin und wissenschaftliche Leiterin des Deutschen Tierschutzbundes sowie als Mitglied der Tierschutzkommission haben Sie sich mit großer Überzeugungskraft und Ausdauer für den Tierschutz eingesetzt, weit über unsere Landesgrenzen. Ihr Engagement und Ihr Einsatz haben gerade beim Ersatz und dem Verzicht von Tierversuchen Grundlagen geschaffen. Das war und ist beeindruckend. Es gibt beim Tierschutz immer noch viel zu tun. Vielen Dank für ihren unermüdlichen Einsatz für unsere Mitgeschöpfe, Frau Dr. Rusche.
Meine Damen, meine Herren,
Sie alle kennen sicher die Geschichte vom Hasen und vom Igel. So ähnlich ist es mit mir und unserer vierten Preisträgerin am heutigen Abend. Bei fast jedem Thema, das ich starte und anpacke, ist sie schon da. Wir reden über die Zukunft der Landwirtschaft, wer sitzt in der ZKL: Petra Bentkämper. Wir reden über unsere ländlichen Räume, wer sitzt in unserem Sachverständigenrat Ländliche Entwicklung: Petra Bentkämper. Wer bietet Argumentationsratgeber für den demokratischen Umgang mit Populismus: Petra Bentkämper vom LandFrauenverband. Wir brauchen valide Daten zur Rolle, Bedeutung und Gleichstellung von Frauen in der Landwirtschaft und wer liefert? Frau Bentkämper und der LandFrauenverband. Ich sitze im Flieger mit Wirtschaftsminister Robert Habeck nach Brasilien und Kolumbien, um über Themen wie nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung und Frauen in der Landwirtschaft zu sprechen. Wer steigt dabei vor mir aus der Maschine: Die Antwort kennen Sie.
Liebe Frau Bentkämper, Sie werden heute ausgezeichnet, weil Sie genau hinschauen, es dabei aber nicht belassen. Weil Sie sich nicht nur für die Interessen der Landwirtinnen und Frauen einsetzen, sondern ganz grundsätzlich für ein gutes Leben und Arbeiten im ländlichen Raum. In den ländlichen Regionen steckt viel von der Kraft unseres Landes. Nicht nur die Landwirtschaft, sondern mehr als die Hälfte der (mittelständischen) Unternehmen sind hier beheimatet, die fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland und mehr als 80 Prozent der betrieblichen Ausbildungsplätze bereitstellen. Das gilt es zu bewahren und zu stärken. Ihre persönliche Auszeichnung steht stellvertretend für das Engagement aller LandFrauen in Deutschland. Nicht umsonst hat auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Arbeit der LandFrauen anlässlich Ihres 75-jährigen Jubiläum im Sommer gewürdigt. Landwirtschaft, Bildung, soziale, wirtschaftliche und politische Teilhabe von Frauen, Gleichstellung, Ehrenamt, Kultur, Nachhaltigkeit und Klimaschutz – all das sind wichtige Themen und Anliegen Ihrer Arbeit. Aber auch die Demokratieförderung − und das ist momentan wichtiger denn je, wie ich am Anfang versucht habe, deutlich zu machen. Vielen Dank, Frau Bentkämper!
Meine Damen, meine Herren, liebe Gäste,
unsere vier Preisträgerinnen und Preisträger zeigen durch Ihre Arbeit und Ihr Wirken, was es bedeutet, Haltung zu zeigen. Sie alle zeigen, dass persönliches Engagement, Neugier, Überzeugung und ein klarer Kompass für die Zukunft einen Unterschied machen können. Ja, Veränderungen bedeuten Herausforderungen und Zumutungen. Aber der heutige Abend zeigt ganz plastisch und eindrucksvoll, dass sie gestaltbar sind. Ich wünsche uns allen zum Schluss, dass wir im Sinne der heute Ausgezeichneten Haltung zeigen. Haltung, wenn es darum geht, unsere Demokratie vor Anti-Demokraten zu verteidigen. Aber auch Haltung, wenn es um die gemeinsame Arbeit an Lösungen und Kompromissen für eine zukunftsfeste Land- und Ernährungswirtschaft geht. Denn wir müssen uns bewähren.
Vielen Dank!
Ort: Berlin